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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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Mundwinkel, den Harry als Lächeln deutete. »Wir haben am Wochenende nur wenig Leute, da ist jetzt einiges zusammengekommen. Wenn Sie mich also bitte entschuldigen würden?«
    »Natürlich«, sagte Beate.
    Die Gerichtsmedizinerin und Beate gingen auf die Tür zu, blieben aber stehen, als sie Harrys Stimme hörten:
    »Hat jemand von Ihnen dies hier bemerkt?«
    Sie drehten sich zu Harry um, der sich über die Leiche beugte. »Er hat Einstiche. Haben Sie sein Blut auf Drogen untersucht?« Die Gerichtsmedizinerin seufzte. »Wir haben ihn heute Morgen hier reinbekommen und konnten ihn bis jetzt nur auf Eis legen.« »Wann können Sie das machen?«
    » Ist das denn wichtig?«, fragte sie und ergänzte, als sie Harrys Zögern bemerkte: »Es wäre gut, wenn Sie uns eine ehrliche Antwort geben könnten, denn wenn wir den hier bevorzugt behandeln sollen, bedeutet das, dass sich all die anderen Fälle, die wir für euch lieber heute als morgen untersuchen sollen, weiter verzögernwerden. So dicht vor Weihnachten ist das hier die reinste Hölle.«
    »Na ja«, sagte Harry. »Vielleicht hat er sich ja ab und an mal ’ne Spritze gesetzt.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber er ist tot. Und dann spielt das wohl auch keine Rolle mehr. Haben Sie ihm die Uhr abgenommen?«
    »Die Uhr?«
    »Ja. Er trug eine Seiko SQ 50, als er neulich am Bankautomaten war. «
    »Er hatte keine Uhr um. «
    »Hm«, sagte Harry und blickte auf sein eigenes nacktes Handgelenk. »Hat er bestimmt verloren.«
    »Ich fahr noch mal ins Krankenhaus auf die Intensivstation«, sagte Beate, als sie vor das Gebäude traten.
    »Okay«, antwortete Harry. »Ich nehme ein Taxi. Hast du die Identität bestätigt bekommen?«
    »Wie meinst du das?«
    »Können wir hundert Prozent sicher sein, dass da drin Stankic liegt?«
    »Natürlich, das ist doch die übliche Prozedur. Die Leiche hat Blutgruppe A, das stimmt mit dem Blut überein, das wir in Halvorsens Taschen gefunden haben.«
    »Beate, das ist die häufigste Blutgruppe in Norwegen.«
    »Ja ja, aber sie überprüfen auch sein DNA-Profil. Hast du Zweifel?«
    Harry zuckte mit den Schultern. »Das muss gemacht werden. Wann?«
    »Frühestens am Mittwoch, okay?«
    »Drei Tage? Nicht okay.«
    »Harry «
    Harry hob beschwichtigend die Hände. »Schon gut. Ich gehe jetzt. Sieh zu, dass du ein bisschen Schlaf bekommst. Okay?«
    »Ehrlich gesagt, du siehst eigentlich so aus, als hättest du ihn nötiger als ich. «
    Harry legte ihr die Hand auf die Schulter. Spürte, wie dünn sie unter der Jacke war. »Er ist ein harter Brocken, Beate. Und er will hierbleiben. Okay?«
    Beate biss sich auf die Unterlippe. Sah aus, als versuchte sie etwas zu sagen, aber dann lächelte sie nur flüchtig und nickte.
    Im Taxi nahm Harry das Handy und wählte Halvorsens Mobilnummer. Wie erwartet bekam er keine Verbindung.
    Stattdessen wählte er die Nummer des Hotel International. Es meldete sich die Rezeption, und er bat darum, mit Fred an der Bar verbunden zu werden. Fred? An welcher Bar?
    »The other bar« , sagte Harry.
    »Hier ist der Polizist«, sagte Harry, als er den Barkeeper am Telefon hatte. »Der, der gestern da war und nach mali spasitelj gefragt hat.«
    »Da?«
    » Ich muss mit ihr sprechen.«
    »Sie hat die schlechten Nachrichten schon bekommen«, sagte Fred. »Leben Sie wohl.«
    Harry blieb einen Moment still sitzen und lauschte der unterbrochenen Verbindung. Dann steckte er das Telefon wieder ein und starrte durch das Seitenfenster auf die verwaisten Straßen. Dachte, dass sie in diesem Augenblick sicher in der Kathedrale eine weitere Kerze anzündete.
    »Restaurant Schrøder«, sagte der Taxifahrer und bremste.
     
    Harry saß an seinem Stammplatz und starrte in ein halb leeres Glas Bier. Das sogenannte Restaurant war in Wirklichkeit eine einfache, etwas heruntergekommene Kneipe, aber mit einer stolzen, ehrwürdigen Aura, die möglicherweise mit der Kundschaft zu tun hatte oder mit der Bedienung oder auch mit den hübschen Gemälden, die an den verrauchten Wänden hingen und völlig fehl am Platz wirkten. Oder mit der simplen Tatsache, dass sich das Restaurant Schrøder über so viele Jahre hinweg gehalten hatte, während die Lokalitäten in der Nachbarschaft immer wieder Namen und Besitzer wechselten.
    Sonntags, kurz vor Kneipenschluss, waren nicht mehr viele Menschen da. Aber in diesem Moment betrat ein neuer Gast den Raum, sah sich rasch im Lokal um, während er den Mantel aufknöpfte, den er über einer Tweedjacke trug, und kam

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