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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Edwin war nach York gebracht und zu lebenslanger Kerkerhaft verurteilt worden. Wenn König Wilhelm und seine Truppen nach dem Christfest Westminster verließen, sollte der Gefangene nach London überführt werden. Wenigstens war er am Leben geblieben.
    Rolfe von Warenne hatte das Kastellanamt von York zurückerhalten.
    Ceidre fragte sich, ob sie ihn wiedersehen würde.
    Nach Aelfgar konnte sie nicht mehr. Ihre Rückkehr würde den Verlust ihrer Freiheit bedeuten. Dort blühte ihr das gleiche Schicksal wie ihrem Bruder – lebenslange Haft. Und dennoch gab es Stunden, in denen sie sich so schmerzlich nach Rolfe sehnte, dass sie bereit war, ihr Bündel zu schnüren, um nach Aelfgar zurückzukehren und ihre Gefängnisstrafe hinzunehmen – nur um in seiner Nähe zu sein.
    Doch er Hasste sie. Wenn er sie liebte, hätte sie nichts davon abgehalten, zurückzukehren. Wenn er sie liebte, wäre sie nach Aelfgar gegangen und hätte dort ihre Strafe verbüßt. Selbst wenn sie Rolfe nur selten zu Gesicht bekäme, hätte sie dafür ihre Freiheit geopfert. Doch er hatte sie nie geliebt. Wie Guy einmal gesagt und sie im tiefsten Winkel ihres Herzens immer vermutet hatte, war er nicht der Mann, der eine Frau zu lieben vermochte. Und nach ihrem Verrat konnte er sie erst recht nicht lieben. Also musste sie in der Verbannung bleiben.
    Eines Tages, wenn sie alt und grau, wenn ihr Sohn erwachsen wäre, wollte sie ihn zu dem Normannen schicken, als Abschiedsgeschenk, als Beweis ihrer immerwährenden Liebe.
    Rolfe zügelte sein Pferd auf dem Hügel über Llefewellyn und blickte ins Tal auf die verstreut liegenden strohgedeckten Hütten. Aus den Dächern quoll Rauch, der Himmel war grau und wolkenverhangen. Bald würde es wieder schneien. Sein Herz schlug so hart, dass er Mühe hatte zu atmen.
    Wochenlang hatte er sie gesucht.
    Und nun hatte er sie endlich gefunden.
    Gleich nachdem der Kampf um Aelfgar entschieden war, war Rolfe in die Turmkammer hinaufgestiegen. Er redete sich ein, sich nur vergewissern zu wollen, dass ihr nichts zugestoßen war. Doch der wahre Grund war seine unbändige Sehnsucht, bei ihr zu sein. Nie zuvor hatte er sie so sehr gebraucht wie damals. Nur Ceidre konnte ihm helfen, den Schmerz über Guys Tod zu verwinden. Er hatte das dringende Bedürfnis, sie in die Arme zu schließen, sich von ihr trösten zu lassen.
    Ihr Verschwinden brachte ihn halb um den Verstand.
    Im Sturmschritt eilte er durch die Burg, rief nach ihr und konnte sie nirgends finden. Von seinem Gefangenen hatte er schließlich von ihrer Flucht erfahren. Rolfe und Edwin starrten einander feindselig an, Rolfe war so fassungslos und wutentbrannt, dass er kein Wort über die Lippen brachte. Dann erinnerte er sich, dass er sie wie eine Hure behandelt hatte, und er konnte ihr nicht verdenken, geflohen zu sein. Seine Schultern sackten nach vom. Sie war fort. Sie verabscheute ihn.
    Ihre Worte hallten in seinem Kopf nach. »Ich liebe dich«, hatte sie gesagt. Hatte sie es ehrlich gemeint? Bestand ein Funke Hoffnung, dass sie ihm verzieh, nachdem er sie so grausam geschmäht hatte? In diesem Augenblick wusste er, dass er sich nicht nur verzweifelt nach ihrem Körper sehnte, er sehnte sich auch nach ihrer Liebe, konnte ohne ihre Liebe nicht leben. Und er fragte sich, ob er sie liebte.
    Es war eine Frage, die ihn tief erschütterte. Liebe war für ihn bislang Beschönigung für Wollust, eine Gefühlsduselei für Schwache und Narren. Er war nicht schwach, er war kein Narr, und er konnte nicht ohne sie leben. Wenn das Liebe war … so hatte sie ihn fest im Griff.
    Sein Entschluss wurde zur Besessenheit. Sie gehörte ihm. Er wollte sie wieder haben, er würde sie finden. Und sie würde ihn nie wieder verlassen. Er würde sie nicht als seine Gefangene betrachten. Er würde sie auf Händen tragen, sie mit seiner Liebe überschütten, dass sie nie wieder auf den Gedanken käme, ihn zu verlassen. Und er würde es schaffen, denn er war ein Mann mit eisernem Willen. Zunächst aber galt es, sie zu finden und sie davon zu überzeugen, zu ihm zurückzukehren, denn er wollte keine Gewalt anwenden. Er wollte sie um Verzeihung bitten.
    Er, der noch nie einen Menschen um etwas gebeten hatte.
    Er würde sie finden, wenn er das Versteck der Rebellen ausfindig gemacht hatte. Systematisch und umsichtig baute er ein Netzwerk seiner Spitzel auf, bis er es schaffte, Hereward eine Botschaft zukommen zu lassen.
    Verständlicherweise zögerte der Wache, sich mit ihm zu treffen, doch Rolfe

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