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Der Erdsee Zyklus Bd. 3 - Das ferne Ufer

Der Erdsee Zyklus Bd. 3 - Das ferne Ufer

Titel: Der Erdsee Zyklus Bd. 3 - Das ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K. LeGuin
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rieb an der Schiffswand. Das Geräusch klang laut in dieser unheimlichen Stille und Dunkelheit. »Wir sind aufgelaufen«, flüsterte einer der Gefangenen, doch die Stille erstickte seine Stimme.
    Der Nebel hellte sich auf, als ob ein Licht in ihm blühte. Arren konnte die Köpfe der Männer, die um ihn herum gefesselt saßen, klar erkennen, er sah die winzigen Wassertropfen in ihrem Haar glitzern. Wiederum rollte das Schiff, und Arren streckte sich so weit hoch, wie seine Ketten es erlaubten, er reckte den Hals, um in das Vorderteil des Schiffes sehen zu können. Der Nebel lag hell auf dem Deck, wie eine vom Mond durchleuchtete, dünne Wolke, und schimmerte kalt. Die Ruderer saßen regungslos, wie aus Stein gemeißelt. Die Besatzung stand in der Mitte des Schiffes, nur ihre Augen glitzerten schwach. An Steuerbord stand ein Mann, und das Licht ging von ihm aus. Sein Gesicht, seine Hände, sein Stab glänzten wie geschmolzenes Silber.
    Zu seinen Füßen kauerte ein unförmiger, dunkler Schatten.
    Arren versuchte zu sprechen, doch kein Laut kam über seine Lippen. Der Erzmagier, umstrahlt von diesem majestätischen Licht, näherte sich ihm und kniete auf dem Deck nieder. Arren fühlte, wie er seine Hand auf ihn legte und hörte seine Stimme. Er spürte, wie sich die Ketten an seiner Taille und seinen Gelenken lösten und von ihm abfielen; durch den ganzen Laderaum hörte man das Rasseln von Ketten. Doch keiner bewegte sich. Nur Arren versuchte aufzustehen, doch es gelang ihm nicht, seine Glieder waren verkrampft vom langen, unbeweglichen Sitzen. Der Erzmagier hielt ihn am Arm fest, und mit seiner Hilfe gelang es ihm, aus dem Laderaum zu klettern; er erreichte das Deck und ließ sich erschöpft nieder.
    Der Erzmagier schritt durch das Schiff, und die neblige Pracht erhellte die Gesichter der regungslosen Ruderer. Er blieb bei dem Mann stehen, der sich an der Reling niedergeduckt hatte.
    »Ich strafe nicht«, sprach die klare, harte Stimme, kalt wie das magische Licht, das ihn umgab. »Aber im Namen der Gerechtigkeit, Egre, nehme ich es auf mich: Möge deine Stimme stumm bleiben, bis zu der Stunde, wo ein Wort, das wert ist, gesprochen zu werden, über deine Lippen kommt!«
    Er kehrte zu Arren zurück und half ihm auf die Beine. »Komm, Junge!« sagte er, und mit seiner Hilfe humpelte Arren nach vorne und halb fallend, halb kletternd erreichte er die Weitblick , das Boot, das unten, an der Seite des Schiffes, auf den Wellen schaukelte; seine Segel sahen im Nebel wie die Flügel einer Motte aus.
    Langsam erlosch das magische Licht in der unwirklichen Stille und Ruhe der Nacht, das Boot wendete und glitt davon. Fast im gleichen Augenblick waren die Galeere, die schwachglühende Laterne am Mast, die regungslosen Ruderer und die hohe, schwarze Schiffswand verschwunden. Arren glaubte, Stimmen zu vernehmen, die in Schreie übergingen, doch das Geräusch war fern und verlor sich bald. Nach einer Weile hob sich der Nebel, zerriß in Fetzen, und die Schwaden trieben vorbei und verschwanden in der Dunkelheit. Bald wölbte sich der weite, sternenbesäte Himmel über ihnen, und so geräuschlos wie ein Nachtfalter flog die Weitblick durch die klare Nacht über die See davon.
    Sperber hatte Arren in Decken gehüllt und ihm Wasser zu trinken gegeben, er saß bei ihm, und seine Hand lag auf der Schulter des Jungen, als Arren plötzlich zu schluchzen begann. Sperber sagte nichts, doch die Berührung seiner Hand war lindernd und beruhigend. Langsam kehrten Frieden, Wärme und Ruhe wieder zurück in Arrens Herz.
    Er schaute auf zu seinem Gefährten. Kein unwirklicher Glanz umgab mehr dessen dunkles Gesicht. Er konnte es kaum gegen den Sternenhimmel sehen.
    Das Boot flog dahin, von Zauberwinden geleitet. Die Wellen flüsterten, überrascht, gegen die Seiten des Bootes.
    »Wer ist der Mann mit dem Halsband?«
    »Bleib ruhig liegen. Ein Seeräuber, Egre. Er trägt das Halsband, um eine Narbe zu verbergen, wo seine Kehle einmal durchgeschnitten wurde. Es scheint, als ob er sein Gewerbe der Piraterie mit dem des Sklavenhandels vertauscht hätte. Doch dieses Mal vergriff er sich. Er nahm das Junge des Bären.« In der trockenen, ruhigen Stimme lag ein Ton der Befriedigung.
    »Wie haben Sie mich gefunden?«
    »Zauberei, Bestechung … Ich habe Zeit vergeudet. Ich wollte nicht, daß überall herumerzählt wurde, der Erzmagier und Hüter von Rok treibt sich im Elendsviertel von Hort herum. Es wäre mir immer noch lieb, wenn ich meine Verwandlung

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