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Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee

Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee

Titel: Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K. LeGuin
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machte aber keinen Gebrauch von ihnen; sie schien sich mit ihrer Stute auf andere Weise zu verständigen.
    Und so brach die kleine Karawane in den Ausläufern der Faliern-Berge gen Westen auf. Sie kamen gut voran. Es war der schnellste Reiseweg, der Lebannen zur Verfügung stand: entlang der Küste um Süd-Havnor herum zu fahren würde zu lange dauern. Dem Zauberer Onyx oblag es, für günstiges Wetter zu sorgen, den Pfad von Hindernissen frei zu halten und sie vor jeglicher Unbill zu schützen. Gegen die Drachen, sollten sie welchen begegnen, hatten sie freilich kein Abwehrmittel, außer vielleicht Tehanu.
    Nachdem Lebannen am Abend zuvor mit seinen Ratgebern und den Offizieren seiner Garde zu Rate gesessen hatte, war er bald zu dem Schluss gekommen, dass es keine Möglichkeit gab, die Drachen zu bekämpfen oder die Städte und Felder vor ihnen zu schützen: Pfeile waren nutzlos, Schilde ohne Sinn. Nur den größten Magiern war es je gelungen, einen Drachen zu besiegen. Er hatte keinen solchen Magier in seinen Diensten und wusste auch von keinem lebenden, der solches vermocht hätte; aber er musste sein Volk schützen, so gut er konnte, und er wusste keinen anderen Weg als den, alles daranzusetzen, mit den Drachen zu verhandeln.
    Sein Majordomus war schockiert gewesen, als er sich zu dem Gemach begeben hatte, in dem Tenar und Tehanu wohnten: Der König, so hatte er eingewendet, solle nach denen schicken, die er zu sehen wünsche, solle ihnen gebieten, zu ihm zu kommen. »Nicht, wenn er vorhat, sie um etwas zu bitten«, hatte Lebannen ihn belehrt.
    Er hatte die verdatterte Dienstmagd, die ihm die Tür geöffnet hatte, gefragt, ob er die Weiße Dame und die Frau von Gont sprechen könne. Unter diesen Namen kannten sie die Leute im Palast und in der Stadt. Dass beide ihren wahren Namen offen trugen wie der König, war eine solche Seltenheit und ein solcher Verstoß wider Sitte und Brauch, Sicherheit und Anstand, dass die Leute, selbst wenn sie den Namen vielleicht sogar wussten, sich sträubten, ihn zu nennen, und es vorzogen, ihn zu vermeiden.
    Er war eingelassen worden, und nachdem er ihnen in kurzen Worten das Neueste berichtet hatte, hatte er gesagt: »Tehanu, es mag sein, dass du die Einzige in meinem Königreich bist, die mir helfen kann. Wenn du diese Drachen rufen kannst wie weiland den Drachen Kalessin, wenn du irgendeine Macht über sie hast, wenn du mit ihnen sprechen und sie fragen kannst, warum sie mein Volk bekriegen, wirst du es dann tun?«
    Die junge Frau war bei seinen Worten zurückgewichen und hatte sich an ihre Mutter gewandt.
    Aber Tenar hatte ihr keinerlei Rückendeckung geboten. Sie hatte ungerührt und reglos dagestanden. Nach einer Weile hatte sie die Stimme erhoben. »Tehanu, vor langer Zeit sagte ich zu dir: Wenn ein König mit dir spricht, antwortest du. Du warst damals ein Kind und antwortetest nicht. Du bist jetzt kein Kind mehr.«
    Tehanu war noch einen Schritt vor beiden zurückgewichen. Wie ein Kind hatte sie den Kopf hängen lassen. »Ich kann sie nicht anrufen«, hatte sie mit ihrer leisen, rauen Stimme gesagt. »Ich kenne sie nicht.«
    »Kannst du Kalessin rufen?«, hatte Lebannen gefragt.
    Sie hatte den Kopf geschüttelt. »Zu weit weg«, hatte sie geflüstert. »Ich weiß nicht, wo.«
    »Aber du bist Kalessins Tochter«, hatte Tenar eingewandt. »Kannst du nicht mit diesen Drachen sprechen?«
    Tehanu hatte mit kläglicher Stimme geantwortet: »Ich weiß nicht.«
    »Tehanu«, hatte der König gesagt, »wenn irgendeine Chance besteht, dass sie mit dir sprechen, dass du mit ihnen reden kannst, dann bitte ich dich inständig, diese Chance zu ergreifen. Denn ich kann sie nicht bekämpfen, und ich kann ihre Sprache nicht, und wie soll ich von Kreaturen, die mich mit einem Atemhauch, ja mit einem Blick zu töten vermögen, erfahren, was sie von uns wollen? Wirst du für mich, für uns, sprechen?«
    Tehanu hatte geschwiegen. Dann, so leise, dass es kaum zu vernehmen gewesen war: »Ja.«
    »So mach dich fertig für eine Reise mit mir. Wir brechen zur vierten Stunde des Abends auf. Meine Leute werden dich zum Schiff bringen. Ich danke dir. Und ich danke dir, Tenar!« Er hatte ihre Hand ergriffen und sie einen Moment festgehalten, aber nicht länger, denn er hatte sich vor der Abreise um vieles kümmern müssen.
    Als er hinunter zum Kai gekommen war, verspätet und in Hast, war die schlanke verhüllte Gestalt schon da gewesen. Das letzte Ross, das an Bord hatte gebracht werden müssen, hatte

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