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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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gewesen, wenn ich dich verprügelt hätte?«
    Wieder ballte sie die Fäuste in ohnmächtiger Wut. »Kämpfe nicht gegen mich, Alice. Wie du gesehen hast, verstehen wir beide uns gut, sehr gut sogar.« Sein Blick wanderte zu ihrem wogenden Busen, den aufgestellten Brustspitzen, die sich durch den Stoff ihres Gewandes abzeichneten. »Nie und nimmer!«
    Auf seinen kühn geschnittenen Zügen breitete sich ein teuflisches Grinsen aus. »Leugne es nur, solange du kannst, denn lange wirst du's nicht mehr verleugnen können.«
    Am Zelteingang drehte er sich noch einmal um. »Und mich ebenso wenig. «

Kapitel 6
    Immer wenn sie ängstlich oder traurig war, hatte sie einen Traum. Und in dieser Nacht kam er wieder.
    Sie war sieben Jahre alt, stand auf den Stufen vor dem Haus und blinzelte in die Morgensonne. Sie hörte fröhliches Kinderlachen, suchte mit Blicken danach und sah eine Gruppe Buben und Mädchen, in ihrem Alter und etwas älter, Kinder aus dem Dorf, die sie alle kannte, mit denen sie aufwuchs. Ihre Halbschwester Alice, zwei Jahre jünger als sie, spielte Fangen mit ihren Freunden.
    Ceidre hob die Röcke, eilte hüpfend den Hügel hinunter und mischte sich unter die spielende Kinderschar. Redric, ein Junge aus dem Dorf, war der Fänger und Ceidre wich geschickt seinen ausgestreckten Händen aus, quietschend vor Lachen.
    In ihrem Übermut prallte sie mit Alice zusammen. Das kleine dunkelhaarige Mädchen stolperte und fiel ins Gras.
    Alice schrie gellend. Die Kinder hörten auf zu spielen, umringten sie und sahen, dass sie sich das Knie aufgeschürft hatte.
    Ceidre hatte ein schlechtes Gewissen. »Es tut mir leid, Alice, ich … «
    »Du hast mich gestoßen!«
    »Aber nicht absichtlich.«
    »Sie hat mich gestoßen!«
    »Alice«, sagte Redric, mit fast dreizehn der Älteste. »Es war ein Versehen. Komm ich helfe dir auf.«
    Alice' Augen schwammen in Tränen. »Wer hat ihr überhaupt erlaubt mitzuspielen?«
    Ceidre spürte einen Stich und trat einen Schritt zurück.
    »Ich hole Großmutter«, bot sie an, wollte Alice helfen, wünschte von ganzem Herzen, sie hätte ihrer Schwester nicht weh getan, wollte es wieder gut machen. Es war nur so, dass sie nie etwas gut machen konnte, weil Alice sie einfach nicht leiden konnte.
    »Nein!« schrie Alice gellend. »Mama sagt, sie ist eine Hexe, und von einer Hexe lass ich mich nicht anfassen! «
    Ceidre zuckte unter dem Schimpfwort zusammen, ein Wort, das sie immer wieder in ihrer Nähe flüstern hörte.
    Verwirrt und angstvoll hatte sie sich stets die Ohren zugehalten und abgewandt. »Das ist sie nicht«, widersprach Redric zaghaft.
    »Mama sagt es aber, alle sagen es«, schrie Alice und sah sie finster an. Die umstehenden Kinder traten verlegen von einem Fuß auf den anderen, manche murmelten ihre Zustimmung. »Meine Mama sagt das auch«, beeilte sich die blonde Jocelyn zu versichern.
    Alice stand auf. »Geh weg, Ceidre! Du darfst nicht mit uns spielen.«
    Ceidre rührte sich nicht von der Stelle, spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Sie warf scheue Blicke in die Gesichter der Kinder. »Sie darf mitspielen«, widersprach Redric. »Kommt, machen wir weiter.«
    Die Kinder verteilten sich.
    »Ich spiele nicht mit einer Hexe!« schrie Alice und stampfte mit dem Fuß auf.
    Ceidre erstarrte, Verwirrung und Angst stiegen in ihr auf. Sie blinzelte ihre Schwester an, begriff nicht, musste sich verhört haben. Alice höhnte: »Hexe!«
    Ceidre schlang die Arme um sich. »Ich bin keine Hexe«, murmelte sie beschämt.
    »Hexe! Alle sagen es. Hexe! «
    Ceidre war den Tränen nahe. Alice meinte es nicht so. Es stimmte nicht. Die Kinder gafften sie an, die kleineren neugierig, Redric und Beth argwöhnisch. Nach einem beklommenen Schweigen meinte Redric zuversichtlich: »Ach was, es stimmt doch gar nicht. Sie ist keine Hexe. «
    Die gleichaltrige Beth sah ihn an. »Ich habe es auch gehört. Vielleicht sollten wir sie lieber nicht mit uns spielen lassen.«
    Ceidre senkte den Blick zu Boden. »Ich bin aber doch keine Hexe«, brachte sie mühsam hervor. Heiße Tränen brannten in ihren Augen. Die Worte ihrer kleinen Schwester hallten ihr in den Ohren, ein beklemmend vertrautes Echo. Sie hatte Angst. Sie hob den Blick, wischte sich die Augen.
    Und dann geschah es.
    »Seht!« schrie Alice. »Seht doch! Seht! Sie ist eine Hexe!«
    Ceidre wich furchtsam zurück. Die Kinder starrten sie voller Entsetzen an. »Sie hat den bösen Blick«, japste Beth.
    »So was habe ich noch nie gesehen! «
    Die

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