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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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es ihm nicht allzu übel genommen.“
    „ Sie ist hinter jedem Kerl her, egal, ob er ihr Großvater oder Enkel sein könnte! Hauptsache er sieht einigermaßen ansprechend aus und kriegt seinen Schwanz oft genug hoch.“
    Sichtlich schockiert flüsterte Alicia: „Woher weißt du das so genau?“
    Sie hatte ihn necken wollen, doch sein Mund wurde schmal wie ein Strich. Und ihr wurde kalt. Sollte seine Nichtantwort genau das bedeuten, was sie vermutete? Sie musste sich zwingen, nicht den Kopf zu senken. Nein, sie bezweifelte nicht, dass er die Auswahlkriterien von Síle Lunny ebenfalls erfüllte. Betonte er aus diesem Grund die oberflächliche Attitüde des blendend aussehenden, aber blasierten Eigenbrötlers? Damit sich die Frauen nicht näher an ihn heran wagten, als er wollte?
    „ Die Ehe ist für diese Leute lediglich eine Zweckgemeinschaft.“
    Manuel nahm zwei Gläser Wein vom Tablett eines Kellners und reichte eines davon Alicia. Dann führte er sie weiter, um die nächsten Gäste zu begrüßen.
    „Was erwartest du von einer Ehe?“
    „Ich? Ähm … keine Ahnung. Vermutlich gar nichts. Weißt du, darüber mache ich mir Gedanken, wenn das Thema auf der Tagesordnung steht, was wohl nicht so bald der Fall sein dürfte. Ich habe erlebt, wie schnell Pläne zunichte gemacht werden können, deswegen lasse ich es lieber gleich sein, wann immer es geht und es nur mich selber betrifft. Aber was ich sagen wollte, du warst heute nicht beim Mittagessen. Da offenbar niemand außer mir Anstoß daran genommen hat, habe ich nicht gefragt, wo du steckst. Trotzdem … ich habe dich vermisst.“
    „An jedem zwölften Mai bin ich am liebsten alleine. Deine Familie dagegen scheint das nicht zu interessieren. Sie hat sich meine Zusage erstritten – wir haben regelrechte Kämpfe ausgetragen, um zu einer für alle zufriedenstellenden Lösung zu kommen –, dass zumindest der Abend für diese Feier ihnen gehört.“
    „Es ist doch nur ein Geburtstag und keine Hinrichtung.“
    „Es ist auch der Geburtstag meines Vaters.“
    „Oh. Das wusste ich nicht. Warum feiert ihr nicht gemeinsam?“
    „Er lebt nicht mehr.“
    „ Tut mir leid, Alicia.“
    Sie mied seinen Blick, denn sie wusste, es würde ihm höchstens so lange leidtun, bis er erfuhr, wer ihr Vater war. Bis ihm klar wurde, wem seine Familie unter seinem Dach so großzügig und Jahr für Jahr Gastfreundschaft gewährte.
    „Ich hätte dich nicht bedrängen dürfen , als du … nach dem Überfall, du weißt schon. Ich wollte keine alten Wunden aufreißen. Aber ich wusste nicht, dass deine Eltern gestorben sind.“
    „Im ersten Moment hast du mich vollkommen überrumpelt , allerdings hätte ich genauso gut anders darauf reagieren können.“
    „Das hättest du. Nun, vielleicht beim nächsten Versuch?“
    „Vielleicht.“
     
    Als die Sonne der Dämmerung wich, füllte sich das Haus zusehends. Weiches Kerzenlicht erhellte die Räumlichkeiten, im Hintergrund spielte eine Band. An einem Dutzend runder Tische im Ballsaal waren jeweils sechs ihrer Freunde und Bekannten platziert. Mitten im Saal war ein großes Büfett aufgebaut und an der Stirnseite stand eine Bar. Inzwischen drängten sich die Gäste derart dicht, dass kaum noch jemand ungehindert von einem Raum zum anderen gehen konnte.
    Es kam Alicia etwas sonderbar vor, dass sich Susanne nicht blicken ließ und Manuel ihr kaum von der Seite wich. Andererseits war sie ihm natürlich dankbar dafür, dass sie die Gratulationscour nicht alleine durchstehen musste. Er mühte sich redlich, ein aufmerksamer Gastgeber zu sein, was Alicia ihm hoch anrechnete, dennoch war nicht zu übersehen, wie wenig Interesse er an den Themen hatte, welche die Gespräche beherrschten: Schafzucht und die aktuellen Getreidepreise, die neuesten Streiche der Enkel von Pete Mulcahy, Todesfälle und Hochzeiten, die ständigen Verspätungen der öffentlichen Busse und ähnlich mitreißende Informationen. Alicia beobachtete, wie er zu dem, was einer der Herren ihm gegenüber gerade sagte, eifrig nickte, obwohl er überhaupt nicht zugehört hatte. Sie konnte es ihm nicht verübeln. Gabriel de Paor war eingebildet und langweilig. Und er hatte ihr selber bereits einige Male unmissverständlich zu verstehen gegeben, einem Stelldichein mit ihr nicht abgeneigt zu sein.
    Manuels Aufmerksamkeit schien das erste Mal nicht gespielt zu sein, als die Sprache auf die geplante Umgehungsstraße des Nachbardorfes kam und sich daraufhin Burke, Lunny und Haylen Conolly, der

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