Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
schön«, sagte der dicke Mann, nachdem sein Gesicht wieder einen einigermaßen normalen Pinkton angenommen hatte, »wir sind hinter Jimmy Duff her, also setzen Sie Ihren Arsch …« Er brach ab, als Logan direkt gegenüber der Adresse, zu der Ma Stewart sie das letzte Mal geführt hatte, am Bordstein anhielt. Dem Haus, in dem Jimmy Duff angeblich wohnte. »Oh … gut.«
Logan wollte sich schon abschnallen, doch Insch legte eine Pranke auf seine Hand und hielt sie fest. »Und?«
Jetzt war es also tatsächlich so weit. »Ich habe heute Morgen in der Firma angerufen, wo sie arbeitet, und dann habe ich im Hotel und im Konferenzzentrum von Bristol nachgefragt, und am Flughafen, und …«
» Heute noch, Sergeant, wenn’s geht!«
»Ihr Alibi scheint wasserdicht zu sein, Sir. Tut mir leid.«
Insch nickte, ließ aber Logans Hand nicht los. Stattdessen erhöhte er nach und nach den Druck, bis Logans Knochen zu knirschen begannen. »Sie wollen mir also sagen, dass ich es mit der einzigen Person in meiner Truppe, die ein bisschen was taugt, verschissen habe, bloß weil Sie sich geirrt haben?« Der Druck verstärkte sich noch weiter. Jetzt tat es schon ernsthaft weh.
»Ah … Ja, Sir, tut mir leid, Sir!« Logan versuchte seine Hand ganz locker zu machen, bevor Insch sie zu Brei zerquetschen konnte. »Könnten Sie vielleicht …«
»Wenn es mir nicht gelingt, sie zurückzugewinnen, Sergeant, dann brate ich mir Ihre Eier zum Frühstück. Ist das vollkommen klar?« Dies alles brachte er in einem ruhigen Konversationston vor, ohne je die Stimme zu erheben, und sein Gesicht wurde nicht einmal rot, als er seine Drohungen gegen Logan ausstieß. Was es alles irgendwie noch schlimmer machte.
»Ja, Sir.«
»Gut.« Er ließ Logans Hand los, stieg aus und wartete draußen in der Morgensonne, bis Logan es ihm gleichgetan und den Wagen abgeschlossen hatte. In diesem Moment begann Inschs Handy »Behold the Lord High Executioner« aus dem Mikado zu dudeln. Er schaltete es aus.
Kurz darauf piepste das Airwave in Logans Tasche. »McRae.« Er beugte und streckte die Finger, um die Durchblutung wieder in Gang zu bringen, während er Insch zur Haustür folgte.
» Sagen Sie mal, Sie ticken wohl nicht mehr richtig? «
Logan hielt das Ding von seinem Ohr weg und betrachtete stirnrunzelnd das beleuchtete Display, um zu sehen, ob er die Nummer des Anrufers erkannte. Die Stimme am anderen Ende wetterte unterdessen weiter über Teamwork und Loyalität und was alles passieren würde, wenn sie nicht auf der Stelle umkehrten und sich verpissten.
»Sir«, sagte Logan und tippte Insch auf die Schulter, ehe der Dicke mit der Faust auf die Haustür einhämmern konnte, »ich glaube, es ist für Sie.«
Insch nahm den Apparat, drückte seinen fetten Daumen auf den Aus-Knopf, gab ihn Logan zurück und begann so heftig an die Tür zu donnern, dass die ganze Hausfront erzitterte. » AUFMACHEN !«
Logan schloss die Augen und fluchte lautlos in sich hinein – dem Inspector mochte seine eigene Karriere ja völlig schnuppe sein, aber Logan hatte wirklich keine Lust, sich schon wieder vor die Interne Dienstaufsicht schleifen zu lassen.
Endlich wurde die Tür einen Spalt breit geöffnet, und ein schmaler Streifen Gesicht spähte hindurch. »Was gibt’s?« Kein hiesiger Akzent, sondern irgendetwas zwischen Manchester und Liverpool.
»Jimmy Duff.«
»Seh ich etwa aus wie ’ne verdammte Kilt-Schwuchtel?«
»Wo ist er?«
»Woher soll ich das wissen?«
Insch zog ein Papier aus der Innentasche seines Sakkos. »Ich habe hier einen Haftbefehl für ihn. Sie können ihn rausrücken, oder ich kann mir gewaltsam Zutritt verschaffen und mich in aller Ruhe umsehen. Liegt ganz bei Ihnen.«
»Moment.« Das Gesicht verschwand, und die Tür fiel ins Schloss. Zwei Minuten später ging sie wieder auf, und eine ramponierte und benommen wirkende Gestalt wurde kurzerhand hinaus in den Sonnenschein befördert: groß, braunes Haar, Koteletten – aber die Nase war nicht mehr bloß schief, sondern regelrecht platt gedrückt. Schwarze, krümelnde Ränder von verkrustetem Blut säumten die Nasenlöcher; Lippen und Wangen waren geschwollen; Blutergüsse überdeckten die natürliche Blässe des Gesichts. Duffs rechtes Bein steckte in einem frischen Gipsverband, ebenso wie sein linker Arm; alle Finger an der linken Hand waren geschient. Irgendjemand hatte ihn nach allen Regeln der Kunst in die Mangel genommen, aber Jimmy Duff spürte keinen Schmerz.
Schwankend stand er auf der
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