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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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für eine heftige Erwiderung, für einen Protest, eine Rechtfertigung, obwohl er am liebsten um sich geschlagen hätte aus Verzweiflung. Mit glasklarer Schärfe wurde ihm schließlich bewusst, wie Recht sein Bruder hatte.
    „Ich … ich bin nicht … wie er“, flüsterte er stockend.
    „Wie viele Menschen hast du deinem Ehrgeiz geopfert? Wie viele hast du auf Distanz gehalten, bis sie die Hoffnung aufgegeben haben, deine Aufmerksamkeit zu erringen? Wer vermisst dich in Deutschland, solange du hier bist? Wie viele Freunde warten auf deine Rückkehr?“
    Manuels Augenbrauen zuckten vieldeutig.
    „Du bist davon überzeugt, allein besser zurechtzukommen. Doch ich will dir was sagen: damit liegst du völlig daneben.“
    Z u dieser Einsicht war er inzwischen selbst gelangt. Erst seit er Alicia liebte, fühlte er sich wie ein ganzer Mensch. Er fühlte sich … angekommen. Endlich am Ziel einer langen Irrfahrt.
    „Kannst du deinen dummen Stolz nicht mal für eine Weile vergessen? Mein Rat als der Klügere von uns beiden: Denk in Ruhe drüber nach und geh in dich.“
    „Du wirst lachen, aber während der letzten Tage habe ich nichts anderes gemacht, nur um festzustellen, dass da keiner war.“
    „Oh-ho, mein Bruder, der Witzbold? Also schön, dann noch ein Tipp: Leg ihr dein Herz zu Füßen. Aber geh behutsam zu Werke und übertreibe es nicht gleich. Gib nicht auf, wenn sie sich erst mal eine Weile ziert und dir die kalte Schulter zeigt. Sag ihr, was du für sie empfindest. Dass du ihr die Sterne vom Himmel holen und sie ehren und achten willst und ein Leben lang für sie da bist. Dass du sie lieben wirst, auch wenn ihr schon alt und klapprig seid. Und du deinen Schwanz nicht mehr hochkriegst.“ Damien knuffte den Bruder in die Seite. „Und fang bloß nicht wieder damit an aufzuzählen, was du brauchst und willst. Davon kann sie inzwischen sicher ein Lied singen. A dhiach! “
     
    „Ich weine nicht“, versicherte Alicia zittrig und fuhr sich mit dem Handrücken unter der tropfenden Nase entlang.
    „Natürlich nicht“, pflichtete ihr Susanne ernsthaft bei und reichte ein Blatt von der Küchenrolle weiter. „Was wirst du jetzt tun?“
    „Was schon? Das, was ich nach meinem Urlaub ohnehin vorhatte. Ich werde arbeiten gehen. Man vermisst mich bereits. Und vermutlich werde ich tun, was jede Schwangere so macht – tausend lästige Untersuchungen ertragen, alberne Geburtsvorbereitungskurse besuchen, Babysachen einkaufen und mich von Juliette bemuttern lassen. Und natürlich abwarten, bis diese verdammten neun Monate rum sind. Sieben.“
    „Warum willst du nicht noch einmal mit Manuel reden? Lässt dein Ehrgefühl nicht zu, seinen Antrag anzunehmen?“
    Wieder traten ihr Tränen in die türkisfarben blitzenden Augen, bahnten sie sich einen Weg über ihre blassen Wangen und tropften auf Suses Hand.
    „Das hat nichts mit Ehre zu tun. Jedenfalls nicht mit meiner. Es geht um Manuel. Er kam hierher, um nach dem Schiffsunglück Abstand von den Schrecknissen des Lebens zu gewinnen und auszuruhen. Er wollte sich ausschließlich um sich und seine Probleme kümmern. Stattdessen kriegt er von heute auf morgen ein riesiges Gut aufgehalst und die Verantwortung für das Auskommen all dieser Leute hier. Und Hunz und Kunz wollen was von ihm. Aufmerksamkeit, Antworten, Geld, kluge Ratschläge und was weiß ich noch. Ich kann es ihm nicht verübeln, wenn er sich überfordert fühlt und anders reagiert, als man erwartet.“
    „ Dass Sean Garraí sein Erbe ist und eines Tages in seiner Verantwortung liegen wird, war ihm schon lange vor seiner Flucht bekannt. Und auch, was es an Arbeit mit sich bringt.“
    „ Aber er will zur See fahren! Etwas anderes will er nicht, dieses Land nicht und erst recht keine Ehe, Kinder oder Liebe. Warum also sollte er um etwas kämpfen, das er gar nicht haben will? Kein vernunftbegabter Mensch würde das tun. Was immer er in Zukunft machen wird, in keinem Fall kann er dabei Frau und Kind gebrauchen.“
    Nachdenklich blickte Susanne Alicia an. „ Selbst bei Matthias hatte es zunächst den Anschein, als könnte er ohne Seefahrt nicht glücklich sein. Dann hat er mich hierher geschleppt und mit mir gemeinsam seine Heimat neu entdeckt. Er hat dich kennengelernt, die Ponys gekauft und Kinderzimmer hergerichtet. Du erinnerst dich noch an deinen ersten Sommer bei uns? Und nachdem der Spielplatz hinter dem Haus fertig war, wusste ich, dass er bleiben würde. Gib Manuel etwas Zeit. Zehn Jahre auf See sind eine

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