Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
langen, zielgerichteten Schritten steuerte sie die Tür an und riss sie auf. Der Geruch dampfenden Essens, der ihr aus dem überfüllten Raum entgegenschlug, war dermaßen kräftig, dass sie einen Schritt zurück stolperte.
„Manuel Adrian Patrick!“
Wie erwartet verstummten die Gespräche auf dieses Kommando hin, zwei Dutzend Köpfe fuhren von den Tellern in die Höhe und drehten sich ruckartig in ihre Richtung.
„Hast du jetzt endlich erreicht, was du die ganze Zeit über wolltest?“, fauchte sie Manuel äußerst liebenswürdig an, die Hände kampfbereit in die Hüften gestützt.
Er schien verwirrt zu sein, als hätte er nicht die geringste Ahnung, womit er ihren Unwillen erregt hatte. Bedächtig legte er sein Besteck auf den Teller. Sein Blick glitt hinüber zu Damien, der mit wissender Miene schmunzelte und offensichtlich nicht daran dachte, seinem Bruder Schützenhilfe zu leisten.
„ Ich weiß nicht, was … Was ist denn los? Sollten wir nicht besser darüber reden … in Ruhe meine ich.“ Er nickte in Richtung Tür und stand langsam auf. „Draußen.“
„Ach? Mit einem Mal stört es dich, wenn andere die Neuigkeiten, die ausschließlich uns beide betreffen, mit anhören?“
„ Inis do Mháire i gcógar é, is inseoidh Máire dó phóbal é ”, gab Damien eine alte Weisheit zum besten und schaute mit einem Ausdruck des Bedauerns zu Alicia.
Widerwillig ließ sie zu, dass Manuel sie sanft in eine abgelegene Ecke dirigierte, wo lediglich ein paar Touristen saßen und sie einigermaßen ungestört waren.
„Wieso erzählst du allen … Ich habe laut und deutlich ‚Nein’ gesagt. Und zwar zu deinem Antrag.“
„Was soll das heißen?“ Er trat mit vor Verblüffung ausgebreiteten Armen noch dichter zu ihr. „Das hast du doch nicht im Ernst gemeint.“
Er stoppte jäh, als sie zu ihm herum wirbelte und ihre Hand ausstreckte, um ihn auf Distanz zu halten.
Typisch Mann! dachte sie angewidert. Da kann einem nur schlecht werden.
„Ach, nicht? Ich kann mich gut erinnern, es mehrfach wiederholt zu haben und es klang keineswegs nach einem verdammten Scherz! Hast du deine eigenen Worte nicht gehört?“
Sie wartete, bis er sich erinnerte. Ich kann dir keine Liebe geben. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und nickte überaus zufrieden, während sich verräterische Röte über sein Gesicht ausbreitete.
„ Das gesamte Dorf tratscht über uns. Ich kann keinen Schritt mehr machen, ohne dass mir jemand seine Hilfe beim Tortenbacken und Kleidernähen anbietet. Hast du mit denen vielleicht sogar den Hochzeitstermin abgesprochen? Nicht, dass es jemanden gibt, der an diesem Tag etwas anderes vorhat und das Ereignis des Jahres verpassen würde.“
„Die s hier ist Irland und das bedeutet, dass es nun einmal üblich …“
„ Dann lass dir ein für alle mal gesagt sein, dass du diesen bewussten Tag ohne mich erleben wirst!“, fiel sie ihm in die Parade. „Wenn du nicht kräftig nachgeholfen hättest, wüsste niemand von diesem Missgeschick. Dachtest du, wenn du mich vor vollendete Tatsachen stellst, bliebe mir gar nichts anderes übrig, als auf dein Vorhaben einzugehen – ganz nach dem Motto, dass man einen Grafen doch nicht hängenlassen kann?“
„Missgeschick? “
„ Ja, sicher. Oder wie nennst du , was passiert ist? Es war ein Unfall, ein Versehen, ein bedauerlicher Fehler. Inzwischen bereue ich bitterlich, mich mit dir eingelassen zu haben. Wie konntest du mich nur derart der Lächerlichkeit preisgeben?“
„Ich weiß gar nicht, warum du so ärgerlich bist“, äußerte er mit unschuldigem Schulterzucken.
„ Ärgerlich? Ich? Wie kommst du auf die Idee, ich könnte ärgerlich sein? Gibt es irgendeinen Grund dafür?“, schrie sie, weil es offensichtlich war, dass er sie nicht ernst nahm. Zustimmendes Gemurmel der beiden Brüder Ó Briain veranlasste sie, die Stimme etwas zu dämpfen. „Doch nicht etwa, weil du in aller Welt herumposaunst, wir würden heiraten?“
„ Deswegen bist du wütend?“
„ Tá mé le baosra. Das muss man sich bloß mal vorstellen: Ich habe noch nicht einmal ‚ja’ gesagt, da verteilst du bereits die Aufgaben für die Ausrichtung der Hochzeit! Sogar diese unverschämten Lunnys mussten ihre blödsinnigen Kommentare abgeben. Und was sollte diese vollkommen überflüssige Bemerkung von einer Liebesheirat ? Liebe auf den ersten Blick. Pfff!“
„Das … Was hätte ich denn sonst sagen sollen? Es war die einzig glaubwürdige Erklärung, die mir zu dieser
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