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Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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bis zum Rand mit einer klaren und sehr kalten Flüssigkeit gefüllt war. Rickards hatte das Gleiche.
    Logan schnupperte prüfend an dem Getränk, das vor ihm auf dem Tresen stand, und versuchte es zu identifizieren. War es vielleicht Wodka? »Wissen Sie«, sagte er, »ich muss zugeben, dass das nicht ganz dem entspricht, was ich erwartet hatte.« Er deutete auf die Leute, mit denen Rickards verabredet war.
    »Ich sagte doch, es ist keine Monstrositätenshow.«
    Das stimmte allerdings. »Was hat es mit den Büchern auf sich?«
    »Daran erkennt man sich in der Aberdeener Szene. Man trifft sich an einem bestimmten Ort, und wenn jemand eine Ausgabe von Black and Blue dabeihat, geht man hin und sagt Hallo.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Ian Rankin …«
    »Nein, es geht nur darum, dass das Buch zum Teil hier in Aberdeen spielt und dass es Black and Blue heißt. Verstehen Sie? Black and Blue – könnte auch ›Grün und Blau‹ heißen …« Er schien zu glauben, dass Logan etwas schwer von Begriff war. »Ich dachte eigentlich, das wäre ziemlich offensichtlich …«
    Logan sah ihn an.
    »Tut mir leid, Sir.«
    »›Sir‹, wie?« Eine ziemlich kleine, mollige Frau mit grünen Augen und haselnussbraunem Pferdeschwanz, teuer aussehenden Freizeitklamotten und einem leeren Glas in der Hand stand vor ihnen. »Hast dir wohl ’nen neuen Top angelacht, was, John?«
    Rickards’ Gesicht nahm die Farbe eines Pavianhinterns an. »Wir sind nicht … Er ist nicht … Wir …«
    Logan half ihm aus der Verlegenheit. »Ich bin sein Chef. Wir arbeiten zusammen. Ich gehöre nicht zur ›Szene‹.«
    »Ach ja?« Sie verlagerte ihr Gewicht auf ein Bein und stellte das andere in einem kessen Winkel aus, die Hände in die Hüften gestemmt wie der jugendliche Held in einer Boulevardkomödie. So musterte sie ihn von Kopf bis Fuß. »Na ja, jedem Tierchen sein Pläsierchen, sag ich immer.« Sie tippte Rickards auf die Brust. »Lädst du mich zu ’nem Drink ein, Seemann?«
    Der Constable ließ sich nicht lumpen.
    Kaum eine Stunde später hatte Logan schon herausgefunden, dass die Unterschiede zwischen Rickards’ SM-Freunden und Inschs Theatertruppe gar nicht so groß waren. Beide Gruppen hatten ihre eigene Sprache, voller Akronyme und Euphemismen; beide tauschten Anekdoten über Leute aus, die Logan nicht kannte; und beide wurden – wenn er ganz ehrlich war – nach der ersten halben Stunde ein bisschen langweilig. Und niemand schien etwas über Frank Garvie zu wissen. Offenbar gab es im Nordosten Schottlands rund ein halbes Dutzend verschiedene »Munches«, Treffen der verschiedenen SM-Communities zum Knüpfen von Kontakten, und nicht jeder suchte Bekanntschaften außerhalb seiner Community. Wenn Garvie in der Szene von Ellon aktiv gewesen war, dann wäre er nicht notwendigerweise zu den Aberdeener Treffen gekommen. Und manche Leute wollten in der Szene an ihrem Wohnort anonym bleiben – was erklärte, warum die meisten, mit denen Logan sprach, Namen wie »Mistress Maureen« oder »Kinky Dave« hatten. Wie Garvie sich genannt hatte, konnte man nur raten.
    Die Ähnlichkeiten zwischen dem Freundeskreis des Constables und Inschs Truppe wurden noch offensichtlicher, als die Frau, die Logan für Rickards’ neuen Top gehalten hatte, ihn am Tresen in ein Gespräch verwickelte. In epischer Breite erzählte sie ihm, wie sie einmal die Hauptrolle in dem Märchenspiel Hans und die Bohnenranke übernommen hatte, und schwärmte von dem Gefühl von Freiheit, das sich einstellte, wenn man sich vorübergehend in eine andere Person verwandelte – frei von den Grenzen des Alltags-Ichs, offen für neue Erfahrungen. Wenn man immer nur Vanille isst, wie will man dann je herausfinden, wie Schoko-Karamellcreme schmeckt?
    Logan lächelte und nickte und fragte sich, welcher Teufel ihn geritten hatte, als er beschlossen hatte, mit Rickards hierherzukommen. Wieder musterte sie ihn von Kopf bis Fuß, als wollte sie für einen Lederharnisch Maß nehmen. »Sie haben’s noch nie ausprobiert, oder?«
    »Nein.«
    »Was schätzen Sie, was ich bin: Top, Bottom, Dom oder Sub?«
    »Äh …« Er hatte keine Ahnung, was der Unterschied zwischen einem Bottom und einem Sub war – war das nicht ein und dasselbe? Aber was immer diese Frau war, unterwürfig war sie jedenfalls nicht. »Top?«
    Sie strahlte ihn an. »Falsch! Das ist nämlich gar nicht die eigentliche Machtposition.«
    »Ja, sicher …« Logan kippte den Rest seines Biers hinunter und schielte schon in Richtung

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