Der Eroberer
herauszukriegen? Sie beugte sich vor und lächelte verführerisch. »Hört Ihr die Nachtigall singen?«
Sein Grinsen wurde breiter. »Das sollten wir uns nicht entgehen lassen.« Er stand auf und wartete.
Alice' Stuhl machte ein scharrendes Geräusch, als sie sich erhob. Kurz darauf ging sie mit hasserfüllten und triumphierendem Blick an ihrer Schwester vorbei. »Findest du Gefallen an normannischem Fleisch, Ceidre? War letzte Nacht nur der Anfang?« zischte sie.
Ceidre hätte ihr am liebsten ins Gesicht geschlagen, beherrschte sich aber. Sie verfolgte ein Ziel, und der Tölpel, der auf sie wartete, hatte Alice' geflüsterte Bosheit nicht gehört. Mit einem Lächeln hielt sie ihm die Hand hin. Zu ihrem Schreck zog er sie grob an sich und begann sie mit nassem Mund zu küssen und ihre Brüste zu befingern.
Ceidre versuchte sich ihm zu entwinden, erreichte damit aber nur, dass sie mit dem Rücken zum Tisch zu stehen kam. Im nächsten Augenblick hatte der Kerl sie über die Tischplatte gelegt.
»Hört auf! « schrie sie wütend, ihre Absicht völlig vergessend. Er hatte ihr die Röcke bis zum Knie hochgehoben, lag auf ihr, sein fettiger Mund an ihrem Hals, seine Finger krallten sich um ihre Brust. Sie versuchte mit einer Hand, ihren Rock nach unten zu zerren, mit der anderen, seine Pranke von ihrem Busen wegzustoßen und sich unter ihm herauszuwinden. Angst machte sich in ihr breit, als ihr klar wurde, dass er viel stärker und drauf und dran war, sie mit Gewalt zu nehmen.
Der Klang von Guys Stimme war ihr mehr als willkommen. »Hört, hört! Was geht hier vor?«
Der Bote hielt in seinen Zudringlichkeiten inne, drehte sich verärgert halb um, ohne sie loszulassen. Ceidre stieß ihn von sich und befreite sich von ihm, als springe sie von glühenden Kohlen. »Guy!«
»Lord Rolfe wünscht Euch zu sprechen, Ceidre«, sagte Guy mit ernster Miene, den Blick auf König Wilhelms Boten geheftet. »Ist das Eure Art, Lord Rolfe für seine Gastfreundschaft zu danken?«
Nie hätte Ceidre gedacht, froh darüber zu sein, zu dem Normannen gerufen zu werden. Sie floh die Stiege hinauf, während der junge Mann sich mürrisch verteidigte – und ihr die Schuld gab, ihn verführt zu haben. Vor der großen Kammer verharrte Ceidre, strich sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und die Röcke glatt. Bei dem lüsternen Überfall war sie ins Schwitzen geraten, fühlte sich erhitzt und atemlos. Doch ehe sie ihre Fassung wieder erlangen konnte, wurde die Tür aufgerissen. Der Normanne stand mit finsterer Miene vor ihr.
Er musterte sie so eindringlich, dass Ceidres Nackenhaare sich aufstellten. »Ich brauche eine Arznei«, fuhr er sie schroff an.
Ceidre wusste, wie sie aussehen musste, und war gleichzeitig entrüstet über seine dreiste Musterung. Glaubte et wirklich, sie habe es mit dem normannischen Boten getrieben? »Wofür?«
Er lächelte unangenehm. »In meinen Schläfen dröhnt ein höllischer Schmerz. «
Er hatte Kopfschmerzen? Ei hatte sie wegen Kopfschmerzen rufen lassen? Misstrauen stieg in ihr hoch. »Ich denke«, entgegnete sie spöttisch, »etwas mehr von unserem guten Rotwein wird den Schmerz rasch lindern.«
»Bist du wütend, Ceidre?« Seine Stimme troff vor Hohn. »Habe ich dich gestört?«
»Ihr seid mein Herr und Gebieter«, antwortete sie honigsüß. »Wie könntet Ihr mich stören?«
»Ganz recht«, versetzte er, beugte sich vor und heftete den Blick auf ihren geschwollenen Mund. »Dein Herr und Gebieter.« Er lächelte wieder, und Ceidre durchflog ein Schauder der Angst. »Ich will keinen Rotwein. Ich will eine Arznei. Einen deiner Hexentränke. Gegen meine Kopfschmerzen. «
Hexentränke. Seine Worte stachen wie spitze Nadeln.. Sie wandte sich ab. Er packte sie am Arm und riss sie grob zu sich herum. »Und zwar gleich, Ceidre«, schnarrte er. »Trödle nicht.«
Sie sah ihn mit großen, erstaunten Augen an. Er gab ihr deutlich zu verstehen, sie solle sich hüten, mit dem Boten herum zu tändeln. Eine heiße Welle durchströmte sie, beinahe so etwas wie ein Hochgefühl. Sie lächelte. »Ich trödle nicht, Herr.«
»Gut! Dann geh!« befahl er mürrisch.
Ceidre ging, um die Arznei zu holen, und war noch nicht an der Stiege, als die Tür hinter ihr mit einem Donnerschlag ins Schloss fiel. Sie summte leise vor sich hin.
Kapitel 18
»Er hat befohlen, das Dorf niederzubrennen!« Ceidre starrte ihren Vetter Teddy an. »Das soll wohl ein Scherz sein!« »Nein, es ist wahr. Das ganze Dorf wird
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