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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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zischte sie. »Ich will nur allein sein. Zum Teufel mit Euch! « Sie begann zu weinen.
    Noch nie hatte Rolfe sich so hilflos gefühlt. Ceidre lag zu seinen Füßen und schluchzte haltlos. Der Wunsch, sie zu berühren, war unendlich stark. Doch er hatte noch nie eine Frau berührt, um sie zu trösten und wusste nicht, wie er es anstellen sollte. Er ballte die Fäuste und stand einfach da, hilflos wie ein kleiner Junge.
    Plötzlich kam sie auf die Beine und marschierte an ihm vorbei. Rolfe folgte ihr erleichtert. Keiner sagte ein Wort.
    Sie stapfte hoch aufgerichtet vor ihm her, obwohl sie zum Umfallen müde sein musste. Diese Frau hatte mehr Mut und Entschlusskraft als viele Männer. Am Haus angekommen, nickte sie ihm steif zu, ohne ihn anzusehen. Er ging schweigend zur Treppe. Doch dann drehte er sich noch einmal um. Sein Blick suchte sie in der schwach erhellten Halle. Sie stand vor ihrer Pritsche,' hatte den Umhang abgelegt, wirkte schmal und zerbrechlich in ihrem dünnen Hemd. Dann sank sie auf dem Strohsack nieder. Sie würde frieren, dachte er, wenn sie sich nicht zudeckte. Doch er ging nicht zu ihr.
    Und dann erhob sich eine Männergestalt neben Ceidres Strohsack. Rolfe versteifte sich. Der Mann hob eine Öllampe.
    Es war Athelstan, der in seine Richtung blickte. Rolfe sah zu, wie der alte Mann die Decke über sie breitete und etwas murmelte. Eifersucht nagte an Rolfe. Dabei war es nur der alte Athelstan, der sich um sie bemühte.
    Alice rannte vom Fenster in Rolfes Gemach quer über den Flur zum Söller, in dem sie schlief. Sie war kaum in ihr Bett geschlüpft, als sie seinen Schatten an ihrer offenen Tür vorbeihuschen sah. Sie lag mit steifen Gliedern auf ihrem Strohsack. Sie hatte es gewusst. Sie hatte gewusst, dass er zu der Hure wollte, als er sein Gemach vor einiger Zeit verließ. Und nun waren beide zurückgekommen, und das war der Beweis. Alice hatte Ceidre noch nie so gehasst wie in diesem Augenblick. Und Rolfe hasste sie nicht weniger.
    Dafür würde sie bezahlen. Doch zunächst musste sie sich diese Hure vom Leib halten – und vom Bett ihres Verlobten. Bis nach der Hochzeit. Sobald Alice verheiratet war, würde sie einen Weg finden, um Ceidre endgültig loszuwerden. Sie würde dafür sorgen, dass Rolfe seine Lust nie wieder an der Hure stillen konnte. Sie würde sie an einen Sklaven in einem Dorf an Aelfgars Grenze verheiraten. Oder besser noch, sie würde ihre verhasste Schwester von den Schotten entführen lassen. Und niemand würde je wieder etwas von ihr sehen und hören!
    Von ihren Rachegelüsten beruhigt, sank Alice endlich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
    »In zwei Wochen?« wiederholte Ceidre.
    »Ja. Das Aufgebot ist bereits angeschlagen«, bestätigte Athelstan.
    Ceidre wandte sich ab. Ihre Gedanken rasten. Sie durfte nicht zulassen, dass die Schlange sich in ihrem Nest breitmachten Es durfte nicht sein! Aber wie konnte sie die Vermählung verhindern, wenn ihre Schwester darauf bestand? Durfte und konnte sie etwas dagegen unternehmen, wenn Alice um jeden Preis verheiratet sein wollte? Es gab andere Männer. Sie musste nicht ausgerechnet den Normannen heiraten! Nicht den Normannen!
    »Wir müssen die Hochzeit verhindern«, murmelte sie.
    »Du kannst ihn nicht daran hindern«, widersprach Athelstan. »Man nennt ihn nicht umsonst den Gnadenlosen. Was er haben will, nimmt er sich. Das ist allgemein bekannt, Ceidre. Und er will Aelfgar und seine Herrin.«
    »Ja«, bestätigte Ceidre bitter. Ungewollt erinnerte sie sich an die Wärme seines Blickes und seiner Stimme, als sie das Kind im Mutterleib gedreht hatte. Und dann erinnerte sie sich an seinen Mund auf ihren Lippen in seinem Gemach, an seinen hassen, nackten Körper, der sich hart an sie presste. Etwas in ihrem Leib zog sich zusammen.
    Hatte er es so eilig, Alice zu beschlafen? Warum wühlte sie der Gedanke so sehr auf? Sie hatte kein Recht, sich einzumischen, es sei denn, es ging ihr um das Wohlergehen ihrer Schwester.
    Man hatte ihr keine Arbeit zugewiesen. Entschlossen machte Ceidre sich auf den Weg, um nach Tildie zu sehen.
    Die Ereignisse der vergangenen Nacht wühlten sie immer noch auf.
    Hatte die Freundin ihre wahren Gefühle hinausgeschrien? Fühlte auch sie sich abgestoßen von Ceidres "bösem Blick"? Ceidre wusste, dass Tildie, halb wahnsinnig vor Schmerz, Beschimpfungen ausgestoßen hatte, die sie gar nicht so meinte. Und dennoch grämte sie sich, grämte sich maßlos. Dazu kamen ihre Schuldgefühle, versagt zu haben. Sie

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