Der Eroberer
gegeneinander kämpften. Und dann wanderte sein Blick den gleichen Weg zurück, den er genommen hatte … über Blut und Eingeweide, abgeschlagene Gliedmaßen, über röchelnd mit dem Tod Ringende, über Dreck und Blut und Stein zurück, zurück zu Guy.
Rolfe entfuhr ein Schrei.
Guy lag reglos da, sein Kettenhemd war blutdurchtränkt.
Rolfe rannte zu ihm und fiel auf die Knie. »Guy! Guy!«. Und bevor seine Hände noch sein Gesicht umfingen, wusste er, dass er tot war.
Er hielt das Gesicht seines besten Freundes zwischen den Händen und blinzelte gegen ein heftiges Brennen in seinen Augen an. »Guy«, krächzte er. »Guy!« Dann zog er den Gefährten an die Brust. Immer noch kämpfte er gegen, seine Tränen an.
»Mein Freund«, brachte er heiser hervor. »Jetzt bist du bei Gott.«
Ceidre spähte voller Entsetzen aus der schmalen Schießscharte. Der Kampf fand auf der anderen Seite des Burgturms statt, sie konnte nur Bruchstücke des Kampfgeschehens mit ansehen, vereinzelte Männer, die mit Schwertern aufeinander einhieben, Streitäxte schwangen. Sie sah verstümmelte Leichen auf der Erde liegen. Kurz zuvor hatte sie Rolfe gesehen, der sein Schwert mit tödlicher Sicherheit und Wucht führte. Er hatte einem Sachsen mit einem gezielten Hieb den Kopf abgeschlagen, hatte blitzschnell umgedreht und einem anderen, der ihn von hinten erstechen wollte, den Arm abgeschlagen, und ihm die Klinge ins Herz gestoßen. Ceidre hatte gebannt zugesehen. Sie stand Todesängste aus um ihre Brüder, die dort unten irgendwo kämpften – und um Rolfe.
Als sie den Sachsen sah, der sich ihm von hinten näherte, hatte sie laut geschrien. Mit Sicherheit hatte er ihren Warnschrei nicht hören können, doch als er seinen Angreifer tötete, hatte sie vor Erleichterung geweint.
Nun sah sie den Normannen nicht mehr, der Kampf schien vorbei. Nur ein paar Männer kämpften noch verbissen.
Die Tür ihrer Kammer wurde aufgerissen. Ceidre fuhr herum.
»Edwin!«
Er war blutüberströmt, humpelte, hielt sein bluttriefendes Schwert umklammert. »Wir müssen fort! Komm!« rief er.
Ceidre, die ihren Brüdern ihr ganzes Leben ohne Widerrede gehorcht hatte, zögerte. In ihrem Kopf war 'nur ein Gedanke – Rolfe.
»Komm!« schrie er und packte sie am Arm.
Edwin war sie zur Treue verpflichtet, der Normanne Hasste sie, und dennoch war Ceidre unschlüssig. Dann gab sie sich einen Ruck und folgte ihrem Bruder. Gemeinsam rannten sie die Stiege hinunter. Die Halle war leer, von draußen drang der Kampflärm herein, die Rufe der Männer, Schmerzensschreie, das Klirren der Waffen.
Edwin hielt sie an der Hand. Es war keine Zeit zu reden. Er, eilte mit ihr durch den inneren Burghof die Stufen hinunter und über den äußeren Hof. Überall lagen Tote und Sterbende. Vereinzelt kämpften noch schwer angeschlagene, blutüberströmte Männer miteinander. An der offenen Tür der Mauer, von der Ceidre nichts gewusst hatte, stutzte Edwin plötzlich. Ceidre hatte Angst, das Blut rauschte ihr in den Adern, sie ahnte nicht, warum er stehen geblieben war. »Geh!«
Edwin und stieß sie nach draußen. »Ich komme nach. Flieh mit den anderen über die Brücke in die Wälder. Geh endlich! «
»Was hält dich noch?« schrie sie von draußen.
»Geh!« brüllte Edwin. »Geh!«
Ceidre wurde von einem Sachsen bei der Hand gepackt und den steilen Abhang hinab zur Behelfsbrücke gezogen, die unter der Last der letzten flüchtenden Sachsen gefährlich hin und her schaukelte. Von der Burgmauer wurden die fliehenden Rebellen von normannischen Bogenschützen mit Pfeilen beschossen. Ceidre warf einen gehetzten Blick über die Schulter, doch Edwin war verschwunden.
Edwin sank neben dem reglosen Körper seines Bruders auf die Knie. Sein Herzschlag hatte ausgesetzt, ebenso sein Verstand. Nur ein Gedanke beherrschte hin: Bitte Gott, Lass es nicht wahr sein! Behutsam rollte er Morcar auf den Rücken.
Der Verletzte stöhnte.
»Barmherziger Gott!« entfuhr es Edwin erleichtert. Und dann sah er den Blutstrom, der aus Morcars Brust sprudelte. Edwin drückte beide Hände auf die offene Wunde, um den Blutfluss zu stillen.
»Edwin«, krächzte Morcar schwach.
»Nicht reden«, bat Edwin verzweifelt. »Es kostet dich zu viel Kraft. Bitte rede nicht!«
»Ich kann nicht mehr«, ächzte Morcar.
Verzweifelt presste Edwin die Hände noch fester auf Morcars Brust. »Es wird wieder gut«, knirschte er zwischen den Zähnen. »Du wirst nicht sterben.«
Morcar öffnete die Lippen, ohne einen
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