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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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geschlafen.« Wieder dieses Lächeln.
    Sie betrachtete ihn genauer. Er hatte sich in den letzten Monaten wirklich verändert. Schlank war er immer gewesen, doch jetzt sah er kräftiger und durchtrainierter aus. Und seine Körperhaltung war anders, irgendwie aufrechter. Natürlich war sie schon einmal auf die Idee gekommen, er könne eine Geliebte haben, doch dieser Gedanke hatte sie nicht sonderlich belastet. Glaubte sie damals jedenfalls.
    »Wo warst du?«, fragte sie.
    »Essen mit Jan Petter Sissener. «
    »Dem Aktienmakler?«
    »Ja. Er meint, die Marktaussichten seien gut. Auch für Immobilien. «
    »Sollte nicht ich mit ihm reden?«, fragte sie.
    »Ich möchte einfach selbst auch orientiert sein.«
    »Bist du durch mich nicht immer gut genug unterrichtet, Liebling?«
    Er sah sie an. Hielt ihrem Blick stand, bis sie etwas spürte, das sie in Mads’ Gegenwart noch nie gespürt hatte: Ihr stieg das Blut ins Gesicht.
    »Ich bin sicher, dass du mir alles erzählst, was ich wissen sollte, Schatz.« Er drehte sich um und ging wieder ins Bad, wo er den Wasserhahn aufdrehte.
    »Ich habe mir ein paar interessante Immobilienprojekte angesehen«, rief sie, um die seltsame Stille nach seinen letzten Worten zu durchbrechen.
    »Ich auch«, rief Mads. »Ich hab mir gestern ein Haus in der Gøteborggata angesehen. Das von der Heilsarmee.«
    Sie erstarrte. Jons Wohnung.
    »Ein schönes Haus. Aber weißt du was? An einer Tür war so ein Absperrband von der Polizei, und einer der Bewohner hat mir erzählt,dass dort Schüsse gefallen sind. Kannst du dir so was vorstellen?«
    »Nein«, rief sie. »Warum war dort abgesperrt?«
    »Das machen die doch so: Die Wohnungen werden gesperrt, wenn sie nach Fingerabdrücken und DNA suchen und sich eine Übersicht verschaffen, wer da gewesen ist. Egal, es ist auf jeden Fall gut möglich, dass die Heilsarmee mit dem Preis runtergeht, wenn da geschossen wird. Meinst du nicht auch?«
    »Aber die wollen doch gar nicht verkaufen, das hab ich dir doch schon gesagt.«
    »Sie wollten nicht verkaufen, Schatz.«
    Ihr kam ein Gedanke. »Warum sollte die Polizei eine Wohnung überprüfen, wenn doch vom Flur aus geschossen worden ist?«
    Sie hörte Mads das Wasser abstellen und hob den Blick. Er stand auf der Türschwelle und lächelte mit seinen gelblichen Zähnen durch den weißen Rasierschaum, während er das Rasiermesser locker in der Hand hielt. Und gleich würde er sich wieder dieses teure Rasierwasser ins Gesicht klatschen, das sie auf den Tod nicht ausstehen konnte.
    »Wovon sprichst du?«, fragte er. »Ich habe nichts von einem Flur gesagt. Und warum bist du denn plötzlich so blass, Schatz?«
     
    Der Tag war spät angebrochen, und der durchsichtige frostige Nebel lag noch immer über dem Boden des Sofienbergparks, als Ragnhild über die Helgesens gate hastete und in ihren beigen Bottega-Veneta-Schal atmete. Nicht einmal die für neuntausend Kronen in Mailand gekaufte Wolle konnte die Kälte abhalten, sie verbarg aber wenigstens ihr Gesicht.
    Fingerabdrücke. DNA. Herausfinden, wer dort gewesen war. Das durfte nicht geschehen, die Konsequenzen wären katastrophal.
    Sie bog um die Ecke der Gøteborggata. Zumindest standen keine Streifenwagen vor dem Haus.
    Der Schlüssel glitt ins Schloss der Haustür, sie schlüpfte hinein und ging zum Fahrstuhl. Es war lange her, dass sie zuletzt hier gewesen war. Und natürlich das erste Mal, dass sie unangemeldet kam.
    Ihr Herz klopfte, als sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte. Siedachte an ihre Haare in seinem Duschabfluss, an die Kleiderfasern auf seinem Teppich und ihre Fingerabdrücke überall.
    Der Flur war verwaist, und das orange Absperrband, das man vor die Tür geklebt hatte, zeigte deutlich, dass niemand zu Hause war. Trotzdem klopfte sie an. Dann nahm sie den Schlüssel und wollte ihn ins Schloss stecken. Er ging nicht hinein. Sie versuchte es erneut, bekam aber nur die Spitze des Schlüssels in den Zylinder. Mein Gott, hatte Jon das Schloss ausgetauscht? Sie holte tief Luft, drehte den Schlüssel anders herum und schickte ein Stoßgebet zum Himmel.
    Jetzt glitt er in den Zylinder und das Schloss klickte leise, als sich die Tür öffnete.
    Sie sog den Geruch der Wohnung ein, die sie so gut kannte, und ging zum Kleiderschrank, in dem Jon den Staubsauger aufbewahrte. Es war ein schwarzer Siemens VS08G2040, das gleiche Modell, das sie zu Hause hatten, 2000 Watt, der kräftigste, den es gab. Jon mochte es, wenn alles sauber war. Der Staubsauger brüllte

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