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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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drängt sich mir sofort eine Frage auf. Nur mal so, aus morbider Neugier: Heißt das, du hast dich in der Zwischenzeit dafür entschieden, für immer Deutschland und der Seefahrt den Rücken zu kehren? Dann hast du deine Kündigung bei der Reederei vermutlich bereits eingereicht.“
    Er begann zu blinzeln. „Ob ich … “
    „Und du hast deinen Haushalt in Rostock aufgelöst, weil du selbstverständlich zu mir nach Fontenay-aux-Roses ziehen wirst?“
    Beim Anblick seines unvermittelt kreidigen Gesichts musste sie sich auf die Unterlippe beißen, um nicht lauthals zu lachen.
    „Deinem Gesichtsausdruck zufolge wusstest du nicht, dass ich dort lebe. Du wirst bestimmt mein Bestreben nachvollziehen können, mein Kind in Frankreich aufwachsen zu lassen. Es ist zwar ganz hübsch hier in Irland und während meines Urlaubs genieße ich diese Ruhe und Einsamkeit sogar, weil sie quasi einen Gegenpol zu der Abwechslung bilden, die Paris mit seinen Theatern und Museen, Cafés und Galerien zu bieten hat, trotzdem geht doch nichts über die französische Lebensart.“
    Unter großen Mühen klappte er seinen Unterkiefer wieder hoch. „Ali …“
    „ Und da ist dann selbstverständlich noch meine Arbeit, die ich nicht aufgeben werde, bloß weil ich schwanger bin. Ich leite seit einigen Jahren ein wissenschaftliches Projekt, dessen Komplexität und substantielle Konzeption einen kurzfristigen Wechsel nicht zulassen. Außerdem, stell dir vor, wie meine Kollegen und Freunde reagieren, wenn ich ihnen eröffnen würde, dass ich das Hausmütterchen zu spielen gedenke. Puh!“ Sie schüttelte sich angewidert. „Wo sie mich doch immer für meine Unabhängigkeit bewundert und noch viel öfter darum beneidet haben. Ich will wirklich unter keinen Umständen auf meine Freiheit verzichten.“
    Erschüttert wich er vor ihr zurück. „Ich kann unmöglich hier weg.“
    „Du warst zehn Jahre weg von Killenymore. Du hasst das Landleben. Also verzichte offiziell auf dein Erbe und komm mit mir nach Frankreich. Schließlich muss sich jemand um die Erziehung des Kindes kümmern.“
    Inzwischen sah er aus, als würde er jeden Augenblick in Ohnmacht fallen. Alicias Stimmung hob sich merklich.
    „ Großer Gott, Alicia, weißt du, was du da von mir verlangst? Warst nicht sogar du es, die mir lang und breit erklärt hat, wie sehr Damien es verabscheut, den Hausherrn spielen zu müssen? Inzwischen bin ich soweit, mich dieser Verantwortung zu stellen, und da kommst du daher und erwartest, dass ich mit dir nach Frankreich gehe, um Babysitter zu spielen? Was für Spielchen treibst du eigentlich? Was zur Hölle willst du von mir?“
    „Manuel.“ Sie trat dicht vor ihn , setzte eine mitfühlende Miene auf und tätschelte leicht seine Wange. „Ich habe es dir bereits einige Male zu verdeutlichen versucht, für dich allerdings wiederhole ich mich gerne, da dir das Verstehen offenbar schwerfällt: Ich will gar nichts von dir, denn was du mir gegeben hast, reicht vollauf. Und das solltest du endlich akzeptieren.“
    „ Nein! Nein, halt, so geht das nicht. Ich … ich werde eine Lösung finden. Gib mir etwas Zeit. Mir wird was einfallen. Vertrau mir.“
    Eine törichte Forderung, das wusste er, noch bevor er sie ausgesprochen hatte. Wie sollte sie ihm vertrauen, nachdem er sich mit schöner Regelmäßigkeit unfähig gezeigt hatte, ihr zuzuhören, ohne sie seinen Zorn spüren zu lassen?
    Alicia sammelte ein paar der Tomaten auf, die bei ihrem Boxhieb aus dem Korb gefallen waren und die sie noch nicht zertrampelt hatten. Dann legte sie zwei Salatgurken dazu und wandte sich zum Gehen.
    „ Und wie soll es jetzt weitergehen? Ich habe das Gefühl, als wären wir nicht einen Schritt vorangekommen.“
    Sie wendete ihren Kopf und nahm zu ihrer Freude einen seltenen Ausdruck nackter Panik in seinen Zügen wahr.
    „Manuel, ich brauche keinen Mann, der so rücksichtslos und egozentrisch ist wie du, für den einzig und allein zählt, was er will und braucht. Du legst fest, du bestimmst, du erwartest, du denkst. Ich etwa nicht? Ob du es glaubst oder nicht, ich habe auch ein Leben. Ich hatte eins, bevor du kamst, und ich werde es wieder haben – zugegeben in etwas abgewandelter Form –, wenn ich nach Fontenay zurückkehre. Wenn ich mit jemandem zusammenlebe, dann muss ich mich auf ihn verlassen können und zwar hundertprozentig. Dann will ich wissen, worauf ich mich mit ihm einlasse, wie er tickt, was er vom Leben erwartet. Ich will wissen, ob er mich oder bloß das

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