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Der Erdrutsch (German Edition)

Der Erdrutsch (German Edition)

Titel: Der Erdrutsch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer
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Ein
umgestürzter Baum wurde an den Trecker gekettet und von der Straße
gezogen.
    Mittlerweile waren etwa zehn Männer auf dem Geröllfeld damit
beschäftigt, Steine zur Seite zu räumen. Paul war fast bei den
Ausläufern des Erdrutsches, als bei den Trümmern der Pension
Stimmen laut riefen. Hektisch wurden Steine und Holzbalken
abgetragen. Paul rannte los. Er zerrte Holzbalken weg, schleppte
Trümmer zur Seite. Dann wurde aus den Trümmern ein Körper
geborgen.
    Oben am Berg erhob sich Johan. Auch Luise war von Unruhe ergriffen.
    „ Wer
ist das?“, fragte Johan. „Kannst du irgendwas erkennen?“
    „ Es
ist, glaube ich, eine Frau“, meinte Luise.
    „ Elsbeth“,
sagte Johan betroffen. Der reglose Körper wurde von den Männern
etwas entfernt auf einer Wiese abgelegt.
    „ Kannst
du erkennen, ob sie lebt?“ Luise kniff die Augen zusammen. Die
Sonne blendete schon wieder, obwohl noch immer etwas Staub in der
Luft schwebte.
    „ Nein.
Ich kann nichts erkennen.“
    Johan beobachtete, wie Paul an den Körper herantrat. Ein Mann sprach
ihn an. Paul unterhielt sich mit ihm. Die ganze Zeit schaute Paul
dabei auf den vor ihm liegenden Körper. Johan erhob sich wieder.
    „ Jetzt
gehe ich runter. Paul braucht uns.“
    Entschlossen kletterte er den Berg hinab. Luise blieb auf der Wiese
sitzen. Nach ein paar Minuten kam Johan auf der Schotterstraße an,
wo Paul ihn entdeckt und ihm langsam über die Wiese entgegen kam.
Johan ging quer über die Straße, kletterte über den Zaun und ging
auf ihn zu. Paul war verschmutzt, das Gesicht grau von Staub. Auch
die Haare waren staubig. Die helle Stoffhose war eingerissen. Auf der
Stirn hatte er ein blutige Schramme. Als er vor Johan stehen blieb,
schienen seine Beine für einen kurzen Moment zu versagen. Im letzten
Moment fing er sich wieder.
    „ Es
ist Elsbeth. Sie ist tot.“
    Eine Träne lief ihm über die Wange. Eine helle Spur in dem
staubigen Gesicht. Rotz stand ihm unter der Nase. Er schniefte. Johan
wollte in seinem Rucksack nach einem Taschentuch suchen, aber Paul
lehnte sich an seine Schulter. Johan nahm ihn in den Arm.
    „ Sie
ist tot“, wiederholte Paul. Er zitterte. „Sie sieht schrecklich
aus.“
    Eine Weile blieben sie so stehen, dann richtete sich Paul wieder auf.
Er löste sich aus der Umarmung, mit dem schmutzigen Ärmel wischte
er sich den Rotz aus dem Gesicht.
    Die Sirenen, die seit einigen Minuten aus der Entfernung die Ankunft
der Rettungswagen ankündigten, tauchten nun aus dem Wald auf und
zerrissen die Stille. An der verschütteten Straße erschienen Autos.
Feuerwehr, Krankenwagen, Polizei. Weiter unterhalb schien die Straße
frei zu sein. Ärzte und Retter sprangen aus den Fahrzeugen. Sie
versuchten, sich einen Weg durch Geröll, Schutt und umgestürzte
Bäume zu bahnen. Noch kamen die Fahrzeuge nicht durch. Mehrere
Trecker waren im Einsatz, um die Fahrbahn frei zu räumen. Die Helfer
vom Roten Kreuz und der Feuerwehr kletterten über das Geröll und
eilten die Wiese hinauf. Einer von ihnen kam auf Paul und Johan zu.
    „ Ist
bei euch alles in Ordnung?“, fragte er sie. Er blickte sie besorgt
an.
    „ Ja.
Ich denke schon. Ja, es ist alles in Ordnung“, antwortete Johan.
„Oder brauchst du irgendetwas, Paul?“ Paul schüttelte den Kopf.
Der Rettungssanitäter guckte Paul scharf ins Gesicht.
    „ Was
ist passiert? Warst du in dem Erdrutsch?“, wollte er wissen. Paul
schüttelte noch einmal mit dem Kopf.
    „ Nein,
er hat gerade bei der Bergung geholfen“, antwortete Johan für ihn.
    Der Mann wandte sich an Johan: „Bleib auf jeden Fall bei ihm. Wenn
er unter Schock steht, dann darf er nicht allein bleiben. Verstehst
du? Bleib bei ihm. Ich komme später nochmal zu euch.“
    Er wandte sich ab und ging zügig auf das Trümmerfeld zu. Wieder kam
ein Hubschrauber. Er landete auf einer Wiese, nicht weit vom
Unglücksort entfernt. Johan und Paul setzten sich auf ihre Jacken,
die sie im Gras ausgebreitet hatten. Luise kam nach einiger Zeit
dazu. So saßen sie lange zusammen, sprachen nur hin und wieder und
beobachteten das Chaos.

18. Kapitel
    Als der Sanitäter später noch einmal zu ihnen kam und sich nach
ihnen erkundigte, waren die drei schon ruhiger.
    „ Wo
sind eure Eltern?“, fragte er.
    „ Die
sind unterwegs. Wandern oder unten im Tal“, antwortete Johan.
    „ Wohnt
ihr hier im Ort? Macht ihr hier Urlaub?“
    „ Wir
haben in der Pension Lechner gewohnt“, sagte Paul und schaute den
Hang hinab auf die Trümmer. „Keine Ahnung, wo wir

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