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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Würde er sie nicht so sehr begehren, hätten ihn ihre naiven Versuche, zu kokettieren, erheitert.
    Er aber begehrte sie heftig. Sein Geschlecht war schmerzhaft geschwollen. Er verlagerte das Gewicht, suchte eine bequemere Stellung. Wieso dieser Sinneswandel nach all ihrem Argwohn, ihrem Hass.
    Was bezweckte sie damit?
    Sollte er sie auf die Probe stellen, um herauszufinden, wie weit sie ihr Spiel trieb?
    Oder irrte er? Vielleicht war es kein Spiel. Er wusste, dass auch sie Mühe hatte, ihr Verlangen nach ihm zu bezwingen. Vielleicht begehrte sie ihn ebenso heftig wie er sie. Vielleicht war sie bereit, ihrem Verlangen nachzugeben. Vielleicht hatte sie ihm verziehen. Rolfe mahnte sich zur Vorsicht, er durfte sich von solchem Wunschdenken nicht einlullen lassen.
    Im Übrigen hatte er seinen Schwur nicht vergessen. Wenn sie ihn freilich weiterhin mit ihren scheuen, doch eindeutigen Blicken herausforderte, würde er die Beherrschung verlieren, seinen Schwur vergessen und sie nehmen.
    Rolfe presste die Lippen aufeinander.
    Er riss seinen Blick von ihr los und wandte sich Guy und Athelstan zu, die über die schottischen Übergriffe an den Nordgrenzen redeten. Nachdem Wilhelm den Campbell-Clan nach Cumbria getrieben hatte, war es in der Nähe von Eoshire an der Küste wieder zu blutigen Auseinandersetzungen gekommen, auch diesmal angezettelt von.
    einem Clan der Campbells aus Tantalon.
    »Heute ein paar Schafe, morgen ein ganzes Dutzend«, knurrte Guy verärgert. »Aber die Hunde kennen meinen Herrn nicht. Er wird sie alle ins Meer treiben!«
    Athelstan schmunzelte über Guys leidenschaftliche Worte. »Die Schotten sind arglistig, allen voran die Campbells«, mischte Rolfe sich ein. »Es wäre ratsam, ein Bündnis mit ihnen zu schließen. Auch wenn man ihnen nicht trauen kann, den Frieden dauerhaft zu wahren, so wäre es zumindest ein Aufschub.«
    Nun meldete Alice sich zu Wort und versetzte damit alle an der Tafel in Erstaunen.
    »Vielleicht«, meinte sie bedächtig, »würde ein Frieden von Dauer sein, wenn es das richtige Bündnis wäre.«
    »Was wisst Ihr schon von diesen Dingen, Mylady«, bemerkte Rolfe erheitert.
    Sie sah ihm direkt ins Gesicht, mit großen braunen, unschuldigen Augen. »Ich bin in diesem rauen Land aufgewachsen. Wusstet Ihr, dass mein Vater, der alte Graf, mich mit einem Schotten verheiraten wollte?« Ihre Stimme wurde dünn und spitz. »Nur, damit Frieden einkehren sollte. Ich aber habe meinen Vater gebeten, sich die Sache noch einmal zu überlegen, und blieb von dieser Vermählung verschont.«
    »Eine Heirat ist der beste und sicherste Weg, um friedliche nachbarschaftliche Beziehungen aufzubauen und zu festigen«, pflichtete Guy ihr bei.
    Rolfe lachte leise. »Du sprichst von Heirat, Guy?«
    Der junge Ritter errötete. »Meiner Ansicht nach würde heute zwischen den Sachsen und Normannen Frieden herrschen, wenn Wilhelm Wort gehalten und seine Tochter Isolda mit Edwin von Mercia vermählt hätte.«
    »Wilhelm wäre ein Narr gewesen, diesem gefährlichen Lord so viel Macht zu geben«, widersprach Rolfe. »Doch wenn ich mich recht erinnere, bat Isolda ihren Vater sogar, sein Wort einzulösen.«
    »Nun«, meldete Alice sich wieder zu Wort, »In meinem Falle lagen die Dinge anders. Der Schotte, den mein Vater mir als Gemahl zugedacht hatte, wies mich zurück.«
    Rolfe sah sie prüfend an und fragte sich, was sie mit ihrem freimütigen Geständnis, eine Niederlage erlitten zu haben, bezweckte. Im übrigen war ihm bislang nicht aufgefallen, dass sie Interesse an Politik und kriegerischen Auseinandersetzungen gezeigt hätte. Er zog eine Augenbraue hoch.
    Alice sah ihm unverwandt in die Augen, und die Lüge kam ihr mühelos über die Lippen. »Der Schotte wollte damals Ceidre, doch mein Vater zog diese Lösung nicht einmal in Erwägung.«
    Rolfe lächelte kalt. Jetzt begriff er. »Glaubt Ihr, Lady Alice, der Schotte sei noch an Eurer Schwester interessiert?«
    Sein Tonfall war gleichmütig.
    »Nun ja, es wäre denkbar«, antwortete Alice hastig.
    »Mylord«, mischte Guy sich ein, »Verzeiht! Aber das wäre unserer Sache ausgesprochen zuträglich!«
    Rolfe bezähmte seinen Unmut. »Schon möglich«, meinte er kühl.
    Was bin ich für ein Narr, dachte er. Ich sollte sie wirklich an einen Schotten verheiraten, damit wären meine Grenzen gesichert, und ich würde der Hexe nie wieder in meinem Leben begegnen. Er stellte sich bildhaft vor, wie ein grobschlächtiger, rothaariger Schotte sein Geschlecht in Ceidre

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