Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
Aber hauptsächlich davon, dass er an Jackie gezweifelt hatte. Sie hatte sich nicht in eine fixe Idee verrannt, sie hatte schlicht und einfach recht gehabt.
Er rief unten im Zellentrakt an, um zu fragen, ob Jimmy Duff schon wieder aus dem Orbit zurück sei. » Moment, ich schau mal nach «, sagte der Wachbeamte und blieb eine Weile verschwunden. » Nee, düst immer noch in Galaxien rum, die schon Millionen von Junkies zuvor gesehen haben. Er muss um … « – wieder eine Pause, ausgefüllt mit Papiergeraschel – » genau, morgen um halb vier im Gericht antanzen. Massig Zeit. Soll ich jemanden organisieren, der ihn heute Abend vernimmt? «
Logan überlegte kurz. »Nein. Das mache ich morgen, wenn ich reinkomme.« Schließlich hatte es ja keine Eile – Jason Fettes war tot und würde tot bleiben.
Die Pressekonferenz lief überraschend gut: Sämtliche Zeitungsreporter und Fernsehteams schienen praktischerweise vergessen zu haben, dass sie noch gestern um diese Zeit in ihren Schlagzeilen und nationalen Nachrichtensendungen von der Schändlichen Hasskampagne der Grampian Police gegen den tapferen Robby Macintyre getönt hatten. Jetzt war der Fußballer plötzlich ein Monster, und es war nur gut, dass er im Koma lag und niemandem mehr wehtun konnte.
Hinterher ging’s ins Pub: Logan, Steel und Rickards – und Rennie hängte sich auch noch dran, immer dabei, wenn es irgendwo einen Drink umsonst gab.
»Und wo ist eigentlich Watson?«, fragte Steel, während sie Rickards nachsah, der die nächste Runde holen ging. »Hätte gedacht, sie reißt sich drum, mit uns zur Feier des Tages ein oder drei Bierchen zu schlürfen.«
Logan, der wegen der ganzen Sache immer noch ein schlechtes Gewissen hatte, zuckte nur mit den Achseln. »Hat heute frei. Ich hab ihr eine Nachricht hinterlassen.« Wo immer sie stecken mochte, sie hatte ihr Handy ausgeschaltet – im Gegensatz zu Insch. Suspendierung hin oder her, er war auf dem Weg ins Pub, um mitzufeiern.
»Ist mal wieder typisch«, meinte Steel, als Rickards von der Bar zurückkam, und sicherte sich ihren nächsten doppelten Whisky, »jetzt behauptet natürlich jeder Idiot, er hätte die ganze Zeit schon gewusst, dass Macintyre schuldig ist. Aber geschnappt haben sie ihn nicht, oder? Nein, das waren Lederstrumpf und Lazarus!« Sie hob ihr Glas, brachte einen Toast auf die beiden aus – Rickards wurde gleich wieder rot wie eine Tomate – und leerte ihr Glas in einem Zug. Dann drückte sie Rennie ihre Geldbörse in die Hand und schickte ihn Nachschub holen.
Sie erzählte gerade einen schweinischen Witz über zwei Krankenschwestern und eine Wagenladung Gurken, als jemand Logan auf die Schulter tippte und fragte, ob der Platz neben ihm noch frei sei. »Ja, bitte, wir …« begann er, und dann erst sah er, wer es war: Rachael Tulloch, immer noch in ihren Büroklamotten. Er war die ganze Zeit nicht dazu gekommen, sie zurückzurufen.
»Ich dachte mir, dass ich dich hier finden würde«, sagte sie und setzte sich neben ihn. An die Runde gewandt, fügte sie hinzu: »Meine Chefin lässt ausrichten: Saubere Arbeit, und die nächste Runde geht auf sie.« Das wurde mit stürmischem Jubel begrüßt.
Steel erzählte ihren Witz zu Ende, während noch mehr Kollegen aus dem Präsidium eintrudelten – Constables, Sergeants, DIs –, und allesamt versicherten sie Steel, sie hätten immer gewusst, dass sie den Fall knacken würde. Rachael legte Logan die Hand auf den Oberschenkel, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand hinsah. Er bemühte sich, nicht zusammenzuzucken, und sie lächelte ihn an. »Ich hab mir irgendwie gedacht, dass du hier hängenbleiben würdest, nach der Geschichte mit Macintyre und so.«
»Ich … na ja, so in etwa, wir …«
»Dann komm eben morgen vorbei. Das wird bestimmt lustig. Ich hab das Wochenende frei, falls nichts allzu Wichtiges dazwischenkommt.« Sie drückte seinen Oberschenkel.
O Gott. »Wir … Ich …« SAG’S IHR ! »Ich bin mit jemandem zusammen.«
Rachael lächelte ihn an. »Ich weiß.«
Logan wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, also kippte er die Hälfte seines Biers in einem Zug hinunter, erklärte, er müsse mal eben auf die Toilette, und verschwand, ehe sie noch etwas sagen konnte. Um die Ecke, durch die Tür, die Treppe rauf … auf dem Absatz blieb er stehen, lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und schloss die Augen. Mist. Was sollte er jetzt bloß tun? Er hatte die schwerste Hürde überwunden und ihr gestanden, dass er
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