Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
Planungen für die Zukunft keine Rolle mehr gespielt seit dem Unfall und deswegen war ich … Hast du dich bereits in dem Moment für das Kind entschieden, als du gemerkt hast, dass du schwanger bist? Hattest du nicht eine Sekunde Zweifel, ob du es haben möchtest? Und du warst dir ganz sicher, dieser Aufgabe gewachsen zu sein? Immerhin war es nicht geplant.“
„Als Frau fängt man nicht erst in dem Augenblick an, über ein Kind nachzudenken, wenn man mit einem Mann zusammen ist oder erst dann, wenn das Kind praktisch in den Brunnen gefallen ist. Bei uns fängt es vermutlich bereits mit Mutter-Vater-Kind-Spielen an. Und in meinem Alter ist es Gesprächsthema Nummer eins unter Frauen.“ Alicia zuckte in typisch französischer Manier mit der Schulter. „Ich habe eine einträgliche Arbeit und eine Wohnung, die reichlich Platz bietet. Ich kann mir also durchaus ein Kind leisten, ohne auf etwas verzichten zu müssen. Ich mag Kinder und um ehrlich zu sein, habe ich Lisa schon so manches Mal um das Glück beneidet, das sie mit Damien und Shawn hat.“
„Demnach hat sich dir die Frage nach dem passenden Vater gar nicht gestellt?“
„Wenn ich grundsätzlich für ein Kind bin … tut mir leid, Manuel … Es ist natürlich nicht so, dass es überhaupt keine Rolle spielen würde, wer der Vater ist.“ Alicia ließ die Schultern sinken.
„ Aber letzten Endes ist es doch egal. Ich verstehe. Du hattest jahrelang Zeit, dich mit dem Gedanken an ein Kind auseinanderzusetzen und eine Entscheidung zu treffen, noch ehe überhaupt ein Mann dafür in Sicht war. Und wenn sich dann herausgestellt hätte, dass er nicht der Richtige ist, auch gut, ein Kind wolltest du auf jeden Fall.“
„Wie du das sagst, hört es sich ein bisschen krass an, trotzdem trifft es irgendwie den Kern.“
„Ob du es glaubst oder nicht, sogar ich habe Kinder nicht prinzipiell abgelehnt. Irgendwann mal wollte ich mich schon um den Fortbestand meines Zweiges kümmern, sobald ich mich anderweitig ausgetobt und erreicht hatte, wonach ein Mann strebt: Karriere, Vergnügen, Abwechslung, all sowas eben. Bei einem Mann drängt aus biologischer Sicht die Zeit ja nicht so, weshalb er sich getrost fünfzig Jahre ordentlich amüsieren können sollte, ehe er bodenständig werden muss. Dachte ich zumindest. Bis zu diesem Unfall. Als ich dann einige Wochen nichts anderes zu tun hatte, als faul im Bett zu lümmeln, wurde mir bewusst, was ich verloren hatte: die Möglichkeit … das Glück, eine eigene Familie zu gründen. Irgendetwas von Wert der Nachwelt zu hinterlassen.“
Der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht. „ Da wusste ich, dass ich nicht auch noch meine Familie hier in Killenymore aufs Spiel setzen durfte und zumindest einen Baum pflanzen, ein Haus bauen und ein Buch schreiben sollte. Und dann stolpert nicht nur eine kleine, freche Göre, die mir Matthias als Schwester hinterlassen hat, vor meine Füße, sondern obendrein eine Schwägerin, die mir in ein paar Monaten noch einen zweiten Neffen präsentiert. Und dann werde ich selber Vater.“ Er hob mit einer hilflos anmutenden Geste die Hände, hüstelte verlegen und gestattete sich ein allerliebstes Paar geröteter Ohrenspitzen.
„Ein Schock auf den anderen , nicht wahr?“
„Nein. E in Wunder vielleicht und ganz sicher die Chance meines Lebens.“ Er wehrte sich gegen den Stolz, mit dem ihn die Tatsache erfüllte, sich bald Vater nennen zu dürfen. Im Grunde seines Herzens war ihm allerdings klar, dass es ihm nicht gelingen würde. „Im Krankenhaus habe ich mir geschworen, nie wieder eine Gelegenheit auszulassen, die sich mir bietet.“
„So wie ich mich dir angeboten habe und du ohne Zögern zugegriffen hast?“
„Autsch!“, machte Manuel und verzerrte schmerzlich das Gesicht. „Können wir uns besser darauf einigen, dass wir die Chance auf ein Geschenk des Himmels genutzt haben?“
„ Mann-oh-Mann, das hört sich geradezu … romantisch an.“
„Schockiert es dich ? Kein Wunder“, beantwortete er seine Frage gleich selber, „nachdem ich mich dir gegenüber wie ein Elefant im Porzellanladen aufgeführt habe. Alicia, selbst wenn mir die poetische Ader der Iren abgeht, auf die ihr Frauen offenbar so steht, sollst du wissen, dass ich dich will. Dich und nicht bloß das Kind.“ Er schaute sie mit diesem besonderen Lächeln an, das seine Verletzlichkeit zeigte und so sehr an ihrem Herzen rührte. „Unser Kind.“
Er sehnte sich nach ihrem Körper und, was noch weitaus
Weitere Kostenlose Bücher