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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Unangekündigt. In meinem Zimmer.“
    „ An miste leat? Trotz des Trubels konnte ich es einfach nicht erwarten, dich wiederzusehen.“ Er lachte leise. „Obwohl es mitunter lästig war, an nichts anderes denken zu können.“
    Also hatte er die andere nicht gefunden und nun war er heimgekehrt, um sich mit dem Spatz in der Hand zufrieden zu geben.
    „Was ist ? Bin ich vielleicht gar nicht mehr willkommen?“
    „ Was redest du? Es ist dein Zuhause. Wer sollte etwas dagegen haben?“
    Wie erstarrt stand er da. Seine Muskeln spannten sich an. Sie wollte ihn absichtlich nicht verstehen. Ihre ganze Haltung widersprach ihren Worten.
    Der Enttäuschung in seinen Augen war unerträglich. Verlegen schaute sie aus dem Fenster, bis sie aus den Augenwinkeln wahrnahm, dass er sich zur Tür umwandte.
    „ Natürlich habe ich auf dich gewartet“, flüsterte sie. „Ich wollte es nicht, aber mein Herz hat einfach nicht auf mich hören wollen.“
    „Warum versuchst du dann , dein Herz vor mir zu verschließen?“
    „W eil du mich nicht lieben kannst.“
    Mit zwei groß en Schritten war er bei ihr, packte sie an den Armen und zog sie auf die Füße. Sie hatte gerade noch Zeit, Luft zu holen, um zu protestieren, bevor er ihre Lippen mit einem Kuss verschloss.
    „Ich kriege keine Luft mehr!“
    Für einen Moment gab er sie frei, schob sie auf Armlänge von sich und musterte sie mit eindringlichem Blick. „Ich wollte dir bloß verdeutlichen, was du mir bedeutest.“
    „An deiner Leidenschaft habe ich nie gezweifelt.“
    „Leidenschaft? Fühlst du nicht, dass es mehr als das ist?“
    Er zog sie wieder fester an sich und sie fühlte seine erregte Männlichkeit. Ein Leuchten breitete sich von seinen Augen über sein Gesicht aus und sein Atem beschleunigte sich.
    „Verwechsle mich nicht mit ihr.“
    Er starrte sie aus seinen großen Augen nachdenklich an. „Ich könnte dich nie mit ihr verwechseln“, murmelte er schließlich und drückte seine Lippen sacht auf ihren Mund.
    Sie zuckte zusammen, weil seine Worte dermaßen schmerzten. Sie fuhren wie ein Messer in ihr Herz und hinterließen eine tiefe Wunde. Wie seine Geliebte wohl sein mochte? War sie zierlich wie seine Mutter und nicht derart groß und knochig wie sie? Hatte sie im Gegensatz zu ihr Rundungen an den richtigen Stellen und üppige Brüste?
    „ Wie war’s in Rostock? Hast du etwas von Interesse in Erfahrung bringen können?“, erkundigte sie sich im Konversationston, während sie sich aus seinen Armen wand und sich auf den Bettrand setzte. „Hast du jemanden gefunden, der dir Antworten geben konnte?“
    Einigermaßen ernüchtert durch den abrupten Themenwechsel zuckte er mit der Schulter. „Die Oberstewardess wird noch immer vermisst. Genau wie all die anderen, die nicht sofort gefunden oder gerettet wurden. Nach dem Unglück waren die Schiffe angewiesen, den Ausguck auf der Sinkposition zu verstärken, und obendrein suchten mehrere Helikopter das Gebiet weiträumig ab. Vergeblich. Man hat niemanden mehr gefunden. Ich bin nach Brest gefahren, habe sämtliche Krankenhäuser der Bretagne abgeklappert, allerdings konnte sich keiner erklären, wie das Gerücht in Umlauf kommen konnte, eine Frau sei an Land gespült worden. Ich weiß also nach wie vor nicht, ob sie lebt. Und das ist das Schlimmste daran. Nicht zu wissen, ob das Warten und Suchen Sinn macht.“
    Er begann vor ihr auf und ab zu laufen und raufte sich dabei unbewusst die Haare. „Mit der Zeit wird es unerträglich. Es zermürbt dich und treibt dich an den Rand der Verzweiflung. Aber man kann nicht aufhören zu hoffen. Es darf einfach nicht sein, denn dann würde man sie doch aufgeben, nicht wahr?“
    „Du magst sie sehr.“
    „Ich … Darum geht es nicht. Sie war an meiner Seite. In jener Nacht. Ich habe sie …“, aus der Kammer des Chief Mate! , „nach oben aufs Bootsdeck holen wollen. Wir mussten über die Querkorridore springen, die durch die Schlagseite plötzlich zu tiefen Schächten geworden waren. Als sich das Schiff abrupt auf die Seite legte, stolperte sie und fiel. Ihre Beine hingen in den Schacht hinab. Ich habe die Hand nach ihr ausgestreckt, doch ehe ich sie fassen konnte, spürte ich diesen Schmerz. In meinem Bein und in der Hüfte. Überall. Ein vorher geschlossenes Feuerschott war aufgesprungen und hat mich voll erwischt. Ohne darüber nachzudenken, habe ich meine Hand zurückgezogen, um mich von dem Gewicht zu befreien, weil ich befürchtete, ansonsten ohnmächtig zu werden, und in

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