Der Eroberer
es mir.«
»Ich habe nichts mehr«, flüsterte sie. Seine Hände lagen wie heiße Eisen um ihre Mitte. So groß, so stark. Sie machte einen erneuten Versuch, sich ihm zu entwinden, sah die Sinnlosigkeit ein und hörte auf, sich zu wehren.
Mit den flachen Händen an seiner Brust versuchte sie ihn wenigstens auf Abstand zu halten. Sein Brustkorb war hart wie Stein, aber warm und lebendig.
»Du bist so schmal um die Mitte«, raunte Rolfe.
Ceidre konnte den Blick nicht von seinen Augen wenden.
»Meine Finger berühren sich beinahe, wenn ich dich umfasse.«
Sie konnte kaum atmen.
»Du bist zu schön- um sterblich zu sein«, sagte er rau. Seine Hände um ihre Mitte festigten sich. Hitze durchströmte sie. Das Blut pochte in ihren Schläfen. »Lasst mich los«, sagte sie schwach.
»Vielleicht«, raunte er, und sein Mund näherte sich ihrem. Seine Unterlippe war voller als die Oberlippe und schön geschwungen. »… bist du wirklich eine Hexe.«
»Nein«, hörte sie sich heftig entgegnen. Ich bin keine Hexe, dachte sie verzweifelt.
Seine Hand glitt ihren zarten Rippenbogen nach oben. Ceidre erschauerte bei der sanften Liebkosung. Sie wollte ihn von sich schieben, doch ihr war, als wollte sie einen Felsen verrücken. Seine Hand wölbte sich um die Schwere ihrer Brust. Mit Sicherheit spürte er ihren dröhnenden Herzschlag. Er würde es nicht wagen, sie noch vertraulicher zu berühren – oder doch?
Kein Mann hatte je gewagt, sie so zu berühren.
Seine Hand tastete sanft wie Schmetterlingsflügel über die pralle Rundung ihrer Brust, seine Handfläche strich über ihre hochgereckte, empfindsame Knospe. Ein winziger Laut, halb Schreck, halb Wonne, entfuhr ihr. Und dann glitt seine Hand weiter zu ihrem Rücken. Er beugte sich über sie, und seine Lippen umschlossen ihren Mund.
Sie vergaß, dass er ihr Feind war, spürte nur seinen Mund auf ihrem, leicht geöffnet, weich und verlockend. Und sie spürte seine Hand, die ihre Schulter streichelte. So fühlte sich also ein Kuss an – das waren die Wonnen des Fleisches. Als er sich von ihr löste, blinzelte sie benommen.
Er sah sie an, lächelte unmerklich, selbstgefällig.
Sie schlug zu.
Ihr Schlag kam blindlings, ohne nachzudenken mit all ihrem Zorn und ihrer Verzweiflung. Blitzschnell drehte er das Gesicht zur Seite, und ihre Handfläche streifte nur seine Wange. Ihr Herz hämmerte so wild, dass sie glaubte, es müsse ihr aus der Brust springen. Sie stand da wie gelähmt, völlig verdutzt über das, was sie getan hatte.
Fassungslosigkeit spiegelte sich in seinen Zügen Und dann verzogen sich seine Lippen zu einem schmalen Strich.
Er packte sie bei der Hand und riss sie grob an sich.
»Nein« entfuhr es ihr spitz.
Sein Arm hielt sie gefangen und sein. Mund nahm sie in Besitz. Diesmal war sein Kuss nicht weich und lockend.
Er war der Eroberer, sie *die Unterlegene. Ihre Lippen schwollen unter seinem gewaltsamen Kuss. Er forderte seine Herrschaft über sie. Seine Zähne schlugen gegen die ihren, als er sie zwang, die Lippen zu öffnen. Ceidre wand sich in seinen Armen wie ein Fuchs in der Eisenfalle, doch ihre Gegenwehr war vergeblich. Als er sie freigab, rang sie schluchzend nach Luft, ihr Busen wogte.
»Kein Mensch«, knurrte der Normanne mit hochrotem Gesicht und fliegendem Atem, »hat je gewagt, was du gewagt hast.«
»Fahrt zum Teufel! « schrie Ceidre und ballte die Fäuste. »Ich verfluche Eure Seele in den tiefsten Höllenschlund!«
Er starrte sie an, seine, Fäuste zitterten.
Ceidre wich zurück, bis sie die Zeltwand im Rücken spürte. Gefangen. Sie war gefangen. Und obgleich sie es ihm niemals zeigen würde, hatte sie Angst. Todesangst.
Ihre Blicke bohrten sich kämpferisch ineinander. Sie würde den Blick nicht wenden, bei aller Angst, die sich um ihr Herz krallte. Seine Mundwinkel schienen sich hochzuziehen.
Und dann, schnell wie der Blitz, tauchte seine Hand in ihr Mieder.
»Was ist das?« Er hielt den Lederbeutel hoch.
Erneut loderte Zorn in ihr auf. »Gebt ihn mir wieder!«
Bevor sie reagieren konnte, hatte er ihr die Lederschnur vom Hals gerissen und steckte den Beutel in sein Wams.
»Bastard!« Nie zuvor hatte sie dieses hässliche Schimpfwort einem Menschen an den Kopf geworfen. »Elender Bastard!«
»Ich lasse meine Männer nicht vergiften«, entgegnete er grimmig.
Ceidre keuchte. »Ihr habt mich überlistet!«
»Überlistet?« Er grinste. »Ich bin ein Mann. Du bist nur eine Frau. Ich nehme mir, was ich will. Wäre es dir lieber
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