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Der Erdrutsch (German Edition)

Der Erdrutsch (German Edition)

Titel: Der Erdrutsch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer
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können wir auch gleich
aufschreiben, dass jetzt die Lechners in ihr Auto steigen und
wegfahren. Vielleicht planen sie ja ein großes Verbrechen. Oder sie
haben unsere Zimmer ausgeräumt und die vielen Wertsachen
mitgenommen, um sich in die Karibik abzusetzen“, meinte er
belustigt.
    „ Ach
komm schon, Paul, sei kein Spielverderber“, stöhnte Luise auf.
„Wir wollen ja keine Bande gründen oder TKKG spielen.“ Sie
wandte sich von ihm ab. „So ist er immer schon gewesen. Die
schönsten Geschichten hat er mir kaputt gemacht“, sagte sie zu
Johan. „Also, der Herr, was sollen wir nun tun?“ Das war wieder
an ihren Cousin gerichtet.
    „ Lasst
uns was essen gehen. Ich habe Hunger“, schlichtete Johan den
Streit.
    Sie stiegen aus der abgebrannten Zone langsam hinab. Der Weg verlief
parallel zum Hang und sie mussten einen weiten Umweg machen, wenn sie
nicht den steilen Abhang über die Wiesen direkt nach unten gehen
wollten. Nach ein paar Minuten hatten sie die Waldbrandzone hinter
sich gelassen. Sie liefen eine Weile schweigend hintereinander her,
denn der Weg war sehr schmal. Er verlief über Wiesen, die immer
wieder von kleinen Waldstücken unterbrochen wurden. Ein paar Ziegen
grasten auf eingezäunten Weiden. Die Sonne schien warm, während ein
Windhauch über sie hinweg strich. Wieder einmal bot sich ihnen ein
großartiger Blick auf das Tal mit den über ihm thronenden weißen
Gipfeln. Der Geruch von Ziegenstall, von Blüten und Frühling stieg
ihnen in die Nasen.
    Ein dumpfer Knall schreckte sie aus ihren Gedanken auf. Der Berg
erbebte. Überrascht blickte sich Johan um. Alle drei blieben stehen.
    „ Was
war das?“, fragte Luise.
    „ Das
hörte sich an wie eine Sprengung“, antwortete Johan. „Woher kam
das?“ Er drehte sich um sich selbst und schaute in alle Richtungen.
Und dann war da noch ein Geräusch. Ein Grollen. Entfernt, leise.
Wieder bebte die Erde leicht.

17. Kapitel
    „ Das ist ein
Erdbeben“, meinte Paul.
    „ Ein
Erdbeben? Hier? Klar, und gleich bricht ein Vulkan aus“, spottete
Luise über ihn.
    Dann zog sie die Stirn in Falten. Das Grollen wurde lauter. Und es
kam bedrohlich näher. Weit oberhalb des Ortes stieg eine Staubwolke
auf.
    Luise blickte den Hang hinauf und meinte plötzlich: „Da steht doch
jemand. Da ganz oben.“ Als Johan und Paul in die von gleiche
Richtung starrten, war nichts mehr zu erkennen. „Ich bin sicher, da
stand ein Mann“, versicherte Luise noch einmal. „Ganz weit oben.“
    Paul sah ins Dorf hinunter. Sie befanden sich etwa zweihundert Meter
oberhalb der Kirche, die ihrerseits etwas erhöht stand. Die Straßen
lagen verlassen in der Mittagssonne. Keine Menschenseele war zu
sehen. Auch in der Pension bewegte sich nichts. Außer Elsbeth war
wohl auch niemand da. Das Auto von Johans Eltern stand neben dem von
Elsbeth auf dem Parkplatz. Paul blickte wieder nach oben. Die
Staubwolke war größer geworden. Und vor allem war sie viel näher,
als kurz zuvor. Das Grollen schwoll an. Er wollte etwas sagen, aber
es verschlug ihm die Sprache. Das Geräusch wurde immer lauter.
    Dann sahen sie die Lawine. Steine, Geröll, Erde. Nicht weit von
ihnen entfernt wälzte sie sich den Hang hinab. Die Erde bebte, Luise
schrie auf und fiel zu Boden. Noch war die Lawine oberhalb von ihnen.
Für einen Moment sah es so aus, als käme sie auf sie zu. Johan
schwankte. Er setzte sich auf die vibrierende Erde. Geröllmassen
schossen auf die drei zu. Auch Paul war nicht mehr sicher auf den
Beinen. Staub stieg auf. Dort, wo sie noch vor ein paar Minuten durch
die Asche geklettert waren, raste eine braune Masse den Berg
hinunter. Nur wenige hundert Meter von ihnen entfernt. Luise hockte
auf dem Boden, hielt den Kopf unter ihren Armen versteckt. Bäume
stürzten um. Paul war fasziniert. Sein Kopf fühlte sich taub an.
Entsetzen kroch in ihm hoch. Er wollte fliehen, aber seine Beine
waren wie gelähmt. Der kahle Hang bot den Steinen keinen Widerstand.
Die gespannten Stahlzäune platzten mit knallenden Geräuschen weg.
Die Lawine raste auf die Pension zu. Zaunpfähle knickten um, als
wären sie Streichhölzer. Die ersten Steine schlugen in das Dach der
Pension ein. Eine riesige Staubwolke stieg hoch auf. Paul nahm die
Welt um sich herum wie in Zeitlupe wahr. Ein Fels traf das Auto von
Johans Eltern. Die Rückwand der Pension brach ein. Das Haus schien
lebendig zu werden, es drehte sich, ein Teil des Daches stürzte
zusammen. Das Kreischen und Quietschen übertönte das Getöse

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