Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
einer exotischen Grünpflanze durch die Tür wanken sah.
„Wenn ich mich recht besinne, passt sie ganz gut in dein Arbeitszimmer in Fontenay.“
Mit hochrotem Gesicht stellte Noel den Topf ab und reichte Alicia die Hand. „ Mo comhghairdeas! “
„Ihr seid unbezahlbar. E infach wundervoll. Die Pflanze natürlich auch.“
„Und sie ist absolut pflegeleicht. Anspruchslos, robust und einfach unverwüstlich, hat uns Ean versichert.“
„Was soll denn das heißen?“
„Nun ja, wir wissen doch, wie du …“
Alicia küsste Noel auf die Wange, worauf seine Haut regelrecht in Flammen aufging.
„Wenn ich mich vielleicht in die Schlange derer einreihen darf, die auf einen Kuss dieser wunderschönen Lady hoffen dürfen?“
„Bürgermeister Burke! Herzlich willkommen!“
„Und Ihnen meinen herzlichen Glückwunsch! “ Cathal Burke ergriff Alicias Hand und schüttelte sie hocherfreut. „Ich muss schon sagen, Sie werden von Jahr zu Jahr hübscher. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als Sie das erste Mal nach Killenymore kamen. Sie müssen damals …“
Unauffällig zog sie ihn ein Stück weiter in die Eingangshalle und fort von Manuel.
„Damals waren Sie so sechs, sieben Jahre alt, nicht wahr? So still und mager. Es war das einzige Mal, dass Sie mit Ihrem Vater hier weilten.“
„ Ganz recht. Ich danke Ihnen, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind, und wünsche Ihnen einen schönen Abend auf Sean Garraí “, würgte sie seinen Drang, sich während der nächsten Stunde über die guten, alten Zeiten auszulassen, kurzerhand ab. Sie wusste, dass Iren gern palaverten, manchmal stundenlang, ehe sie zur Sache kamen. Und darauf konnte sie heute trotz aller Freundschaft gut verzichten.
„ Es wird ganz gewiss eine tolle Party.“
„Davon bin ich überzeugt. Die Clausings und Ó Briains haben sich wieder alle Mühe gegeben , diesen Tag zu einem Höhepunkt im Jahr werden zu lassen.“
Manuel hatte in der Tat weder an Kosten noch an Aufwand gespart, um ausschließlich das Beste aufzufahren. Geschmack hatte er, das musste man ihm lassen und aus eben diesem Grund fragte sich Alicia zum wohl hundertsten Mal, ob ihm ihr Kleid wirklich nicht gefiel. Noch brennender interessierte sie allerdi ngs, warum überhaupt sie sich derart viele Gedanken darum machte. Hatte sie nur ein einziges Mal Probleme gehabt, sich ihre Kleidung für einen Abend mit Ray auszusuchen?
Kaum hatte sich Manuel in ihr Denken eingeschlichen, da nahm er sich auch schon einen Stuhl, machte es sich darauf bequem und weigerte sich, wieder zu gehen.
„Ich habe Sie an Beltane vermisst, meine Liebe.“
Oh nein! Dann doch lieber Manuel! Oder Cathal Burke mit seinen neugierigen Fragen.
James Lunny , der Heraldiker von Killenymore, kam mit theatralisch ausgebreiteten Armen auf sie zu getänzelt und Alicia hätte sich am liebsten hinter einer der mannshohen Palmen versteckt.
„Mister Lunny, h ätte ich das geahnt, hätte ich Sie selbstverständlich vorher von meiner Abwesenheit in Kenntnis gesetzt.“ Sie zwickte die Augen zusammen und unterdrückte einen Schauder, als er sie mit feuchten Lippen abbusselte und ihr dabei seine Gratulation ins Ohr hauchte.
„ Und dabei hatte ich mich sooo auf einen Tanz mit Ihnen gefreut. Das müssen Sie heute unbedingt wiedergutmachen.“
„Ich bin sicher, Ihnen ist trotz allem nicht langweilig geworden.“
„Warum haben Sie uns versetzt? An Beltane ist es Tradition, dass sich die Frauen den Mann ihrer Wahl mit ins Bett nehmen.“
„ Ich habe von diesem Brauch gehört. Und Sie hatten sich Chancen ausgerechnet, der von mir Auserwählte zu sein?“
„Es wäre mein Herzenswunsch gewesen“, hauchte er und Manuel , der wie gerufen an ihrer Seite auftauchte, verdrehte angewidert die Augen.
„Nun, vielleicht im nächsten Jahr?“
Höchstens über meine Leiche, schwor sich Manuel und funkelte Alicia zur Warnung, bloß nicht noch mehr Falsches zu sagen, bitterböse an.
„Vielleicht“, erwiderte sie kokett und klimperte albern mit den Augenlidern. „Oh, ist das nicht Ihre liebreizende Gattin, die gerade mit unserem verehrten Justin Moriarty am Arm auf uns zukommt? Ich muss sie unbedingt begrüßen.“
„Widerliches, verlogenes Pack!“, zischte Manuel , der Alicia aus der Gefahrenzone zerrte. „Dieser Kerl hat seine Frau schon betrogen, als ich noch hier lebte. Äh … ich meine, vorher. Bevor ich zur See gefahren bin. Da waren die beiden gerade mal ein halbes Jahr verheiratet.“
„ Offenbar hat sie
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