Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee
alle fort!«
Die alte Frau nickte, ganz einsam und verloren dreinschauend, und streichelte Sperbers braune Hand.
»Wollte irgendjemand sie haben?«
»Der größte von ihnen ist ausgebüchst. Vielleicht ist er rauf in den Wald gelaufen, und irgendein wildes Tier hat ihn getötet; denn er ist nie zurückgekommen, und dann schaute der alte Ramballs vorbei und sagte, er brauche Hütehunde für seine Schafe und er würde beide nehmen und sie abrichten, und Tantchen schenkte sie ihm, weil sie die jungen Küken jagten, die Schneeflöckchen ausgebrütet hat, und außerdem fraßen sie uns die Haare vom Kopf.«
»Nun, Ramballs wird einiges an Arbeit damit haben, sie abzurichten«, sagte Sperber mit einem etwas gequälten Lächeln. »Ich bin froh, dass er sie hat, aber ich bin gleichzeitig traurig, dass sie weg sind, da ich mir einen von ihnen für eine oder zwei Nächte ausborgen wollte. Sie schliefen auf deinem Bett, nicht wahr, Moos?«
Sie nickte, immer noch traurig. Doch dann hellte sich ihr Gesicht plötzlich auf, und sie blickte auf, den Kopf zur Seite gelegt, und miaute.
Sperber blinzelte verständnislos, aber Heide begriff sofort. »Aah! Die Kätzchen!«, schrie sie. »Graupfötchen hatte vier gekriegt, und Schwarzfräckchen hatte schon eines getötet, bevor wir ihn aufhalten konnten, aber es laufen immer noch zwei oder drei irgendwo hier herum. Sie schlafen fast jede Nacht bei Tantchen und Biddy, jetzt wo die Hündchen weg sind. Kätzchen? Miez, miez, miez! Wo steckt ihr, Kätzchen?« Und nach viel Tumult und Herumgekrabbel im Dunkel des Hauses, untermalt von durchdringenden Miau-Rufen, tauchte sie schließlich mit einem grauen Kätzchen wieder auf, das sich quiekend und zappelnd in ihren Händen wand. »Hier ist eines!«, schrie sie und warf es Sperber zu. Der fing es ungeschickt auf, und es biss ihn.
»Nun komm, ist ja gut«, sagte er. »Beruhig dich.« Das Kätzchen gab ein winziges Fauchen von sich und versuchte erneut, ihn zu beißen. Moos gestikulierte, und er legte das kleine Wesen in ihren Schoß. Sie streichelte es mit ihrer langsamen, schweren Hand. Sein Buckel verschwand sofort, es reckte und streckte sich, blickte zu ihr auf und schnurrte.
»Kann ich es für eine Weile haben?«
Die alte Hexe nahm ihre Hand mit einer königlichen Geste von dem Kätzchen, die klar ausdrückte: Es ist deins; du kannst es so lange behalten, wie du möchtest.
»Meister Erle hier hat schlimme Träume, musst du wissen, und ich dachte mir, wenn er des Nachts ein Tier bei sich hat, hilft ihm das vielleicht, seine Qualen zu lindern.«
Moos nickte ernst, schaute zu Erle auf, schob die Hand unter das Kätzchen und reichte es ihm. Erle nahm es behutsam in die Hände. Es fauchte nicht, und es biss ihn auch nicht. Es kroch an seinem Arm hoch und klammerte sich an seinen Hals, gleich unter dem Haar, das er im Nacken locker gerafft trug.
Als sie zurück zum Haus des Alten Magiers gingen, das Kätzchen unter Erles Hemd, wo es sich es bequem gemacht hatte, erklärte Sperber: »Einst, als ich noch ein Neuling in der Kunst war, wurde ich einmal gebeten, ein Kind zu heilen, das am Rotfieber erkrankt war. Ich wusste, der Junge würde sterben, aber ich konnte mich nicht dazu überwinden, ihn loszulassen. Ich versuchte ihm zu folgen. Ihn zurückzubringen. Über die Steinmauer ... Und ich fiel neben seinem Bett zu Boden und lag da wie der Tote. Zum Glück war eine Hexe zugegen, die ahnte, was geschehen war, und sie ließ mich zu meinem Haus bringen und dort selbst ins Bett legen. Und in meinem Haus war ein Tier, das sich mit mir angefreundet hatte, als ich noch ein Knabe auf Rok gewesen war, eine wilde Kreatur, die aus freien Stücken zu mir gekommen und bei mir geblieben war. Ein Otak. Kennst du sie? Ich glaube, im Norden gibt es keine.«
Erle zögerte. Dann sagte er: »Ich kenne sie nur aus der Heldengeschichte, die davon erzählt, wie ... wie der Magier zum Hofe des Terrenon in Osskil kam. Und der Otak versuchte, ihn vor einem Gebbeth zu warnen, das mit ihm ging. Er befreite sich von dem Gebbeth, aber das kleine Tier wurde gefangen und getötet.«
Sperber ging schweigend weiter. Erst nachdem sie gut zwanzig Schritte zurückgelegt hatten, sprach er wieder. »Ja«, sagte er. »Nun, mein Otak rettete mir auch das Leben, als ich durch meine eigene Torheit auf der falschen Seite der Mauer zu liegen kam, mein Leib hier, meine Seele dort. Der Otak kam zu mir und putzte mich, auf die Weise, wie sie sich und ihre Jungen putzen, so wie
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