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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Und plötzlich prasselten Pfeile von den Bäumen hernieder.
    »Ein Hinterhalt!« brüllte Rolfe, riss sein Schlachtross herum und brachte es zwischen die Frau und den Pfeilbeschuss. Ein Stein aus einer Schleuder prallte von seinem Helm ab. Aus den Augenwinkeln entdeckte er den Angreifer, schwang, hoch aufgerichtet in den Steigbügeln stehend, seine Wurfkeule über dem Kopf. Der Sachse im Baum über ihm begegnete seinem Blick, erkannte seine tödliche Absicht und öffnete den Mund zum Schrei. Die mit Nägeln bestückte Keule traf und riss dem Sachsen die Brust auf. Der Mann stürzte kopfüber auf den felsigen Boden. Rolfe bemerkte einen zweiten Angreifer, den Bogen gespannt, den Pfeil angesetzt. Gleichzeitig wusste er die Frau hinter sich, ihr verängstigtes Maultier drückte sich an Rolfes Bein. »Bleibt dicht bei mir! « donnerte er, ohne den Blick von dem Bogenschützen zu wenden. Er schleuderte die Keule, als der Sachse den Pfeil abschoss.
    Der Pfeil verfehlte sein Ziel, die Keule nicht.
    Rolfe war sein Leben lang Soldat gewesen, hatte ungezählte Schlachten überlebt. Mit einem schnellen Blick machte er sich ein Bild vom Kampfgeschehen. Seine Männer hatten die Lage im Griff: Fünf der Angreifer waren tot oder schwer verwundet, fünf weitere auf der Flucht, verfolgt von seinen Kriegern zu Pferd. Rolfe griff nach dem Zaumzeug des scheuenden Maultiers. Seinem Instinkt folgend, fuhr er herum und sah einen riesigen Sachsen mit gezücktem Breitschwert zu Fuß auf ihn losstürmen. Mit einem gellenden Schlachtruf zuckte Rolfe sein Schwert, schwang es hoch über den Kopf, ließ es schneller, als das Auge folgen konnte, auf den Angreifer niedersausen und schlug ihm den Kopf ab.
    Der Kampf war beendet. Unheimliche Stille senkte sich über die Lichtung, nur das Schnauben der Pferde und das Keuchen der Männer war zu hören. Sieben Sachsen lagen tot auf der Erde, alle Normannen saßen noch im Sattel.
    Rolfe hielt das verängstigte Maultier immer noch am Zaumzeug, ließ den Blick noch einmal über die stille Lichtung schweifen, dann wandte er sich der Frau an seiner Seite zu. »Es ist vorbei«, sagte er barsch. »Seid Ihr unversehrt?«
    Ihre schönen dunkelblauen Augen waren angstvoll aufgerissen. Sie keuchte, ihre Hand lag flach an ihrer Brust.
    Rolfe biss die Zähne aufeinander, seine Kiefer mahlten. Er war wütend, dass sie in diesen Angriff verwickelt worden war. Sein Kundschafter hatte gemeldet, es drohe keine Gefahr. »Alice … «
    Mit einem erstickten Laut glitt sie auf der anderen Seite aus dem Sattel, lehnte sich gegen einen Baum und würgte.
    Rolfe drängte es, ihr beizustehen, doch er wusste nicht, wie er es anstellen sollte. Sein Wunsch war ihm peinlich vor seinen Männern. Zum Glück ritt Guy heran. »Zwei Verwundete, Mylord. Pierre von Stac und Sir Stacy, aber nicht schlimm.«
    »Gefangene?«
    »Keine.«
    »Wie viele konnten fliehen?«
    »Sechs, wenn ich recht gezählt habe, Herr.«
    »Schick Charles zu mir! « Seine Stimme klang drohend.
    Rolfe wandte sich an die Frau, die sich nun bleich und aufgewühlt an den Baum lehnte. Er stieg vom Pferd, wischte sein bluttriefendes Schwert im Gras ab und steckte es in die Scheide. Er trat zögernd auf sie zu. »Steigt auf, wir wollen uns hier nicht länger aufhalten.«
    Sie wich ihm aus, blinzelte die Tränen zurück. »Habt Ihr keine Gewissensbisse?«
    Er sah sie verständnislos an.
    Ceidre hatte beobachtet, wie er kaltblütig drei Sachsen abgeschlachtet hatte. Ihr war zwar klar, dass er angegriffen worden war, dass er sich, seine Männer und auch sie verteidigt hatte, doch das wollte sie nicht gelten lassen.
    Er war der Eindringling, der Feind, der Normanne. »Ihr habt drei Männer getötet«, flüsterte sie tonlos. »Habt Ihr keine Gewissensbisse?«
    »Nein«, entgegnete er. »Hätte ich Gewissensbisse, Lady Alice, würde jetzt ein Pfeil aus Eurem schönen Busen ragen.« Er wandte sich brüsk ab.
    Ceidre hielt ihn am Ärmel seines Kettenhemds fest. »Das waren meine Landsleute, Ihr habt meine Leute getötet.«
    Die Tränen schnürten ihr die Kehle zu. Sie wollte weinen um die Toten, die Leibeigenen, die Bauern, die sie kannte; weinen um die Vergeudung von Menschenleben, vor Abscheu gegen den Krieg.
    Er sah sie schweigend an.
    Guy näherte sich mit einem Soldaten. Charles' Gesicht war abgespannt, sein Blick irrte unstet umher. Er ließ sich mit gesenktem Kopf auf ein Knie nieder.
    »Du hast deine Pflicht vernachlässigt«, tadelte Rolfe. »Wegen deiner Unachtsamkeit

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