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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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wir sie haben. Der neue Kongreß ist unseres kostspieligen kleinen Experiments müde und möchte die Steuern herabsetzen. Der neue Präsident glaubt, der Rüstungswettlauf führe zum Krieg und sucht ein neues internationales Abkommen. Er mag keinen Krieg, und so werden wir in diesem Jahr 1979 …“
    Er schien sich eines Besseren zu besinnen und ließ ungesagt, was er dachte. Es wurde still, und nach einer Weile sagte Gregorys entfernte Stimme: „Was nun?“
    „Sturzflug mit Scheinangriff“, sagte der General.
    Die Stimme des Chefingenieurs näherte sich dem Mikrophon.
    „Morlake.“
    „Ich habe gehört.“
    „Gut. Sehen Sie zu, ob Sie im ersten Anflug O’Ryan treffen können.“
    Morlake grinste. Die drei Testpiloten von Kane Field hatten ein Spiel eingeführt, in dem der berühmt-berüchtigte Zeitungsverleger passiver Teilnehmer war. Jedesmal, wenn sie Scheinangriffe flogen, wählten sie als Ziel den Wolkenkratzer des „Star-Telegram“, der am Rand der riesigen Wasserfläche des Michigansees siebzig Stockwerke in den Himmel ragte. Der Hintergedanke war, daß sie, wenn etwas schiefging, O’Ryan und seine luxuriöse Dachgeschoßwohnung mit sich zur Hölle nehmen würden. Und in einer Weise war es ihnen damit ernst.
    Die Maschine begann zu vibrieren. Die Düsentriebwerke waren stumm, und das Hämmern der Raketen war ein scharfes Geräusch, das den Rumpf erzittern ließ. Die Raketen waren nicht dafür gedacht, die Last allein zu tragen. Morlake zögerte das Manöver hinaus, um einen letzten Blick ins Universum zu tun.
    Der Himmel war in dieser Höhe unnatürlich dunkel, fast schwarz. Die Sterne waren Lichtpunkte von gleißender Helligkeit, die weder funkelten noch glitzerten. Die Sonne, weit querab zu seiner Linken, war nur annähernd rund. Eine strahlende Korona aus Flammen und feurigem Gas ließ sie weit größer erscheinen als sie war. Direkt über ihm schwamm ein Viertelmond in der schwarzen Tiefe.
    Die S29A näherte sich mit stark gedrosselter Geschwindigkeit Chikago. Die Stadt war unter einer schmutzigen Dunstglocke fast verborgen, aber auf dem Radarschirm kam jedes Gebäude klar heraus, und das Gebäude des „Star-Telegram“ war nicht zu übersehen. Morlake kippte die Nase der Maschine langsam nach unten, bis das Zielgerät genau auf den Wolkenkratzer ausgerichtet war: das Fadenkreuz zitterte auf dem Bild des Radarschirms. Er hatte das Raketentriebwerk vor Beginn seines Manövers ausgeschaltet, und die Maschine schoß nun im freien Fall und in einem Winkel von sechzig Grad auf das Ziel zu. Morlake beobachtete seine Instrumente und überwachte die Fixierung seines Zielgeräts, aber er war sich bewußt, daß der Himmel um ihn her zusehends heller wurde. Als die Nadel seines Höhenmessers die Fünfzigtausend-Meter-Marke unterschritt, sauste plötzlich etwas Großes und Helles mit einem Feuerschein durch den Himmel.
    Morlake zuckte zusammen. Ein Meteorit, dachte er sofort. Er starrte hinaus und sah das blendende Ding ungefähr zwei Kilometer querab auf die Erde zustürzen.
    Es war kein Meteorit. Es war viel langsamer. Morlake starrte in blankem Entsetzen auf die Erscheinung, als es im Radio seines Helms knackte und Gregorys Stimme brüllte:
    „Morlake, wir haben eben Nachricht erhalten: New York und Washington wurden in den letzten zehn Minuten von Atomraketen zerstört. Morlake – bringen Sie Sadie aus der Gefahrenzone Chikago. Sie ist unsere einzige einsatzfähige S29A. Haben Sie verstanden?“
    Morlake hatte verstanden, aber er konnte nicht sprechen. Er saß wie erstarrt und stierte hinaus, wo das Teufelsding noch immer zu sehen war. Aus der Spitze stießen Feuerstrahlen, die vom Druck der zunehmend dichter werdenden Atmosphäre seitwärts und zurück gebogen wurden, so daß sie den Kopfteil der Rakete wie eine Feuerglocke einhüllten. Das müssen Bremsraketen sein, dachte er. Sie verlangsamen die Geschwindigkeit, damit das Ding nicht in den dichteren Luftschichten verglüht.
    Der kreischende Wind draußen riß ihm den Gedanken aus dem Gehirn. An seine Stelle drängte unzusammenhängendes Zeug, sinnlose Pläne, zu flüchtig, um irgendein Bild zu hinterlassen, ein entsetztes Begreifen und Bilder der Stadt, die nur noch Minuten zu leben hatte. Es waren unpersönliche Bilder, denn die Stadt dort unten war nicht seine Stadt. Niemand dort kannte ihn. Er haßte Chikago. Windig, schmutzig, häßlich und heruntergekommen, heiß im Sommer, kalt im Winter … Nein, es gab nichts dort, überhaupt nichts

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