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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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vermutete.
    Die tatsächlich noch da waren und in eben dieser Sekunde losgrölten, während sie Alicia umringten und sie einer nach dem anderen abknutschten. Als sich dann auch noch Fearghais und Áine eiligen Schrittes näherten, die ebenfalls Alicia umarmten und ihr die Hand schüttelten, fiel es ihm wie Schuppen aus den Haaren. Wieder einmal würde er zu spät kommen – diesmal mit seiner frohen Kunde, dass Alicia mit dem nächsten Erben von Sean Garraí schwanger war.
    Er war ein Meister verpasster Gelegenheiten!
    An ihrem gequälten Gesicht sausdruck konnte er erkennen, wie unangenehm ihr dieses ganze Getue um sie war. Dabei sollten inzwischen wenigstens auf Sean Garraí alle begriffen haben, wie sie es hasste, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Trotzdem, sagte er sich eigenartig gekränkt, weil ihm klar war, welchen Anteil er an dieser Situation hatte, sollte sie nicht trotzdem vor Stolz und Vorfreude geradezu platzen? Lisa lief doch schließlich auch den lieben, langen Tag über alle vier Backen wie ein Honigkuchenpferd strahlend umher. Alicia dagegen tat, als würde sie zur Hinrichtung geführt.
     
    Sie ertrug es nicht länger, in die grinsenden Mienen zu schauen, die Glückwünsche ihrer Freunde entgegennehmen und sich zu den Spekulationen über einen Hochzeitstermin äußern zu müssen. Ohne sich zu verabschieden, schleuderte sie ihren Rucksack über die Schulter und ließ das Grüppchen wortlos stehen. Wie ein Seemann fluchend und schimpfend stürmte sie quer über die Wiesen und Hügel, kletterte über die niedrigen Steinmauern und kroch durch Hecken, bis sie nach einer Stunde und über Umwege im Dorf landete.
    Was sie schon nach wenigen Schritten bitter bereute, da die Botschaft noch schneller die Runde gemacht hatte, als sie gelaufen war.
    „Habe ich dir eigentlich erzählt, dass meine Schwester eine wahre Perle ist, wenn es ums Schneidern geht?“, wurde sie überschwänglich von Saoirse Connor, der Friseuse von Killenymore, begrüßt, als Alicia die Post betrat. „Es wäre ihr eine große Ehre, wenn sie dir bei der Auswahl des Hochzeitskleides behilflich sein dürfte. Etwas Weißes wäre wohl nicht ganz passend in Anbetracht deines gesegneten Zustandes, ein zartes Smaragdgrün dagegen, sagt sie, passt perfekt zu deinem Haar und deinen Augen. Ich habe da auch eine Idee, wie wir dein Haar zurechtmachen könnten.“
    Alicia gelang ein schmales Lächeln , während sie in ihrer Tasche nach den Briefen kramte, die sie verschicken wollte. „Danke für das Angebot, aber ich besitze bereits ein Kleid und …“
    „ Sind das etwa die Einladungen zur Hochzeit? Für wann ist denn das Fest geplant?“
    „Wie kommst du …“, denn darauf, konnte sie noch denken, als sie von der Witwe McGowan in die Arme genommen wurde und in deren weichem Busen versank, bis sie um Luft ringen musste. „Ich freue mich so für dich, mein Kind. Er ist ein schmucker Kerl, wirklich wahr.“
    „ Und sooo nett“, platzte Jane Ní Mhaonigh dazwischen, die, wie Ena behauptete, aussah wie eine Handtasche. Und sich in der Tat manchmal so benahm, musste ihr Alicia in diesem Moment Recht geben. „Ich dachte, ich könnte, weil Máire doch nicht mehr richtig sieht und Susanne, nun ja, ihr Talent liegt wohl eher auf anderen Gebieten, die Hochzeitstorte backen. Ich habe mir überlegt, dass es bestimmt recht hübsch wäre, wenn wir ein …“
    „Nun sieh dir bloß das arme Kind an, Jane. Du bringst sie ja ganz durcheinander mit deinem Geplapper.“
    „Ich glaube eher, diese r Bursche hat ihr gehörig den Kopf verdreht.“
    „Das muss wahre Liebe sein, wenn sie sich nach so kurzer Zeit füreinander entschieden haben. Es war schon immer mein Reden: Jung gefreit, hat nie bereut. Hab mir meinen Seamus geangelt, da war ich gerade sechzehn. Geangelt und nicht wieder hergegeben.“
    „Und was hat es ihm gebracht?“, stichelte Jane Ní Mhaonigh, die dereinst ebenfalls ein Auge auf Seamus geworfen hatte. „Du hast ihn mit gerade mal siebzig ins Grab gebracht.“
    Alicia nickte freundlich, lächelte in die Runde und entfernte sich behutsam rückwärts Stück für Stück von den Frauen, die eifrig Pläne schmiedeten und wieder verwarfen, diskutierten und schließlich um den Anteil jeder Einzelnen an den Hochzeitsvorbereitungen feilschten.
    Doch da hatte Alicia längst die Flucht ergriffen. Sie konnte das Gerede von Heirat und Glück und Liebe nicht mehr hören.
    „Du wirst meine rechtmäßige Ehefrau“, dröhnten ihr noch immer

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