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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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hat, auf Jon Karlsen aufzupassen. Und ich hätte ihm wohl auch beibringen müssen, wo man seine Waffe trägt, wenn man für jemand den Babysitter spielt.«
    Aune nickte. »Dann ist also alles deine Schuld. Wie immer.«
    Harry drehte den Kopf zur Seite und blickte ins Lokal. Die Lampen begannen zu blinken, und die letzten paar Gäste tranken gehorsam aus und zogen sich Mützen und Schals an. Harry legte einen Hunderter auf den Tisch und holte mit dem Fuß eine Tasche unter seinem Stuhl hervor. »Nächstes Mal, Ståle. Ich war seit Zagreb nicht mehr zu Hause und muss jetzt wirklich schlafen.«
    Harry folgte Aune zur Tür, konnte es aber nicht lassen, einen letzten Blick auf den Rest Bier zu werfen, der noch immer unangetastet auf dem Tisch hinter ihm stand.
     
    Als Harry seine Wohnungstür aufschließen wollte, bemerkte er die zerbrochene Scheibe und fluchte laut. Das war allein in diesem Jahr schon das zweite Mal, dass bei ihm eingebrochen wurde. Er stellte fest, dass sich der Einbrecher zwar die Zeit genommen hatte, das Fenster zu kleben, um nicht die Aufmerksamkeit der anderen Hausbewohner zu erregen, es aber wohl zu eilig gehabt hatte, um Stereoanlage und Fernseher mitzunehmen. Verständlich, da beide nicht in einem aktuellen Katalog standen. Und auch nicht in einem vom letzten Jahr. Und andere schnell umsetzbare Wertsachen gab es nicht.
    Jemand hatte den Papierstapel bewegt, der auf seinem Wohnzimmertisch lag. Harry ging ins Bad und bemerkte, dass der Apothekenschrank über dem Waschbecken durchsucht worden war. Dann war es wohl ein Junkie gewesen, der hier sein Unwesen getrieben hatte.
    Er stutzte kurz angesichts eines Tellers auf dem Küchentisch und einer leeren Dose Labskaus im Mülleimer. Hatte sich der glücklose Dieb mit Essen getröstet?
    Als Harry ins Bett ging, spürte er die ersten Anzeichen der heraufziehenden Schmerzen und hoffte, einschlafen zu können, solange die Medizin noch wirkte. Durch den Spalt zwischen den Gardinen fiel ein Streifen Mondlicht über den Fußboden bis zu seinem Bett. Er warf sich hin und her und wartete auf die Geister. Er konnte sie schon säuseln hören, es war nur noch eine Frage der Zeit. Und obwohl er wusste, dass es nur die Paranoia eines Betrunkenen war, fand er, dass sein Bettzeug nach Blut und Tod roch.

 
    KAPITEL 27
    Montag, 21. Dezember. Der Jünger
     
     
    J emand hatte einen Weihnachtskranz an die Tür des Sitzungszimmers in der roten Zone gehängt.
    Hinter der geschlossenen Tür ging die letzte Morgenbesprechung der Kommission ihrem Ende entgegen.
    Harry stand in einem engen, dunklen Anzug vor der versammelten Mannschaft und schwitzte.
    »Da sowohl der Täter, Stankic, als auch der Hintermann, Robert Karlsen, tot sind, lösen wir die Kommission nach dieser Sitzung auf«, sagte Harry. »Und das bedeutet, die meisten der Anwesenden können sich in diesem Jahr auf ihre Weihnachtsferien freuen. Ich werde Hagen aber darum bitten, ein paar Leute für mögliche weitere Ermittlungen einzuteilen. Gibt es noch Fragen, ehe wir die Besprechung beenden? Ja, Toril? «
    »Du sagst, Stankics Verbindung in Zagreb hätte unseren Verdacht bestätigt, dass Robert Karlsen den Mord an Jon in Auftrag gegeben hat. Wer hat mit diesem Verbindungsmann gesprochen, und wie?«
    »Auf diese Frage kann ich leider nicht eingehen«, sagte Harry, ignorierte Beates vielsagenden Blick und spürte einen Schweißtropfen über seinen Rücken rinnen. Nicht weil sein Anzug zu warm oder die Frage zu unangenehm war, sondern weil er nüchtern war.
    »Okay«, sagte Harry. »Unsere nächste Aufgabe wird es sein, herauszufinden, für wen Robert Karlsen gearbeitet hat. Ich werde mit den Glücklichen, die an den weiteren Ermittlungen teilhaben dürfen, im Laufe des Tages Kontakt aufnehmen. Hagen hält später noch eine Pressekonferenz ab und wird dann zu allem Stellung nehmen,was an die Öffentlichkeit soll.« Harry wedelte mit der Hand. »Und jetzt ab zu euren Papierstapeln, Leute.«
    » He!«, rief Skarre und versuchte, das Klappern der Stühle zu übertönen. »Sollten wir nicht ein bisschen feiern?«
    Der Lärm verstummte, und alle sahen Harry an.
    »Tja«, erwiderte Harry leise. »Ich weiß nicht recht, was es da zu feiern gibt, Skarre. Dass drei Menschen tot sind? Dass der Hintermann noch immer frei herumläuft? Oder dass wir einen Kollegen haben, der im Koma liegt?«
    Harry blickte in die Runde und tat nichts, um das betretene Schweigen zu verkürzen.
    Als sich der Raum geleert hatte, kam Skarre zu

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