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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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irgendeinem Mann zu glauben, ganz gleich, wie ehrlich und zuverlässig er zu sein schien. Am Ende enttäuschen sie dich alle, rief sie sich verbittert in Erinnerung.
    Sogar ihr Vater hatte behauptet , sie zu lieben und niemals mehr allein zu lassen, als er sie nach Jahren der Suche in Gabun gefunden hatte. Und was war aus diesen Versprechungen geworden? Er hatte sich nach dem Tod seiner Frau Stück für Stück vom Leben zurückgezogen. Ganz allmählich, sodass es zunächst niemand bemerkte, war er gestorben. Und sie hatte daneben gestanden, ein Kind noch, und hatte nichts anderes tun können, als hilflos zuzusehen, wie er die Distanz zwischen ihnen beiden vergrößerte und schließlich in seiner eigenen Welt verschwand, an einen Ort, zu dem sie ihm nicht hatte folgen können.
    Heute wusste sie, dass er ihrer Mutter in selbstzerstörerischer Liebe verfallen war, damals indes hatte sie geglaubt, es wäre ihre Schuld, als er für immer ging.
    Sie fühlte wieder den Schmerz, der ihr wie nach einem Schlag in den Magen die Luft aus der Lunge gepresst hatte. Am Anfang hatte es dermaßen wehgetan, dass sie kaum noch Luft bekam und sich nicht rühren konnte. Und als sie wieder anfing zu atmen, blieb ein dumpfer Schmerz, der sie von da an begleitete. Jeden Tag und jede Nacht und sie wusste, der Kummer würde nie vergehen.
    Und deshalb hatte sie Angst davor, sich zu verlieben. Denn es war die Liebe, die ein Leben vernichten konnte. Wer zu sehr liebte, fügte seinem eigenen Herzen eine tödliche Wunde zu. Wie sollte sie es ein weiteres Mal ertragen, wenn ihre Liebe nicht ebenso erwidert würde? War es nicht besser, sich zu schützen, indem man ein derartiges Gefühl von vornherein aus seinem Leben verbannte?
    Dieser Mann hier behauptete nicht einmal , mehr für sie zu empfinden als sexuelle Begierde. Er war ihr in keiner Weise verpflichtet. Und deswegen würde er gehen. Eines Tages. Wenn er die ärztliche Bestätigung seiner Seetauglichkeit zurückerhielt und es ihn unweigerlich in die Welt hinaus trieb. Oder wenn er die vermisste Oberstewardess fand, an der sein Herz hing.
    Sie zwang sich , ihre Liebe und Sehnsucht zu verbergen, denn sobald er ihre Gefühle erkannte, würde die Katastrophe eintreten. Immer wieder gingen ihr seine Worte durch den Kopf: „Alle Frauen, die behaupteten, mich zu lieben, haben mich gelangweilt. Wenn mir erst einmal etwas gehört hat, interessierte es mich nicht mehr. Der Reiz des Unbekannten, dessen, was unerreichbar scheint, macht bei Frauen den wahren Wert aus. Also habe ich sie schließlich alle gehen lassen.“
    Das war eine deutliche Warnung an sie gewesen und sie hatte verstanden. Wenn sie sich trotzdem mit ihm einließ, würde er alle Verantwortung von sich weisen können. Deshalb verschloss sie ihre Liebe in ihrem Innern und heuchelte Gleichgültigkeit. Sie durfte nicht zulassen, ihre Beziehung zu wichtig zu nehmen, denn das konnte sie zermalmen, bis nichts mehr von ihr übrig blieb. Sie war schon einmal ein Nichts gewesen. Sie konnte nicht zulassen, dass es ihr noch einmal so erging.
    „Hey“, sagte er leise. „Du bist doch nicht etwa dabei, dich in mich zu verlieben, oder? Es ist eine Sache, Spaß miteinander zu haben, aber Liebe ist etwas völlig anderes.“
    „Ich …“, begann sie und versteifte sich dann. „Wer sollte sich schon in dich verlieben? Du bist der letzte Mann auf der Welt, den ich haben wollte.“
    „ Sag mir, was dich bedrückt. Wer hat dich derart verletzt, dass du ständig auf der Hut zu sein scheinst?“
    „Ich erinnere mich nicht. Und wenn ich ehrlich sein soll, will ich mich auch gar nicht erinnern. Ich weiß nur, dass ich nie wieder ein Opfer sein will, abhängig von anderen, von ihrem Wohlwollen oder ihren Launen. Eine Marionette.“
    Sie spürte, wie d er Zauber der Zweisamkeit verflog. Manuel hielt seinen Blick auf ihren Körper gerichtet. Auf den Körper, der viel zu dünn und knochig war und eher an den eines Kindes erinnerte. Sie konnte sich selbst mit seinen Augen sehen und sie hasste es. Panik erfasste sie und verdrängte die sinnlichen Empfindungen, die sie eben noch erfüllt hatten. Sie zog die Decke höher und bedeckte sich bis zum Hals damit.
    Ihre Blicke trafen sich. Er begriff und nickte kaum merklich. Langsam zog er seine Hände zurück.
    Ist er jetzt endlich wieder zu sich gekommen und versucht, seine Selbstbeherr schung zurückzugewinnen? Von diesem Moment an wird erneut seine Vernunft über all diese männliche Kraft regieren. Es hat

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