Der Eroberer
trieb, und sein Unmut stieg.
Alice lehnte sich zurück und senkte den Kopf. Ihr Lächeln entging Rolfe freilich nicht. Brüsk stand er auf und entfernte sich. Eine sanfte Hand an seinem Ärmel hielt ihn auf. »Mylord?« fragte Ceidre.
Er stutzte. Sie verschränkte die Hände und wich seinem Blick unstet aus. Ihr Stimme hatte bang geklungen. »Willst du mit mir sprechen?« fragte er und bemühte sich, seine Gefühle zu beherrschen.
»Ja, bitte.« Nun blickte sie ihn unverwandt an.
Ist es ein Spiel oder nicht? fragte er sich unschlüssig. Mit einer Handbewegung lud er sie ein, mit ihm nach draußen zu gehen. Sie stiegen die Holzstufen zum Burghof hinab. »Nun?«
Ceidre warf einen Blick über die Schulter. Zunächst dachte Rolfe, sie wolle sich vergewissern, ob sie belauscht wurden, doch dann wurde ihm klar, dass sie ihn auf ihren Bewacher Wilfred aufmerksam machen wollte. Und er wusste, was sie mit ihren kühnen Blicken bezweckte. Sie wollte erreichen, dass er den Wachtposten abzog. Rolfe lächelte verkrampft.
»Mylord, ich ersuche Euch um eine Gunst«, hob sie an und bestätigte seinen Verdacht.
Er verschränkte die Arme und wartete.
»Seit meiner Kindheit«, fuhr sie fort, »gehe ich an ein Plätzchen … «, sie warf ihm einen Seitenblick zu, »… um zu baden.«
Er ahnte nicht, worauf sie hinaus wollte, fasste sich jedoch in Geduld.
»Am Fluss«, platzte sie heraus, »gibt es eine verschweigende Stelle. Doch seid Ihr nach Aelfgar gekommen seid, wage ich nicht mehr, dort zu baden – aus Furcht, von Euren Männer beobachtet zu werden. Ich fühle mich schmutzig und möchte baden. Wie aber soll ich es anstellen, wenn dieser Tölpel, den Ihr auf mich angesetzt habt, mir Tag und Nacht an den Fersen klebt? Bitte, gebt mir eine Stunde frei. Was könnte ich in so kurzer Zeit schon anrichten?«
Rolfe stellte sie sich nackt vor, bis zu den Hüften im Wasser stehend, ihre hellen Brüste in der Sonne schimmernd.
»Du bist eine Verräterin, Ceidre«, antwortete er sachlich. »Ich traue dir nicht, deshalb wirst du bewacht.«
Sie schluckte. »Wenn ich mit ihm gehe … «, sie wies zu Wilfred hinüber, »… wird er mir möglicherweise Gewalt antun! «
»Komm her, Will!« rief Rolfe, und der junge Mann trat näher. »Ceidre möchte im Fluss baden«, erklärte der Normanne. »Du wirst sie wie üblich bewachen, aber du wirst ihr den Rücken zukehren. Hast du verstanden? Du siehst ihr nicht dabei zu. Gib ihr zehn Minuten für ihr Bad. Wenn du sie anfaßt, wirst du mit dem Tode bestraft – durch mein eigenes Schwert.« Er sah Ceidre an. »Du hast nichts zu befürchten.«
Sie erbleichte. »Seid … seid Ihr sicher?« fragte sie bang.
»Völlig sicher.« Und seelenruhig setzte er hinzu: »Du kannst dir aber auch ein Bad von einer Magd oben in der Kammer bereiten lassen, wenn du es wünschst.«
Ihre veilchenblauen Augen verdunkelten sich, ihr Busen hob und senkte sich. »Ich will im Fluss baden«, entgegnete sie trotzig. »Ich will schwimmen und im Wasser planschen. Ich will Spaß haben.«
Aha, nun wollte sie also schwimmen. »Zehn Minuten«, bestimmte Rolfe streng, »kannst du nach Herzenslust im Wasser herumtollen.«
Sie schwieg. Er sah ihre Verwirrung und ihren Zorn.
Rolfe bezweifelte, dass es ihr nur um ein Bad im Fluss ging. Sie führte etwas im Schilde – oder sie stellte ihn auf die Probe. Er hatte ihr Gelegenheit gegeben, Feldric zu ihren Brüdern zu schicken, damit seine Spione das Rebellenversteck ausfindig machen konnten. Rolfe wollte Ceidre daran hindern, einen weiteren Verrat zu begehen.
Welche Strafe sollte er diesmal über sie verhängen? Nein, das aufsässige Geschöpf musste Tag und Nacht bewacht werden. Hoffte sie, sich am Fluss mit einem sächsischen Boten zu treffen? Oder hatte sie die Absicht, ihn mit ihrem ›Bad‹ zu verführen? Wollte sie ihn überlisten ihn dazu bringen, ihr zu folgen, und ihn in eine Falle locken?
»Ich traue ihm nicht«, sagte Ceidre schließlich in Wilfreds Richtung.
Wie weit würde sie gehen? »Dann solltest du nicht im Fluss schwimmen.«
Zu seinem Erstaunen wurden ihre Augen feucht. »Wollt … Ihr … nicht … «
»Was soll ich wollen?«
Eine Träne hing in ihren Wimpern. »Euch würde ich trauen«, sagte sie so leise, dass er glaubte, sich verhört zu haben.
»Was?«
»Euch würde ich trauen«, wiederholte sie und hielt den Blick auf ihre Finger gesenkt, die an den Falten ihres Gewandes nestelten.
Er sollte sie zum Fluss begleiten und sie beim Baden
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