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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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von deiner Familie ferngehalten, du hast mich zurückgestoßen. Aber jetzt willst du die Verantwortung für eine Familie übernehmen?“
    Vergiss es einfach, dachte er plötzlich. Hör auf, dir die Rübe zu zerbrechen. Er war ein Mann, so viel stand schon mal fest, und das bedeutete, er würde durchdrehen, wenn er nachzuvollziehen versuchte, was im Kopf dieser Frau vorging. Über kurz oder lang – leider tendierte er nach wie vor zu letzterem – würde sie zu ihm kommen und ihn um Hilfe bitten. Er würde sie nicht weiter bedrängen, sondern einfach abwarten.
    Er be trachtete sie mit ausdrucksloser Miene. Dann stellte er noch einmal den Koffer ab, griff in die Jackentasche und zog die Hand hervor, mit der er einen kleinen Gegenstand umschloss. Als wüsste er nichts damit anzufangen, drehte er die Schachtel hin und her, bis er sie schließlich Alicia reichte.
    „Das hatte ich dir schenken wollen. Vielleicht nimmst du es trotzdem an. Als Andenken oder … einfach so. Mach damit, was du willst. Ich habe keine Verwendung mehr dafür.“
    Ohne die Schatulle zu öffnen, blickte sie ihn an. „Irgendwann wirst du eine Verwendung dafür haben und dich darüber ärgern, es so achtlos weitergegeben zu haben.“
    Sie horchte auf und auch Manuel hörte das inzwischen vertraute Hupsignal von Doktor Gaughan. Einmal kurz, einmal lang. Pause, dann kurz, lang, zweimal kurz und nach einer weiteren Pause zwei kurze Töne.
    „Mein Taxi. Ich muss los.“
    „Du darfst nicht gehen!“
    Er blickte ihr tief in die Augen, ergriff ihre Hand und schob sie unter sein Hemd, auf seine Brust, und hielt sie dort fest. Sie spürte seinen Herzschlag, heftig wie eine Trommel.
    „Hörst du es?“, fragte er leise. „Es wird immer für dich schlagen. Immer und ausschließlich für dich, was auch geschieht. Weil … weil ich dich …“
    Sie s chaute ihn abwartend an.
    „Weil ich dich …“, seine Stimme erstarb, „nicht gehen lassen kann.“
    Es war dieser leise Ton, der Alicia berührte. Er traf sie wie ein vernichtender Schlag, denn obschon seine Gesichtszüge starr und hart wirkten, lag in seiner Stimme das inständige Flehen eines Mannes, dem es um mehr ging als lediglich das, was er für sein Recht hielt. Es klang sehnsuchtsvoll und furchtsam. Er hatte Angst davor, dieses Sehnen auszusprechen. Es berührte ihre Seele und sie fragte sich, wie tief diese Empfindung bei ihm gehen würde. Was hielt er noch unter seiner harten Schale verborgen?
    „Wieso?“
    Er wollte ihr so viel sagen und bekam doch nur so wenig über die Lippen. „Ich liebe dich.“
    Sie sah, wie er angesichts dieser Worte aus seinem eigenen, verräterischen Mund richtiggehend erschrak. Er machte auf dem Absatz kehrt und stürmte davon.
    „Sag es noch einmal und meine es auch so. Und dann werde ich bleiben.“
     
    Tagelang wanderte er ziellos durch die Stadt. Der Schmerz in seiner Brust ließ nicht nach. Er mied den Schlaf, weil dann unweigerlich die Träume kamen. Träume von ihr . Er trauerte um das, was er durch seine Achtlosigkeit und Arroganz und seinen dummen Stolz verloren hatte.
    Er versuchte , Alicia die Schuld zu geben. Er fand Dutzende Erklärungen, um die Verantwortung für dieses Desaster auf ihre Schulter abzuwälzen. Sie hatte seine Motive für eine Heirat absichtlich verdreht und sich aus einem nicht nachvollziehbaren Grund geweigert, den Sinn seines Antrages zu verstehen.
    Unzählige Male nahm er das Telefon in die Hand und wählte ihre Nummer. Um vor der letzten Ziffer den Hörer aufzulegen. Und gleich wieder von vorne zu beginnen, bis ihn der Mut verließ und sich erneut seine Zweifel meldeten.
    Denn was sollte er sagen, das noch nicht zur Sprache gekommen war? Würden Entschuldigungen und Sätze wie „Ich wollte nur deine Stimme hören“ oder „Komm zurück zu mir“ nicht viel zu banal klingen angesichts der Gefühle, die er für sie hegte? Und wenn er ihr seine Liebe gestand, was dann? Würde sie ihm glauben, wie ernst ihm damit war?
    Vielleicht sollte er mit weniger explosiven Themen beginnen und erzählen, warum er sich von seiner Familie eine Auszeit erbeten hatte. Ob es sie interessierte, dass er sich seit einer Woche in Rostock aufhielt und seitdem von Arzt zu Arzt zog, um einmal mehr diverse Untersuchungen und Tests über sich ergehen zu lassen?
    Die Ergebnisse trug er seit gestern in der Tasche mit sich: Er hatte seine Seetauglichkeit zurück!
    Grund genug, um noch am gleichen Tag ein langes Gespräch mit seinem Flottenbereichsleiter zu

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