Der Erl�ser
zeigen.«
»Gut«, sagte Harry.
»Woran denkst du?«
»Denken?«
»Allmählich kenne ich dich, Harry! «
»Hm. Ich frage mich, warum der Kellner nicht schon heute Morgen bei der Zentrale angerufen hat. Frag ihn das, ja? «
»Das hatte ich auch schon vor, Harry. «
»Natürlich, tut mir leid.«
Harry legte auf, aber fünf Sekunden später klingelte das Telefon erneut.
»Hast du noch was vergessen?«, fragte Harry.
»Was?«
»Ach, du bist es, Beate. Was gibt’s?«
»Gute Nachrichten. Ich bin gerade im Scandia fertig geworden.« »Hast du DNA-Spuren gefunden?«
»Ich bin mir noch nicht sicher, ich habe nur ein paar Haare, die natürlich auch vom Zimmermädchen oder einem früheren Gast stammen können. Aber vor einer halben Stunde hab ich die Resultate der Ballistiker bekommen. Die Kugel in der Milchtüte aus Jon Karlsens Wohnung stammt aus der gleichen Waffe wie das Projektil, das wir am Egertorg gefunden haben.«
»Hm. Die Annahme, wir hätten es mit mehreren Tätern zu tun, ist damit also langsam nicht mehr haltbar.«
»Ja. Und noch etwas. Der Empfangsdame im Scandia Hotel kam noch etwas in den Sinn, nachdem du gegangen warst. Sie meinte, dieser Christo Stankic habe einen äußerst hässlichen Mantel getragen. Eine Art imitiertes «
»Lass mich raten – Kamelhaar?«
»Das hat sie gesagt, ja. «
»Und damit haben wir eine echte Spur!«, rief Harry so laut, dass seine Stimme von der Graffitiwand des Blitz zurückgeworfen wurde und ihr Echo über die menschenleere Straße hallte.
Harry beendete das Gespräch und rief noch einmal Halvorsen an.
»Ja, Harry?«
»Christo Stankic ist unser Mann. Gib die Beschreibung des Kamelhaarmantels an die Kriminalwache und die Operationszentrale weiter und bitte sie, alle Streifen zu informieren. Und «
Harry lächelte einer alten Frau zu, die mit Spikes an den Schuhen auf ihn zutrippelte. Jeder ihrer Schritte machte ein kratzendes Geräusch.
»... ich will eine ständige Überwachung des Telefonnetzes, damit wir wissen, wenn jemand aus Oslo bei diesem Hotel International in Zagreb anruft. Und wir müssen auch wissen, von welcher Nummer in Oslo dieser Anruf kommt. Rede mit Klaus Torkildsen von Telenor, Region Oslo.«
»Das ist doch Abhören. Dafür brauchen wir einen Gerichtsbeschluss, und das kann Tage dauern.«
»Das ist kein Abhören. Wir wollen doch nur die Adresse des Anrufers. «
»Ich fürchte, Telenor wird das etwas anders sehen.«
»Sag diesem Torkildsen einfach, dass du mit mir gesprochen hast, okay?«
»Darf ich fragen, warum der bereit sein sollte, für dich seinen Job aufs Spiel zu setzen?«
»Eine alte Geschichte. Ich habe ihn vor ein paar Jahren davor bewahrt, im Untersuchungsgefängnis zusammengeschlagen zu werden. Du weißt ja, wie Tom Waaler und seine Kumpanen mit Leutenumgegangen sind, die wegen Exhibitionismus aufgegriffen wurden.«
»Das ist ein Exhibitionist?«
»War er auf jeden Fall mal. Und gibt im Gegenzug für eine gewisse Verschwiegenheit gerne Auskunft.«
»Verstehe.«
Harry legte auf. Jetzt waren sie ihm endlich auf den Fersen. Er spürte weder den Nordwind noch das Bombardement der Schneenadeln. Manchmal konnte ihn die Arbeit durch und durch glücklich machen. Er drehte sich um und ging zurück in Richtung Präsidium.
*
In seinem Einzelzimmer im Ullevål-Krankenhaus spürte Jon das Telefon an der Bettdecke vibrieren und nahm den Anruf sofort an. »Ja?«
»Ich bin’s.«
»Ach, du«, sagte er und versuchte seine Enttäuschung zu verbergen.
»Du hörst dich an, als hättest du auf jemand anders gewartet«, sagte Ragnhild in dem etwas zu munteren Tonfall, der eine verletzte Frau entlarvt.
»Ich kann nicht so viel reden«, sagte Jon und blickte zur Tür. »Ich wollte nur sagen, wie sehr mich diese Sache mit Robert schockiert hat«, sagte Ragnhild. »Und dass ich mit dir fühle.« »Danke.«
»Es muss doch wehtun. Wo bist du eigentlich? Ich habe versucht, dich zu Hause zu erreichen.«
Jon antwortete nicht.
»Mads arbeitet heute bis in die Nacht, wenn du willst, kann ich zu dir kommen.«
»Nein danke, Ragnhild, ich komme schon zurecht.«
»Ich denke so viel an dich. Es ist so dunkel und kalt. Ich habe Angst.«
»Du hast nie Angst, Ragnhild. «
»Manchmal schon.« Ihre Stimme klang künstlich beleidigt. »Es gibt hier so viele Zimmer und keine Menschen.«
»Dann zieh in ein kleineres Haus. Ich muss jetzt auflegen, ich darf das Handy hier gar nicht benutzen.«
»Warte! Wo bist du, Jon?«
»Ich habe eine
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