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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Normanne nicht lesen, überlegte sie. Die wenigsten Männer konnten lesen. Vermutlich – würde er schriftliche Botschaften verbrennen, damit sie nicht in falsche Hände gerieten. Dennoch musste sie sich vergewissern. Sollte er nicht lesen können, gab es immer noch den Dorfpriester, der Schriftstücke entziffern konnte – falls er dazu in der Lage war. Ceidre lächelte in sich hinein. Die meiste Zeit war Pater Bonifaz betrunken oder hinter Weiberröcken her. Vermutlich würde man einen Mönch aus einem nahe gelegenen Kloster kommen lassen.
    Oder aber … der Normanne könnte sie bitten, ihm eine Botschaft vorzulesen.
    Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Sie musste herausfinden, ob er des Lesens kundig war. Wenn nicht, musste sie ihn darauf aufmerksam machen, dass sie ihm nützlich sein konnte. Das wäre eine ideale Gelegenheit!
    Die erste Truhe enthielt Tuniken, Hosen, Umhänge, Broschen und Spangen, Schuhe und ein zweites Paar Beinlinge. In der zweite Truhe lagen feine Seiden aus dem Orient in den schönsten Farben, wie Ceidre sie noch nie gesehen hatte, dazu schwere Samtballen in Gold und Rot und ein Umhang aus lohfarbenem, seidenweichem Pelz.
    Aber keine Botschaften. In der letzten Truhe befanden sich kostbare Orientteppiche und ein altes, zerbrochenes Schwert in einer juwelenbesetzten Scheide. Sie legte alles sorgfältig an seinen Platz zurück. Der Normanne hatte seinen kostbarsten Besitz mitgebracht, dachte sie bitter. Er ahnte nicht, dass er nie und nimmer auf Aelfgar bleiben würde. Aelfgar gehörte Edwin.
    Es gab keinen Platz mehr, wo Botschaften aufbewahrt werden konnten, es sei denn, sie wären sorgsam versteckt.
    »Was tust du hier?«
    Ceidre, tief in Gedanken versunken, fuhr beim Klang von Alice' scharfer Stimme herum, erleichtert, ihre Suche bereits beendet und die Truhen wieder verschlossen zu haben.
    »Ich suche mein Kräutersäckchen«, antwortete sie gelassen, und die Lüge kam ihr mühelos über die Lippen.
    »Weiß er, dass du in seiner Kammer bist?« verlangte Alice barsch zu wissen. »Hast du seine Erlaubnis?«
    »Nein«, antwortete Ceidre vorsichtig. »Alice, er wäre erzürnt, wenn er wüsste, dass ich mein Amulett suche.«
    »Ja, das wäre er wohl«, schnarrte Alice.
    »Wirst du es ihm sagen?«
    »Hast du deine Leibeigenschaft ihm gegenüber bestritten?«
    »Er hat mir nicht geglaubt.«
    Alice lächelte triumphierend. »Wieso sollte er? Schließlich hat diese Hure dich zur Welt gebracht, die nichts als eine Sklavin war. Hast du deine Hexenkräuter gefunden?«
    »Nein.«
    »Was hast du gestern Nacht getrieben, Ceidre?«
    Sie wusste es also, dachte Ceidre. Sie wusste, dass sie bei Tildie war und die Kräuter bei sich hatte. Ceidre suchte nach einer ausweichenden Antwort.
    »Hure«, schrie Alice gellend und schlug Ceidre ins Gesicht.
    Ceidre wich erschrocken zurück.
    »Ich habe gesehen, wie er dir nachgeschlichen ist«, fauchte Alice. »Du hast deine weißen Schenkel für ihn breit gemacht … hab' ich recht? Du bist verkommen, genau wie deine Mutter! «
    Es war besser, wenn Alice glaubte, sie sei mit Rolfe zusammen gewesen, als dass sie herausfand, dass sie Tildie bei der Geburt geholfen hatte. Alice durfte nicht wissen, dass sie spionierte. Andererseits hatte sie kein Recht, so schlecht von ihr zu denken und ihre Mutter so schmachvoll zu verunglimpfen. »Ich bin spazieren gegangen«, antwortete sie errötend. »Ehrlich.«
    »Er ist dir gefolgt!«
    »Ja. Er dachte, ich laufe fort«, log sie hastig. »Er hat mir verboten, Aelfgar zu verlassen. Aber Alice, glaub mir, er hat mich nicht angefasst, ich schwöre es bei allen Heiligen. Du hast kein Recht, mich zu beschimpfen. Ich bin keine Hure. Und meine Mutter war keine Hure. Sie liebte unseren Vater so sehr, dass sie nach seinem Tod krank wurde und bald darauf vor Gram gestorben ist. Das weißt du so gut wie ich! Warum musst du an diesen niederträchtigen Lügen festhalten?«
    »Deine Mutter war seine Buhle, Ceidre, und das macht sie zur Hure. Natürlich liebte sie unseren Vater – er war schließlich ihr Herr und Gebieter. Er aber wollte sie nur im Bett! Was hat Rolfe getan, als er dir nachschlich?«
    »Er fragte mich, wohin ich gehe.«
    »Lügnerin! Ihr wart zwei Stunden fort … Ihr beide! Das wirst du mir büßen, Ceidre, ich schwöre es! Ich mache dir das Leben zur Hölle, wenn du dich nicht von iihm fernhältst.«
    Ceidre wusste, dass es ihr ernst damit war.. »Ich hasse ihn« versicherte sie. »Ich hasse ihn zutiefst, ich bin nicht mit

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