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Der Erdsee Zyklus Bd. 4 - Tehanu

Der Erdsee Zyklus Bd. 4 - Tehanu

Titel: Der Erdsee Zyklus Bd. 4 - Tehanu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K. LeGuin
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natürlich … Aber ich frage mich, könnte es sein, daß – daß jemand wie Cob über solche Macht verfügen konnte, weil sich alles bereits änderte … und weil eine Veränderung, eine große Veränderung geschah, geschehen ist? Und daß wir wegen dieser Veränderung wieder einen König in Erdsee haben – vielleicht eher einen König als einen Obersten Magier?«
    Meister Windschlüssel sah sie an, als sähe er eine sehr ferne Sturmwolke am äußersten Horizont. Er hob sogar die rechte Hand, deutete die erste Geste eines den Wind fesselnden Zaubers an und ließ sie wieder sinken. Er lächelte. »Habt keine Angst! Rok und die Kunst der Magie werden fortdauern. Unser Schatz ist gut bewacht!«
    »Erzählt das Kalessin.« Sie war plötzlich nicht mehr imstande, seine vollkommen unbewußte Respektlosigkeit zu ertragen. Natürlich starrte er sie an. Er hörte den Namen des Drachen. Aber auch das führte nicht dazu, daß er sie hörte. Er hatte seit dem Tag, da seine Mutter ihm zum letztenmal ein Wiegenlied sang, nie mehr auf eine Frau gehört – wie konnte er sie da hören?
    »Das stimmt«, griff Lebannen ein. »Kalessin kam nach Rok, das angeblich vollkommen vor Drachen geschützt ist; und nicht infolge eines Zauberspruchs, denn er besaß damals keine Zauberkraft … Aber ich glaube nicht, Meister Windschlüssel, daß Lady Tenar Angst um sich hatte.«
    Der Magier bemühte sich ernsthaft, seine Unhöflichkeit wiedergutzumachen. »Verzeiht, Mylady. Ich habe gesprochen wie zu einer alltäglichen Frau.«
    Sie hätte beinahe gelacht. Sie hätte ihn am liebsten geschüttelt. Doch sie sagte nur gleichmütig: »Meine Ängste sind alltägliche Ängste.« Es hatte keinen Sinn; er konnte sie nicht hören.
    Doch der junge König schwieg und lauschte.
    Oben, in der schwindelnden, schwankenden Welt der Masten, Segel und der Takelage darüber, rief ein Schiffsjunge mit klarer, frischer Stimme: »Stadt gleich hinter der Landspitze!« Eine Minute später erblickten die auf dem Deck Stehenden die kleine Ansammlung von Dächern, die blauen Rauchsäulen, einige Glasfenster, in denen sich die im Westen stehende Sonne spiegelte, und die Docks und Piers von Thalmund an der Bucht aus seidigblauem Wasser.
    »Soll ich das Schiff hineinbringen, oder wollt Ihr es hineinsprechen, Herr?« fragte der ruhige Kapitän, und Meister Windschlüssel erwiderte: »Segelt Ihr hinein, Kapitän. Ich will nichts mit dem ganzen Treibgut zu tun haben.« Er zeigte auf Dutzende in der Bucht verstreute Fischerboote. Das Schiff des Königs lavierte wie ein Schwan zwischen Entenküken langsam in die Bucht und wurde von jedem Boot, an dem es vorbeikam, freudig begrüßt.
    Tenar überblickte die Docks, aber an ihnen lag kein weiteres seetüchtiges Schiff.
    »Mein Sohn ist Seemann«, sagte sie zu Lebannen. »Ich hatte gehofft, daß sein Schiff im Hafen liegt.«
    »Auf welchem Schiff hat er angeheuert?«
    »Er war dritter Maat an Bord der Möwe von Eskel , aber das ist über zwei Jahre her. Er hat vielleicht das Schiff gewechselt. Er ist ein ruheloser Mensch.« Sie lächelte. »Als ich Euch erblickte, dachte ich, Ihr wärt mein Sohn. Dabei ähnelt Ihr ihm wenig, Ihr seid nur beide hochgewachsen, schlank und jung. Und ich war verwirrt, fürchtete mich … Alltägliche Ängste.«
    Der Magier war zum Platz des Kapitäns am Bug hinaufgegangen, und sie und Lebannen waren allein.
    »Es gibt zu viele alltägliche Ängste«, stellte er fest.
    Es war ihre einzige Gelegenheit, allein mit ihm zu sprechen, und ihre Worte kamen schnell und unsicher. »Ich wollte sagen … aber es hatte keinen Sinn … Wäre es nicht möglich, daß es auf Gont eine Frau gibt, ich weiß nicht wer, ich habe keine Ahnung, aber es ist möglich, daß es eine Frau gibt oder geben wird, oder vielleicht geben wird und daß sie … sie suchen … Daß sie sie brauchen. Ist das unmöglich?«
    Er hörte zu. Er war nicht taub. Aber er runzelte aufmerksam die Stirn, als versuche er, eine fremde Sprache zu verstehen, und antwortete leise nur: »Es ist möglich.«
    Eine Fischersfrau in ihrem winzigen Dingi brüllte herauf: »Von wo?« Und der Junge in der Takelage rief zurück wie ein krähender Hahn: »Aus der Stadt des Königs!«
    »Wie heißt dieses Schiff?« fragte Tenar. »Mein Sohn wird fragen, auf welchem Schiff ich gesegelt bin.«
    »Delphin«, erwiderte Lebannen und lächelte sie an. Mein Sohn, mein König, mein lieber Junge, dachte sie. Wie gern möchte ich dich in meiner Nähe behalten!
    »Ich

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