Der Erbe Dschainas
Deckflügel waren, wie Skellor auffiel, winzige saubere Löcher gestanzt – klarer Hinweis darauf, dass kleine Schiffsdrohnen die Infektion mit ihren Lasern beseitigt hatten.
Skellor plumpste hin, mit dem Rücken zur kalten Wand, schloss die Augen, verband sich tief mit der Dschaina-Substruktur und schätzte die Informationen ab, wie sie ihm die Gerätschaften vorlegten, die von der Substruktur in ihm erzeugt wurden. Unbewusst fasste er an das holzähnliche Material, das seinem Schlüsselbein entwuchs und seitlich am Hals hinaufragte, bis es Kinn und Wange umfasste – an der Gesichtsseite, die dem Verstärker gegenüberlag. Dieser Teil der Substruktur war gewachsen, ehe er ihn unter Kontrolle bekam, und er musste erst noch eine Möglichkeit finden, den Vorgang rückgängig zu machen. Egal – er würde diese Möglichkeit finden!
Das Ortungsgerät, integraler Bestandteil der ganzen Struktur in seinem Inneren, registrierte keine Hawking-Strahlung mehr, und somit litt er auch nicht länger unter dem entsetzlichen Gefühl der Gefahr. Soweit er wusste, verfügte die Polis nicht über interstellare Schiffe, die funktionsfähige Runcibles mitführen konnten, da diese Geräte die Arbeit der Subraumtriebwerke störten, und doch war Hawking-Strahlung Nebenprodukt entweder eines schwarzen Lochs – verdammt unwahrscheinlich, so etwas an Bord anzutreffen – oder eines arbeitenden Runcibles, also was war da vorgefallen?
Fast auf einer instinktiven Ebene wusste Skellor, dass etwas der Occam Razor einen Besuch abgestattet hatte, und das gleiche Etwas hatte die Alarmsirenen der Dschaina-Struktur und seiner selbst ausgelöst. Er begriff, dass dieses Etwas eine große Gefahr für ihn verkörperte. Zum Glück war es jedoch wieder von Bord verschwunden, kurz nachdem das Schiff in den Subraum eingetreten war, und jetzt wurde es Zeit für Skellor, seine Pläne zu schmieden.
Er wusste: Falls die KIs, die die Polis regierten, von ihm erfuhren und von dem, was er erreicht hatte, dann würden sie nicht ruhen, bis sie ihn aufgespürt hatten. Wie viel strenger würden sie seine Arbeit jetzt noch einschränken, wo er mit seiner Arbeit eins geworden war? Sie würden ihn ins tiefste Loch werfen, das sie nur finden konnten, und es hinter ihm zuschütten. Er war jetzt nicht mehr nur ein Forscher, der in den Separatisten hilfreiche Bundesgenossen und großzügige Zahlmeister fand, sondern war im Wesentlichen selbst ein Separatist geworden. Die Polis war nun sein Feind – eine andere Möglichkeit bestand nicht mehr.
Zunächst musste er erfahren, wohin das Schiff unterwegs war, wie viele Leute sich an Bord befanden und wer sie waren – sowie alles weitere, dem er hier gegenüberstand. Er hatte jedoch noch kein gutes Gefühl bei der Vorstellung, diese Informationen direkt der Schiffs-KI zu entnehmen. Ja, er hatte in sehr kurzer Zeit gewaltige Fähigkeiten errungen, aber noch glaubte er nicht, der Konfrontation mit einer KI dieser Kategorie gewachsen zu sein. Allerdings bestanden andere Wege, die benötigten Informationen zu erlangen, ohne zu tief in die Schiffssysteme einzudringen: Menschliche Wesen stellten selbst leicht zugängliche Informationspakete dar. Natürlich wäre es auch praktisch, beim Erkunden der benötigten Kenntnisse gleich ein paar Bundesgenossen zu finden.
Skellor versuchte es mit einem Lächeln, aber das Gesicht fühlte sich steif an. Er drang tiefer in die Dschaina-Struktur ein und machte sich daran, weitere nützliche … Werkzeuge zu bauen.
Die Leiche lag ausgestreckt auf einem Tisch der Isolierkabine, während forensische Roboter – komplexe und enge Verwandte der Autodoks – wie Mistkäfer darüber hinwegschwärmten und dabei die innere Körperstruktur erforschten und katalogisierten. Cormac verfolgte diesen Vorgang mit einem Gefühl der Kälte, das er von der Plattform und der Begegnung mit Blegg mitgebracht hatte. Was er dort unten gesehen hatte … was hatte er eigentlich gesehen?
»Sie waren ziemlich nervös da unten«, sagte Mika, während sie die Bildschirme betrachtete und über die Sensorkonsolen darunter weitere Anweisungen an die Roboter eintippte.
Da unten?
Einen Moment später wurde ihm klar, dass sie von Elysium sprach und den Schwierigkeiten, die die drei Golems gehabt hatten, Mika dort herauszuholen. Er lächelte, als er sich daran erinnerte, dass sie keine direkten Fragen stellen konnte. »Man glaubte dort, man hätte es mit einem Übernahmeversuch der Polis zu tun.«
»Eine
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