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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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„So war ich tatsächlich. Ich habe ihr mein Herz zu Füßen gelegt, es ihr regelrecht hinterher geworfen, weil sie sich zunächst zierte und mich auf Distanz hielt. Ganz gleich, welche Art von Gefühl sie geruhte, für mich zu empfinden. Ich war verrückt nach ihr. Und blind.“
    Unwillkürlich empfand Alicia einen Anflug von Eifersucht auf ihre gesichtslose Rivalin , obwohl sie wusste, dass sie kein Recht dazu hatte. Selbstverständlich hatte er geliebt, hatte ein Vorleben gehabt, bevor sie sich getroffen hatten. Und er hatte sie nie gebeten, Gefühle für ihn zu entwickeln.
    „Inzwischen ist mir natürlich klar, dass es um nichts anderes als den Reiz des Neuen ging, um den Spaß an der Eroberung und den Sex. Allerdings war ich nicht der Einzige, den sie an der langen Leine gehalten und mit dem sie gespielt hat, dem sie ihre Gunst schenkte, wann immer ihr danach war.“
    „ Erwartest du jetzt, dass ich dich bedauere, weil du nicht die Nummer Eins für sie warst? Oder sollte das ein Trost für mich sein?“ Weil er nämlich auch ihr nicht mehr als Leidenschaft und Sex zu bieten hatte.
    „ Du dagegen weißt stets genau, was in dir vorgeht, wie?“, belferte er los. „Du hattest noch nie Zweifel, wenn es um Gefühle ging? Dann sage mir, was du für mich empfindest. Wie nennst du das hier?“ Er deutete mit ausladender Geste auf das breite Bett mit den zerwühlten Laken und Decken. „Du hast es doch nicht lediglich ertragen. Du hast es genossen. Jedes einzelne Mal. Ist es nicht so? Du wolltest es genau wie ich.“
    „ Das habe ich nie abgestritten. Ja, ich wollte es. Und es war … schön. Nichtsdestotrotz war es nicht richtig. Voreilig. Eine Unbesonnenheit.“
    „Eine …“, er erstickte fast an dem Wort, „Unbesonnenheit? Du meinst, es hatte nichts hiermit zu tun?“ Er schlug sich die Faust an die Brust, hinter der sein Herz v or Wut und Verlangen trommelte.
    „Es war unüberlegt.“
    „Wie nett von dir“, erwiderte er mit beißendem Spott. „Eine Unbesonnenheit hat mich bislang keine Frau genannt, das kannst du mir glauben.“
    „Es ist vollkommen egal, was du für mich bist“, erklärte sie, machte auf dem Absatz kehrt und verließ sein Zimmer. Ein Schwall von Flüchen hallte in ihren Ohren wider, als sie die Tür hinter sich schloss. Sie zuckte zusammen, als etwas zu Bruch ging.
    Nur gut, dass er Beherrschung kultiviert hatte und nie ausfallend wurde. Natürlich war es nicht egal, was sie von ihm hielt. Es war das Einzige, was im Augenblick wirklich von Bedeutung für ihn war. Jetzt, da sie ihn nicht länger mit ihren türkisfarbenen Augen anklagend anschaute, konnte er sie endlich verfluchen. Sie hatte ihn beinahe dazu gebracht, vor ihr auf die Knie zu sinken und die Bruchstücke ihres Lebens zu erbetteln, die sie mit ihm zu teilen bereit war.
    Doch wenn er das täte, würde er sie dafür wahrscheinlich eines Tages mit derselben Inbrunst hassen wie sich selb er. Wie lange mochte es wohl dauern, bis er die Gedanken an seine Skrupellosigkeit nicht mehr ertragen könnte? Nicht einmal bei seinem Heiratsantrag hatte er ihr den Respekt entgegengebracht, den sie verdiente. Er hatte in seiner Selbstüberschätzung getan, als würde er ihr damit eine Ehre erweisen, und hatte mit keinem Wort erwähnt, wie viel sie ihm bedeutete.
    Kein Wunder, dass sie seinen Antrag abgelehnt hatte.
    Er wusste, wie man um das kämpfte, was man wollte, bis man es am Schluss bekam. Bedauerlicherweise war er sich inzwischen nicht mehr sicher, ob er mehr Geduld, mehr Durchsetzungsvermögen und mehr Kampfkraft als Alicia besaß.
    Hektisches Stimmengewirr vor dem Haus l ieß ihn ans Fenster treten. Er sah seinen Bruder zwischen Ean und Éamonn stehen und gestenreich irgendetwas erklären. Manuel lehnte sich noch ein Stück weiter aus dem Fenster, um ihn besser verstehen zu können, als Damien sich mit einem Ruck umdrehte und mit der Hand genau auf ihn deutete. Die Köpfe von Gärtner und Stallmeister flogen in dieselbe Richtung und wie auf Kommando begannen die drei Männer zu feixen. Mit ärgerlich zusammengekniffenen Augen wandte sich Manuel ab und stolperte durch das Zimmer, um sich anzukleiden. Damien, dieser Satansbraten, dieses verfluchte Klatschweib, war ihm dafür eine Erklärung schuldig!
    Die plötzlich einsetzende Stille irritierte ihn mehr noch als jeglicher Lärm. Ein Bein schon in der Hose hüpfte er auf dem anderen zum Fenster zurück, drückte sich an die Wand daneben und lugte hinunter, wo er die drei Freunde

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