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Der Erdsee Zyklus Bd. 3 - Das ferne Ufer

Der Erdsee Zyklus Bd. 3 - Das ferne Ufer

Titel: Der Erdsee Zyklus Bd. 3 - Das ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K. LeGuin
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während der Magier seinen Geist auf die seltsame Reise schickte, war er schutzlos. Und er, Arren, hatte in seiner Dummheit sein Schwert auf dem Boot gelassen, was würde ihm sein Messer viel helfen, wenn nun plötzlich die Tür hinter ihm aufflöge? Aber das würde nicht passieren, er hatte gute Ohren. Hase redete nicht mehr. Beide Männer waren totenstill, das ganze Haus war still. Niemand konnte die knarrenden Stiegen lautlos heraufkommen. Wenn er etwas vernehmen würde, dann würde er Krach schlagen: laut schreien würde er, und die Träume würden unterbrochen werden, und Sperber würde sich umwenden und sich selbst und Arren mit dem ganzen erschreckenden, blitzenden Zorn eines Zauberers verteidigen …
    Als Arren an der Tür Posten bezog, hatte Sperber ihn ganz kurz angeblickt, und Zustimmung hatte in diesem Blick gelegen, Zustimmung und Vertrauen. Er war der Wächter. So lange er aufpaßte, bestand keine Gefahr. Aber es war schwer, sehr schwer, diese beiden Gesichter zu betrachten und die Flamme, die wie eine kleine Perle zwischen ihnen brannte, diese beiden schweigenden Männer, die unbeweglich mit offenen Augen dasaßen, die weder Licht noch den Schmutz des Zimmers, noch die Welt um sich herum wahrnahmen, die sich in einer anderen Welt befanden, der des Traumes oder des Todes … Es war schwer, sie zu betrachten und nicht zu versuchen, ihnen zu folgen …
    Hier, in der weiten, trockenen Finsternis, stand einer und winkte ihn zu sich. Komm! sagte er, der große Gebieter des Schattenreiches. In seiner Hand hielt er eine Flamme, nicht viel größer als eine Perle, er bot sie Arren an, versprach ihm Leben. Und Arren machte benommen einen zögernden Schritt auf ihn zu und folgte ihm.

Das magische Licht
    TROCKEN, GANZ TROCKEN war sein Mund. Er konnte Staub schmecken. Seine Lippen waren mit Staub bedeckt.
    Er beobachtete das Schattenspiel, ohne den Kopf vom Boden zu heben. Die großen Schatten streckten und beugten sich, die kleineren, undeutlicheren eilten hurtig, wie neckend, über Decke und Wände. In der Ecke befand sich ein Schatten, und auf dem Boden lag ein Schatten. Beide waren regungslos.
    Sein Hinterkopf begann zu schmerzen. Ganz plötzlich klärte sich das Bild vor seinen Augen; es durchlief ihn eiskalt. Hase saß zusammengekrümmt in einer Ecke, sein Kopf lag auf seinen Knien. Sperber lag auf dem Rücken, ein Mann kniete auf ihm, ein anderer warf Goldstücke in einen Beutel, und ein Dritter sah zu. Der dritte Mann hielt in der einen Hand eine Laterne und in der anderen einen Dolch. Arrens Dolch.
    Er konnte sich nicht Klarheit darüber verschaffen, ob sie redeten. Er hörte nur seine eigenen Gedanken, die ihm sofort und ohne Umschweife auftragen, was er zu tun habe. Er gehorchte im gleichen Augenblick. Langsam, ganz langsam, kroch er einen halben Meter nach vorne, dann streckte er flink seine Hand aus und ergriff den Beutel mit dem Gold. Er sprang auf und rannte, einen heiseren Ruf ausstoßend, hinaus auf den Gang und die Stufen hinunter. Sicheren Fußes, ohne eine Stufe auszulassen, flog er die stockfinstere Treppe hinunter. Er stürmte auf die Straße hinaus und warf sich blindlings und in vollem Lauf in die Dunkelheit …
    Die Häuser hoben sich wie große schwarze Klumpen vom sternklaren Himmel ab. Das Licht der Sterne spiegelte sich schwach im Fluß, der rechts neben ihm dahinströmte. Obgleich er nicht sah, wohin die Straßen führten, erkannte er doch die Straßenübergänge, und manchmal schlug er eine entgegengesetzte Richtung ein, um seine Verfolger irrezuleiten. Sie waren ihm hart auf den Fersen, er hörte sie ganz in der Nähe. Sie waren barfuß, und ihr keuchender Atem war lauter als das Geräusch ihrer Füße. Er hätte aufgelacht, wenn er Zeit dazu gehabt hätte; endlich wußte er, was es hieß, der Gejagte und nicht der Jäger, die Beute und nicht der Führer der Meute zu sein. Allein war er, frei war er! Er bog rechts ab, rannte geduckt über eine Brücke mit hoher Brüstung, schlüpfte in eine dunkle Gasse, um eine Ecke herum, zurück zur Straße am Fluß, lief sie entlang, dann über eine andere Brücke. Seine Schuhe schlugen hart auf das Kopfsteinpflaster; es war das einzige Geräusch in der stillen Stadt. Er hielt an einem Brückenpfeiler an, um seine Schnürsenkel aufzuziehen, doch sie waren fest verknotet, und seine Verfolger hatten ihn nicht verloren. Die Laterne glitzerte kurz im Wasser des Flusses, das leise, schwere Getrappel der Füße war nahe. Er konnte sie nicht in der

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