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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Blick nicht von der hohen Gestalt des Normannen. Wenn er ihr verbieten sollte, sich um Tildie zu kümmern, würde sie ihm den Gehorsam verweigern. Er schwieg, starrte sie nur an. Athelstan kam wieder herunter und gab ihr den Lederbeutel. Ceidre rannte in die Nacht hinaus.
    Schon von weitem waren Tildies Schmerzensschreie zu hören. Ihre vier Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren kauerten in einer Ecke der winzigen Stube, der Fünfjährige weinte. »Still, mein Kleiner«, besänftige Ceidre ihn und streichelte dem Buben über den Kopf. »Deiner Mama geht es bald wieder gut. Hör auf zu weinen. «
    Sie sah John an. »Beruhige du die Kinder.«
    Tildie war in Schweiß gebadet. Die Fruchtblase war bereits geplatzt. Sie wand sich stöhnend, die Wehen folgten in kurzen Abständen, aber das Kind wollte nicht kommen. Ceidre erkannte, was nicht stimmte. Das Kind lag verkehrt herum, in Steißlage, wollte mit den Füßen zuerst aus dem Mutterleib. Das war ein schlechtes Zeichen.
    »Ich muss versuchen, das Kind zu drehen«, sagte sie zu John, ohne den Blick zu heben.
    »Habt Ihr das schon einmal gemacht?« fragte Rolfe.
    Ceidre stutzte. Der Normanne war ihnen gefolgt, stand gebückt in der niederen Hütte. Er hatte seinen schwarzen Umhang über die nackten Schultern geworfen. In der Hütte war es still geworden. Die Kinder starrten den Riesen mit großen Augen an. Auch John war zu keiner Bewegung fähig.
    Ach brauche Wasser, Seife und saubere Tücher«, sagte Ceidre, die ihm die Antwort schuldig blieb und der stöhnenden Tildie über die erhitzte Stirn strich.
    »Ich hole es«, sagte John, der froh war, fliehen zu können.
    »Wie geht es ihr?« fragte Rolfe.
    »Sie ist nicht bei Bewusstsein. Das ist auch besser so. Es wird ein hartes Stück Arbeit.« Ceidre streichelte der Gebärenden immer noch besänftigend über die Stirn.
    Der fünfjährige Rotschopf fing wieder an zu weinen. »Mama, Mama«, schluchzte er.
    Ceidre, neben dem Strohsack kauernd, drehte sich um und wollte den Kleinen trösten. Erstaunt sah sie, wie Rolfe dem Kind durch die Locken fuhr. Sie hätte nie geglaubt, dass der Normanne zu einer zärtlichen Regung fähig wäre.
    »Viens, mon petit«, sagte er leise. »Weißt du, wer ich bin?«
    Der Junge blinzelte. »N… nein«
    »Er ist unser neuer Herr«, flüsterte seine älteste Schwester ihm angstvoll zu.
    Rolfe nickte dem Mädchen lächelnd zu und hob den Rotschopf in die Arme. »Deine Schwester hat recht, ich bin euer Herr, Rolfe von Warenne. Weißt du, wo Warenne liegt?«
    Der kleine Junge schüttelte ehrfurchtsvoll den Kopf.
    »Es ist sehr weit weg, auf der anderen Seite des Meeres. Willst du wissen, wie ich mit meinen Männern über das weite Meer gefahren bin?«
    Das Kind nickte mit offenem Mund.
    Ceidre wandte sich erleichtert der Kranken zu und hörte mit halbem Ohr zu, wie er dem kleinen Jungen mit dunkler, leiser Stimme seine Geschichte erzählte,* ohne blutrünstige Einzelheiten zu erwähnen. John kam mit Wasser, Tüchern und Seife zurück. Ceidre wusch sich die Hände und legte Tildie ein nasses Tuch auf die Stirn. Die Frau kam wieder zu Bewusstsein.
    »Tildie?« Ceidre beugte sich über sie. »Ich bin's, Ceidre. Ich versuche, das Kind in einer günstigen Lage zu bringen. Es liegt falsch herum. Ich muss es tun. «
    Tildie öffnete die Augen.
    Ceidre lächelte, wollte ihr wieder die Stirn kühlen. Doch Tildie schrie auf und drehte das Gesicht zur Seite. Ceidre zuckte zusammen. Rolfe hielt mitten im Satz inne, John und die Kinder erschraken.
    »Nein!«
    »Tildie … «
    »Nein! Rühr mich nicht an! Bitte nicht! « Sie fing an zu wimmern.
    Ceidre zögerte nur einen Wimpernschlag. »Sie ist zu erschöpft. Ich gebe ihr einen Beruhigungstrank.«
    »Nein! Deinen Hexentrank nehme ich nicht! «
    Ceidre war, als habe sie ein Schlag in die Magengrube getroffen. Sie schluckte schwer. »Tildie, ich bin es Ceidre.
    Deine Freundin. Ich … «
    »Es ist deine Schuld«, krächzte Tildie. »Du hast mich und mein Kind verflucht, weil ich dich geschlagen habe! Geh weg! Schafft mir die Hexe vom Leib! «
    Rolfe reichte den Buben seinem Vater und kauerte neben Ceidre nieder. »Hör mir zu, Frau. Ich bin dein Herr.«
    Tildie starrte ihn furchtsam an, die Tränen liefen ihr übers Gesicht.
    »Sie ist keine Hexe. Sie gibt dir einen Trank, der dich beruhigt, dann wird sie das Kind drehen. Es ist mein Befehl.«
    Tildies Tränen flossen noch stärker. »Es tut mir leid«, schluchzte sie. »Aber ich habe solche Angst …

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