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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Doch das wird sich ändern. Ich werde ihnen zeigen, wie man Felder bestellt und Ernten einbringt«, berichtete er eifrig, während Ceidre ihm die Beinröhren abnahm. »Und es gibt einen ausgezeichneten Platz für die Burganlage. Auf einem Hügel. Leider fehlt Wasser, doch ein steiler, tiefer Graben wird ausreichen, um Eindringlinge abzuschrecken.«
    Ceidre richtete sich lächelnd auf. »Es freut mich, dass du zufrieden bist«,. sagte sie aufrichtig. Guy war ein guter Ehemann, gab ihr nie ein hartes Wort, erhob nie die Hand gegen sie. Er blieb zwar fast jede Nacht bis in die frühen Morgenstunden fort und vergnügte sich mit anderen Frauen, doch das war nur in ihrem Sinn. Wie er nun nackt vor ihr stand, ein gut gebauter, kraftvoller, sehniger Mann, brachte seine Nacktheit weder sie noch ihn in Verlegenheit.
    Nicht zum ersten Mal verglich sie ihn mit dem Normannen. Ein Vergleich, der zugunsten des anderen ausfiel, der von höherem Wuchs und breitschultriger war, mit Muskelwülsten wie von Meisterhand gehauen. Im Übrigen hätte der Normanne nicht lange vor ihr gestanden, ohne dass seine Männlichkeit sich ihr begehrlich entgegen gereckt hätte.
    Guy bemerkte ihre Musterung nicht. »Ceidre?«
    Seine Stimme klang freundschaftlich, beinahe zärtlich. Ihr Blick suchte sein Gesicht.
    »Hast du die Botschaft von deinem Bruder erhalten?«
    »Nein! Es war eine Fälschung!«
    Erleichterung erhellte Guys Gesicht. »Ich glaube dir. Ich kenne dich nicht gut und bin erst seit zwei Wochen dein Ehemann, aber ich beginne, einiges zu verstehen.« Er sah ihr in die Augen. »Ich habe auch keine Angst mehr vor dir, Ceidre.«
    Ihre Knie zitterten. »Nein?
    »Ich halte dich zwar immer noch für eine Hexe, aber ich glaube, du bist eine gute Hexe. Damit habe ich recht, wie?
    Du willst niemandem Schaden zufügen, du willst nur heilen.«
    Ceidre wurde unsicher. Wenn er keine Angst mehr vor ihr hatte, würde er vermutlich seine Rechte als Ehemann einfordern. Sie fand Guy nicht abstoßend, hatte aber nicht den Wunsch, das Lager mit ihm zu teilen. Im Gegenteil, es wäre ihr lieb, die Beziehung weiterhin keusch und freundschaftlich zu halten.
    Er wartete nicht auf ihre Antwort. »Ich halte dich auch nicht für eine Lügnerin -obwohl ich weiß, dass du deinen Brüdern die Treue hältst. Es erleichtert mich, dass du keine Torheit begangen hast. Aber ich werde nicht zulassen, dass meine Gattin Verrat an meinem Herrn verübt. Hast du verstanden?«
    »Ja.«
    Mit einem wohligen Seufzer stieg er in den dampfenden Zuber. »Wäschst du mir den Rücken?«
    »Ja, gern.«
    »Danach gehe ich zu Rolfe und erkläre ihm, dass du keine Botschaft von deinen Brüdern erhalten hast. Jedenfalls hast du keine weitere Bestrafung zu befürchten. Unser Herr ist der Meinung, du hast genug Qualen in dem Verlies ausgestanden.« Er lehnte sich zurück.
    Es war Ceidre gar nicht in den Sinn gekommen, dass ihr eine Bestrafung drohen könnte, nicht weil sie genug gelitten hatte, sondern weil sie unschuldig war. Nur gut, dass Guy ihr Glauben schenkte und sogar bereit war, sie nötigenfalls zu verteidigen.
    Während sie ihm den Rücken wusch, beschäftigte sie sich wieder mit der Frage, ob er die Art ihrer Beziehung zu ändern wünsche, scheute sich aber, ihn danach zu fragen, um ihn nicht auf dumme Gedanken zu bringen. Dass er unter ihrer Berührung nicht anschwoll, wertete sie als hoffnungsvolles Zeichen. Dennoch sah sie der Nacht mit Unbehagen entgegen. Sollte er seine Meinung geändert haben, könnte sie ihn nicht daran hindern, die Ehe mit ihr zu vollziehen. Zwei oder drei Nächte könnte sie ihn hinhalten mit der Ausrede, von den ausgestandenen Ängsten noch zu mitgenommen zu sein, doch irgendwann wäre sie gezwungen, sich ihm hinzugeben.
    Guy war ein braver Mann, dem sie – obschon auch er Normanne – nicht halb so feindlich gesinnt war wie seinem Herrn. Nun hatte der junge Ritter eigenen Landbesitz und wurde eines Tages ein mächtiger Herr sein, der die Nordgrenzen des Reiches mit einem eigenen Söldnerheer verteidigte. Und sie war seine Ehefrau. Damit sollte sie zufrieden sein, ihm willig das Bett wärmen, ihm Kinder gebären. Sie hatten sich angefreundet, und diese Freundschaft würde wachsen. Es war noch gar nicht lange her, dass der Bewerber, den ihr Vater für sie ausgewählt hatte, sie abgelehnt und damit ihre Hoffnungen auf Ehe und Kinder zunichte gemacht hatte. Und dann hatte das Schicksal eine unerwartete Wendung genommen. Sie hatte einen Ehemann bekommen, einen

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