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Der erpresste Erpresser

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Titel: Der erpresste Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Geschäfte
bezahlen wir auf ehrliche Weise. Blüten — noch dazu schlechte — sind was für
Leute wie Behnke, der dort hinten sitzt und kein Auge von uns läßt. Aber keine
Sorge. Er ist nur ein kleiner Abstauber. Ohne Format.“

20. Endstation fürs Blüten-Duo
     
    Karl hatte seinen Eisbecher geleert und
dann — weil der Kellner ihn umkreiste in aufdringlicher Weise — noch einen
Kirschsaft bestellt.
    Karl beobachtete unauffällig. Hören
konnte er kein Wort von dem, was an dem Vierertisch besprochen wurde. Aber auch
ohne das war klar: Dort wurde ein Super-Trick abgezogen — ein gigantischer
Betrug. Nicht umsonst spielten Tückl und Fabian — den Karl sofort erkannt hatte
— den Italienern was vor. Jetzt wurden sogar die ,Mordfotos’ hergezeigt. Karl
sah sie zwar nicht, doch was sonst sollte es sein.
    Nach sorgsamer Beglotzung behielt der
eine Italiener die Fotos und schob sie in seine Brusttasche.
    Karl trank einen Schluck.
    In diesem Moment kam Sigi Huber herein
— der Taxi-Fahrer mit dem dicken, roten Kopf.
    Sigi kam durch den hinteren Eingang, den
alle Kellner gut im Blick haben — damit kein Zechpreller abhauen kann.
    Sigis Schritt stockte.
    Karl wandte sich ab, aber das nützte
nichts.
    Sigi starrte ihn an.
    Am liebsten wäre Karl unter den Tisch
gekrochen. Statt dessen betrachtete er seine Fingernägel, scheinbar
gelangweilt.
    Sigi sockte vorbei, steuerte Behnkes
Tisch an, sah nochmal zurück und setzte sich dann zu seinem Komplizen.
    Schiet! dachte Karl. Jetzt ist einer
da, der auch mich kennt. Natürlich! Schon stecken sie die Köpfe zusammen und
flüstern.
     
    *
     
    „Mann, kommst du spät“, sagte Behnke.
„Ich...“
    „Pst! „ Sigi riß die Augen auf. „Siehst
du den Bengel dort? Ist der schon lange da?“
    „Die Brillenschlange?“
    „Ja, den. Hast du das Gefühl, daß er
dich beobachtet? Wenn ja, Paul, dann liegst du richtig. Denn der ist hinter dir
her. Und natürlich auch hinter mir.“
    „Was?“ Behnke hatte schon drei Bier
getrunken und mußte eigentlich zum Klo.
    „Ja, so ist das. Pech für uns. Die
Brillenschlange gehört zu den beiden Typen, die uns gestern geärgert haben. Vor
dem Amalfi. Wie ich dir sagte: Gestern abend beim Grand-Hotel hat der große
Lockenkopf mich gelöchert. Ich dachte dann, ich hätte die Bande abgewimmelt.
Aber jetzt glaube ich das nicht mehr. Mein Kollege Ewald hat diese blöde
Bemerkung gemacht, als dich der Bengel beschrieb. Sagt Ewald: Sigi, das ist
doch der Typ, der dich engagiert hat für die Stadtrundfahrten. Hab’s natürlich
sofort in Abrede gestellt. Dachte, der Bengel hätte das geschluckt. Vonwegen.
Daß jetzt die Brillenschlange hier hockt, ist kein Zufall.“
    „Sind die beiden anderen draußen?“
    „Nö. Auf der Lortzen-Allee jedenfalls
nicht.“
    „Gut. Wir verpassen dem Knaben einen
Denkzettel. Erst trinke ich in Ruhe aus. Dann verlassen wir diese Stätte durch
den hinteren Eingang. Ich wette: Der Bengel folgt uns. Aber im Torweg schnappe
ich ihn mir. Der kriegt eins auf die Nase, daß er bedient ist. Wir brauchen
keinen Schatten.“
    „Gewalt? Hm! Naja, muß wohl sein.“
    „Nur fünf, sechs Ohrfeigen. Aber so,
daß ihm die Zähne wackeln.“
    „Er sieht nicht sehr kräftig aus. Vielleicht
genügt es, wenn du ihn anbrüllst.“
    „Nein.“
    Der Kellner kam, weil er dachte, Sigi
hätte einen Wunsch. Statt dessen bezahlte Behnke sein Bier.
    „Und?“ fragte Sigi, als der Serviermann
gegangen war, „was ist mit dem Zombie?“
    „Frag mich was Leichteres. Ich weiß nur
eins: Da läuft ein ganz großes Ding. Und wir bleiben dran.“
    Sie standen auf.
    Ohne Karl zu beachten, schlenderten sie
zum hinteren Ausgang und verließen das Ristorante.
    Ein Kellner war in der Nähe. Karl
winkte ihm, bezahlte und war auch schon im Abflug — allerdings nicht auf der
von Behnke erhofften Strecke, sondern durch den Haupteingang vorn.
    Draußen sah er sich um.
    Gaby, die von Tim gelernt hat, wie man
auf den Fingern pfeift, machte sich bemerkbar aus der Nebenstraße auf diese
wenig damenhafte Weise.
    Klößchen konnte nicht pfeifen, weil er
Schokolade im Mund hatte, und zwar bis in den letzten Winkel.
    „Wo ist Tim?“ fragte Karl rasch.
    „Am hinteren Eingang“, antwortete Gaby.
„Es kann ja nicht schaden, wenn wir auch den im Auge behalten.“
    „Wie wahr! Sigi und Behnke verkrümeln
sich dort.“
    „Behnke?“
    „Der Geier-Typ.“
    „Wir können ja mal rüberradeln zur
Lortzen-Allee. Vielleicht verfolgt Tim die

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