Der erste beste Mann: Wenn die Braut sich traut (German Edition)
hier ein Strandhaus. Wenn die Zeit für die Abgabe von Steuererklärungen vorbei ist, fahre ich meistens ein paar Tage hierher um mich auszuruhen.“
„Das wusste ich nicht“, erklärte sie knapp, obwohl ihm das eigentlich klar sein müsste. Aber sie musste sichergehen, dass er nicht glaubte, sie sei ihm durch den halben Staat gefolgt.
„Machen Sie sich keine Sorgen, Shelly. Sie können unmöglich von dem Haus gewusst haben. Genauso wenig konnten Sie ahnen, dass ich heute hier sein würde. Ich wusste es bis heute Morgen ja selbst noch nicht.“
Ihr Treffen war also reiner Zufall. Sie wünschte sich plötzlich, dass Mark sie nicht geküsst hätte. Jetzt wurde alles viel komplizierter.
„Sie sind eine sehr begabte Künstlerin“, sagte er unvermittelt. „Ich habe neulich eines Ihrer Videos gekauft. Ihre Steuererklärung hatte mich neugierig auf ihre Arbeit gemacht.“
„Anscheinend bringt uns unsere Neugier in ziemliche Schwierigkeiten“, sagte sie, obwohl sie sich über sein Lob freute. Warum nur bedeutete ihr seine Meinung so viel?
Mark lächelte. Es war ein unverschämt unwiderstehliches Lächeln, eines, das Frauen dazu brachte, alles andere zu vergessen. Zum Beispiel die Tatsache, dass er so gut wie verlobt war. Und dass er ein großer, blauäugiger Fremder war, der, wenn man Tante Millys Brief Glauben schenkte, bald schon ihr Ehemann sein würde …
Shelly sprang rasch auf die Füße und ging den Strand entlang. Mark folgte ihr.
„Sie sollten mich nicht so anlächeln“, sagte sie leise.
„Sie sagten, es sei nur ein Kuss.“
„Ja“, log sie kühn. „Wie hätte es mehr sein können?“
„Das müssen Sie mir sagen.“
Aber sie konnte ihm keine Antwort geben.
„Wenn wir schon dabei sind, erklären Sie mir doch einmal, warum wir uns immer wieder treffen, und warum ich nicht aufhören kann, an Sie zu denken.“
„Das können Sie nicht?“ Ihr erging es nicht anders, aber sie war keineswegs bereit, ihm das zu verraten.
„Nein.“ Er stand hinter ihr und hatte die Hände auf ihre Schultern gelegt. Zart strich er ihre Arme hinunter. Seine Berührung war so leicht, wie ein Hauch, und doch spürte sie sie bis in die Fingerspitzen. Und in ihre Erregung mischte sich Angst.
Mark drehte sie langsam zu sich und sah auf ihren Mund. „Wenn es nur ein ganz gewöhnlicher Kuss war, warum habe ich dann den unwiderstehlichen Drang, Sie erneut zu küssen?“
„Das … das weiß ich nicht.“
Seine Lippen berührten ihre kurz und leicht, als wollte er erst seine und ihre Reaktion abwarten. Sie schloss die Augen und stöhnte auf. Sie wollte diese Empfindungen nicht, die sie durchströmten. Keine davon. Sie waren so unterschiedlich und kamen aus vollkommen verschiedenen Schichten. Abgesehen davon war er mit einer anderen Frau zusammen, und sie war völlig mit ihrer Karriere beschäftigt.
Als der Kuss endete, ließ Mark sie langsam los. Sie schaffte es kaum, nicht in den Sand zu sinken.
„Ich … ich muss nach Seattle zurück“, sagte sie gepresst und trat von ihm weg. Sie wandte sich um und machte unsicher vier oder fünf Schritte.
„Shelly?“
„Ja?“
„Seattle ist in nördlicher Richtung. Wenn Sie in diese Richtung weitergehen, dann werden Sie allerhöchstens auf Hawaii landen.“
Shelly hob benommen den Blick. Sie stand direkt vor dem Ozean. Und dann hatte sie es sehr eilig zu entkommen.
Zu Hause angekommen stürzte Shelly ans Telefon und rief Jill an.
„Kannst du vorbeikommen?“ Shelly konnte kaum ihre Panik verbergen.
„Sicher. Was ist denn los?“
„Ich habe Mark wiedergetroffen.“
„Und?“
„Lass es mich so ausdrücken. Wir haben uns geküsst, und ich habe seitdem nicht aufgehört zu zittern.“
Jill seufzte gefühlvoll auf. „Das muss ich genauer hören. Ich bin in zehn Minuten da.“
Sie brauchte nur etwas mehr als sieben Minuten. Shelly war die ganze Zeit unruhig auf und ab gegangen und hatte ständig auf die Uhr geschaut. Sie wartete verzweifelt darauf, dass Jills gesunder Menschenverstand sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen würde.
„Shelly“, rief Jill, als sie lächelnd die Wohnung betrat. „Was ist denn mit deinem Haar los?“
Shelly strich sich über die widerspenstigen Locken. „Es ist in Long Beach passiert.“
„Dort hast du Mark getroffen? Was für ein unglaublicher Zufall, nicht wahr?“
„Ich habe ihn auch schon früher in der Woche einmal gesehen … Ich habe dir doch erzählt, dass mir eine Buchprüfung beim Finanzamt
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