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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Schleudertrauma. Eure widersprüchlichen Signale, diese ständige Unberechenbarkeit und eure verdammten Erwartungen an mich hängen mir langsam zum Hals raus!“
    Eine Minute stand sie wie vom Donner gerührt und konnte nichts anderes, als ihn anzustarren. Dann brach sie in Tränen aus.
    „Heiliges Kanonenrohr! Gute Arbeit, Clausing. Verbeug dich, du Idiot“, beglückwünschte er sich. Voll hilfloser Verzweiflung fuhr er sich mit den Fingern durch die Haare, er ging einen Schritt auf sie zu und wich in der nächsten Sekunde vor ihr zurück.
    „Alicia, das … das war nicht so gemeint. Hör auf zu weinen. Ich mag dich, das weißt du, trotzdem … es wäre nicht richtig. Ich werde dir niemals sagen, dass ich dich liebe. Ich kann es einfach nicht. Vertrau mir. Ich will wirklich das Beste für dich.“
    Er zog sie an seine Brust, strich ihr beruhigend über den Kopf, sie dagegen konnte die Tränen nicht zurückdrängen, schluchzte lauter, bis ihr Körper von heftigen Weinkrämpfen geschüttelt wurde. Sie wehrte sich nicht, als er sie auf seine Arme nahm und zurück zum Bett trug. Dann schlüpfte er zu ihr unter die Bettdecke und hielt sie behutsam. Natürlich war ihm bewusst, dass sie keine Sekunde länger in seiner Nähe bleiben wollte – und schon gar nicht in seinem Bett –, aber sollte er Alicia so, wie sie beide waren, nämlich noch immer splitterfasernackt, über den Gang zu ihrem Zimmer tragen?
    Kein Gericht dieser Welt würde ihm diese lahme Ausrede abnehmen. Doch er konnte Alicia genauso wenig gehen lassen.
    „Ich will nicht … nicht hier sein“, schniefte sie an seiner Brust, während er ihr besänftigend über das glänzende, rotbraune Haar strich.
    Ihm war klar, dass er mit dem Feuer spielte, wenn er noch länger ihren Duft atmete, die Weichheit ihres Körpers an seinem spürte und seine Hände über ihre samtige Haut gleiten ließ.
    „Pssst. Ich weiß, mo leannán . Ruh’ dich ein wenig aus und wenn du dich besser fühlst, kannst du immer noch gehen.“
    E r hielt sie in den Armen, bis sie erschöpft eingeschlafen war. Er betrachtete sie im gedämpften Licht der Lampen und sein Herz schlug schneller. Sie versuchte, hart und unverwundbar zu erscheinen. Aber diesen Eindruck machte sie jetzt nicht. Sie sah jung aus. Und verloren. Er fuhr ihr leicht mit dem Zeigefinger über die Wange, dann zog er seine Hand zurück, überrascht von der Woge der Zärtlichkeit, die ihn überspülte und nichts mit sexuellem Verlangen zu tun hatte.
    W ie viel weiter würden sie noch gehen? Die Erkenntnis überwältigte ihn, dass sie sich gegenseitig an Orte führten, die sie nie zuvor erreicht hatten, aber auch dass die Liebeserklärung des Arztes ihn selber am Boden zerstört hatte. In jenem Moment hatte er sich verraten gefühlt, desillusioniert – und so allein wie nie zuvor. Sie hatte eine Verletzlichkeit in ihm geweckt, von der er gehofft hatte, ihr endgültig entkommen zu sein. Alicia konnte ihn verletzen.
    Und nun hatte sie ihre Gefühle für ihn, Manuel, nicht für den Doktor, offenbart. Er indes hatte nichts darauf erwidert. Er hatte es einfach nicht gekonnt, war wie vor den Kopf geschlagen von ihrem Geständnis, weil er ihr keine Hoffnungen machen durfte, die er nicht erfüllen konnte. Eines Tages würde sie die Wahrheit erfahren und das würde sie mehr verletzen, als seine Ablehnung. Würde er ihr heute Liebe vorgaukeln, nur damit sie weiterhin in sein Bett kam, würde sie ihn morgen dafür verachten, weil er sie lediglich ausgenutzt hätte.
    Eines Tages würde sie verstehen, dass er es für sie getan hatte. Eines Tages würde er ihr erzählen, warum er ihr Vertrauen und ihre Zuneigung nicht verdiente.

2 4. Kapitel
     
    Als sie die Augen aufschlug, war er fort. Umso besser. Der Morgen danach hatte für gewöhnlich etwas Vertrauliches an sich, das sie nervös machte. Ihr Blick suchte den Wecker und traf auf Manuel, der durch die Badtür trat, ein Handtuch um die Hüften geschlungen, und sie anlächelte. Seine Finger fuhren durch die noch feuchten Haare.
    „Du brauchst wohl überhaupt keinen Schlaf?“
    Er beugte sich lächelnd über sie und küsste sie leicht auf den Mund. Diese flüchtige Berührung genügte, um ihre guten Vorsätze, ihn zum Teufel zu jagen, zu vergessen. Sie liebte ihn und deswegen würde sie sich mit dem begnügen, was er ihr zu geben bereit war.
    Selbst wenn er ihr am Ende das Herz brechen würde.
    „Nicht viel. Aber du warst ziemlich geschafft nach dem gestrigen Trubel, sodass ich mehr

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