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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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war sie zu keiner Bewegung fähig. Und dann stürmten neue Befürchtungen auf sie ein.
    Sie waren nicht weit von Aelfgar. Alice würde sie begrüßen, und der Normanne würde ihren Betrug durchschauen.
    In seinem Mannesstolz verletzt, würde er es nicht ertragen, von einer Frau hinters Licht geführt worden zu sein.
    Sein Zorn würde sich erst legen, wenn er erfuhr, dass nicht sie seine Auserwählte war sondern Alice, die echte Alice. Schwebte sie bis dahin in Gefahr?
    Wie konnte sie ihre Schwester vor einer Ehe mit diesem Mann bewahren?
    Was war mit ihren Brüdern? Wusste dieser Normanne etwas über ihren Verbleib? Er musste mehr als andere wissen, wenn er zum engsten Kreis des Eroberers gehörte. Wie konnte sie sein Vertrauen gewinnen, um die Wahrheit zu erfahren? Er war scharfsinnig und ausgefuchst, und wenn er wüsste, wie verzweifelt sie auf Nachricht von ihren Brüdern wartete, würde er seine Macht über sie ausnutzen. Aber sie musste irgendetwas in Erfahrung bringen.
    Der Normanne blieb vor ihr stehen, seine klaren, blauen Augen unverwandt auf sie gerichtet. »Habt ihr eine gute Nacht verbracht, mein Fräulein?« erkundigte er sich in ausgesuchter Höflichkeit.
    Ceidre spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. »Ja … ja.«
    »Ihr zögert. Vielleicht … « – und er lächelte – »habt Ihr nicht gut geschlafen. Vielleicht habt Ihr die ganze Nacht von mir geträumt?« »Ich habe ungewöhnlich gut geschlafen.«
    Er fixierte sie prüfend. Sein Blick wanderte zu ihren Lippen. »Dann beneide ich Euch.« Ceidre errötete tiefer.
    Er wandte sich brüsk ab. »In einer halben Stunde brechen wir auf.« Sie betrachtete seinen Rücken, die breiten Schultern, die schmalen Hüften. Er beneidete sie? Was wollte er damit andeuten? Ihr Herz klopfte bang.

Kapitel 7
    Er beobachtete sie, wie sie neben ihm auf dem Maultier ritt, hochmütig und stolz wie eine Königin auf einem edlen Araber, ihr klassisch geschnittenes Profil von atemberaubender Schönheit. Und Rolfe dankte seinem glücklichen Schicksal.
    Denn es geschah selten, höchst selten, dass ein Mann die Frau begehrte, mit der er sich vermählte. Nachdem er seine zukünftige Braut ins Zelt gebracht hatte, hatte er wach gelegen und keinen Schlaf finden können. Obwohl er seine Lust an dem Bauernweib gestillt hatte, hatte er nach ihr gefiebert.
    Er hätte die sächsische Grafentochter nicht so berühren dürfen, wie er es getan hatte, doch ebenso gut hätte er einem Gewittersturm Einhalt gebieten können, als dem Drang zu widerstehen, sie zu berühren. Welche Gunst!
    Aelfgar und seine Herrin, die bezauberndste, verlockendste Frau, die ihm je begegnet war. Wilhelm hatte angeordnet, die Hochzeit so schnell wie möglich zu vollziehen. Rolfe lächelte. Er hätte nichts dagegen, sie gleich auf morgen anzusetzen!
    Die Sonne stand noch tief und bleich im Morgenhimmel, es war kühl von der feuchten Nacht. Das Gelände war hügelig und steinig, gutes Weideland für Schafe. Und Aelfgar verdankte seinen Wohlstand der Schafzucht und der Wolle.
    Immer wieder flog sein Blick zu seiner Braut, die ihn seit einer Stunde nicht ein einziges Mal angesehen hatte. Ihre Gleichgültigkeit war nur geheuchelt, das wusste er. Er war Krieger, kein Poet und auch kein Priester; höfliche Worte kamen ihm nicht leicht über die Lippen. Rolfe bemühte sich dennoch, es zu versuchen.
    »Der Morgen ist kühl. Ist Euch warm genug, mein Fräulein?«
    Sie warf ihm einen flüchtigen Seitenblick zu. »Ja.« Sie zögerte. »Danke.«
    Sie verweigerte ihm eigensinnig die höfliche Anrede, die ihm gebührte. Kein Mann hätte je gewagt, sich ihm gegenüber dermaßen respektlos zu verhalten und ihm die Anrede ›Mylord‹ zu verweigern. Sie aber wagte es.
    Gestern hatte er es ihr noch durchgehen lassen. Doch heute durfte er ihren Mangel an Achtung nicht hinnehmen.
    Seine blauen Augen hefteten sich auf sie.
    »Sagt es, Alice.«
    Sie sah ihn erstaunt an. »Was denn?«
    »Spielt nicht die unwissende Närrin«, wies er sie zurecht. »Sagt es: Mylord.«
    Sie straffte die Schultern. »Ihr seid nicht mein Herr.«
    Rolfe glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Sie bot ihm die Stirn? In aller Öffentlichkeit? Sie, seine Braut, eine Frau?
    Sein wütender Blick bohrte sich in sie, er war nahe daran, den Tross anhalten zu lassen. Er sah ihre großen, dunkelblauen Augen, und er las Angst darin. Und er besann er sich seines Vorsatzes, behutsam mit ihr umzugehen.
    Er, der sich allein darauf verstand, das Schwert zu schwingen.

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