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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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Angst hast.«
    »Aber du kannst doch nicht darüber entscheiden, ob ich will oder nicht!«, platzte sie hervor. »Auch wenn ich Angst habe.«
    Harry sah sie an. Plötzlich schlang sie ihre Arme um ihn und drückte ihr Gesicht an seinen Hals.
    »Du musst mich für vollkommen verrückt halten«, sagte sie.
    »Überhaupt nicht«, antwortete Harry.
    Sie hielt ihn fest. Drückte ihn.
    »Und was, wenn ich immer Angst habe?«, flüsterte sie. »Was, wenn ich nie « Sie hielt inne.
    Harry wartete.
    »Es ist etwas geschehen«, sagte sie. »Ich weiß nicht, was. « Und wartete.
    »Doch, ich weiß, was«, sagte sie. »Ich bin vergewaltigt worden. Hier auf dem Hof, vor vielen Jahren. Und dabei ist etwas in mir kaputtgegangen. «
    Der raue Schrei einer Krähe am Waldrand durchbrach die Stille. »Willst du ? «
    »Nein, ich will nicht darüber reden. Da gibt es auch nicht viel zu sagen. Das ist lange her und ich bin wieder in Ordnung. Ich habe nur immer noch «, sie drückte sich noch fester an ihn, »... noch ein bisschen Angst.«
    »Hast du damals Anzeige erstattet?«
    »Nein, das konnte ich nicht.«
    »Ich weiß, dass das schwer ist, du hättest es aber trotzdem tun müssen.«
    Sie lächelte: »Ja, ich habe gehört, dass man das tun soll. Weil sonst ein anderes Mädchen an der Reihe ist, nicht wahr?« »Martine, mach keine Witze über so was.«
    »Entschuldige, Papa.«
    Harry zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, ob sich Verbrechen lohnen, aber ich weiß, dass sie sich wiederholen.«
    »Weil es in den Genen steckt, oder?«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher.«
    »Hast du nichts über diese Adoptionsforschung gelesen? In der sie beweisen, dass Kinder von Straftätern, die, ohne zu wissen, dass sie adoptiert worden sind, in normalen Familien gemeinsam mit anderen Kindern aufwachsen, mit viel größerer Wahrscheinlichkeit kriminell werden als die anderen Kinder dieser Familie. Und dass es daher wohl ein Verbrecher-Gen geben muss.«
    »Doch, davon habe ich gelesen«, sagte Harry. »Es kann gut sein, dass bestimmte Handlungsmuster vererbt werden. Aber ich glaube eher daran, dass wir einfach unverbesserlich sind, jeder auf seine Art. «
    »Du meinst, wir sind programmierte Gewohnheitstiere?« Sie kitzelte Harry mit einem Finger unter dem Kinn.
    »Ich glaube, dass wir alles in einen Topf werfen, Lust und Angst, Spannung und Gier und was es sonst noch gibt. Und dass das Hirn eine Wahnsinnskapazität hat und fast immer richtig rechnet, und deshalb ständig zu den gleichen Antworten kommt.«
    Martine stützte sich auf die Ellenbogen und blickte auf Harry hinab.
    »Und Moral und freier Wille?«
    »Sind auch mit in diesem Topf.«
    »Du meinst also, dass ein Verbrecher immer «
    »Nein. Dann würde ich meine Arbeit nicht ertragen.«
    Sie streichelte ihm die Stirn. »Die Menschen können sich also doch ändern?«
    »Das hoffe ich auf jeden Fall. Dass Menschen lernen können.«
    Sie lehnte ihre Stirn an seine. »Und was kann man dann lernen?«
    »Man kann lernen «, begann er und wurde von ihren Lippen unterbrochen, die sich auf seine legten, »... nicht einsam zu sein. Man kann lernen « Ihre Zungenspitze strich über die Unterseite seiner Unterlippe. »... keine Angst zu haben. Und man kann «
    »Lernen zu küssen?«
    »Ja. Aber nicht, wenn das Mädchen gerade aufgewacht ist und so einen ekligen, weißen Belag auf der Zunge hat, der «
    Ihre Hand landete schallend auf seiner Wange, und ihr Lachen war so hell wie das Klirren von Eiswürfeln in einem Glas. Dann fand ihre warme Zunge die seine, sie warf die Decke über ihn, zog ihm Pullover und T-Shirt aus und legte sich mit ihrer weichen, vom Schlaf glühenden Haut auf ihn.
    Harry ließ seine Hand unter ihr Hemd und über ihren Rücken gleiten, spürte, wie sich ihre Schulterblätter unter der Haut bewegten, und die wechselnde Anspannung und Lockerung der Muskeln, während sie sich an ihn schmiegte.
    Langsam knöpfte er ihr Hemd auf und hielt ihrem Blick stand, während er ihr mit der Hand über den Bauch strich, über ihre Rippen, und mit der weichen Hautfalte zwischen Daumen und Zeigefinger ihre harte Brustwarze umschloss. Ihr Atem kam ihm heiß entgegen, als sie ihn mit offenem Mund küsste. Und als sie ihreeigene Hand zwischen ihre Hüften presste, wusste er, dass er sich dieses Mal nicht zurückhalten konnte. Und dass er das auch nicht wollte.
    »Es klingelt«, sagte sie.
    »Was?«
    »Das Telefon in deiner Hosentasche. Es vibriert.« Sie begann zu lachen. »Fühl doch mal

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