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Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Fusseln der Steinwolleisolierung vom Anzug.
    DI Steel stand schon da und erwartete ihn. »Und?«
    »Nichts.« Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, um sich von den letzten Spinnweben zu befreien.
    »Na ja, war einen Versuch wert.«
    Sie verließen das Haus und marschierten mitten durch das Knäuel von Journalisten zum Wagen zurück, wobei sie die Fragen, mit denen sie bombardiert wurden, hartnäckig ignorierten. Endlich saßen sie sicher in dem klapprigen Vauxhall, für den Logan unterschrieben hatte. Steel spähte durch die Windschutzscheibe zum Haus der Morrisons hinüber. »Was meinen Sie«, fragte sie, »wird er zurückkommen?«
    Logan nickte und ließ den Motor an. »Sie hätten sein Zimmer sehen sollen – der Junge hat mehr Sachen als ich. Die Eltern müssen ihn nach Strich und Faden verwöhnen. Noch eine Nacht draußen in der Kälte, und er wird zusehen, dass er schleunigst wieder heim zu Mama kommt.«
    »Sind Sie bescheuert? Er hat gerade einen alten Mann und eine Polizistin abgestochen. Das ist kein Hänschen klein, Mann. Ich glaube, dass der verdorbene kleine Scheißer sich irgendwo verkrochen hat …«
    »Na, er kann sich jedenfalls nicht ewig versteckt halten«, erwiderte Logan, während er ausparkte und den Weg zurück zum Präsidium einschlug. »Er hat nur die fünfzig Pfund aus Cochranes Brieftasche, und es ist ja nicht so, als könnte er die einfach so ausgeben – inzwischen dürfte es in ganz Aberdeen keinen Menschen mehr geben, der nicht weiß, wie er aussieht.« Sie hatten versucht, der Presse weiszumachen, es handle sich bei Sean nur um ein vermisstes Kind. Sie hatten sein Foto veröffentlicht und um Hinweise aus der Bevölkerung gebeten, doch einer der Zeugen aus dem St. Nicholas Centre hatte das Foto in den Nachrichten gesehen, beim Daily Record angerufen und Sean als den Knaben identifiziert, der Jerry Cochrane das Messer in die Brust gerammt hatte. Die Presse hatte sich diesen Leckerbissen nicht entgehen lassen – Achtjähriger Killer ! Das neue Gesicht des Bösen! Grundschüler tötet Rentner ! Die Story war auf den Titelseiten sämtlicher Mittagsausgaben in Schottland erschienen, und sogar in einigen englischen Blättern. »Wir könnten versuchen, seinen Schulkameraden zu folgen – irgendjemand muss ihm doch was zu essen bringen?«
    Sie dachte einen Moment lang darüber nach, den Kopf zur Seite geneigt, und kaute auf der Innenseite ihrer Wange herum. »Nee, das dauert ja ewig. Wenn ich Sean wäre, würde ich in den ersten Bus nach London steigen, oder nach Brighton oder in irgendein anderes gottverlassenes Nest.«
    »Er ist acht.«
    »Bla, bla, bla. Wann hatten Sie zuletzt was mit Kindern zu tun, hm? Acht ist heutzutage wie früher dreizehn. Klar, sie sehen aus, als könnten sie kein Wässerchen trüben, und dabei sind sie die halbe Zeit total zugedröhnt und versuchen ständig, sich gegenseitig zu schwängern.« Sie zog ihre Zigaretten aus der Tasche, schüttelte die Schachtel und steckte sie mit einem Seufzer wieder ein. »Lassen wir die kleinen Bastarde aufsammeln und aufs Revier karren, da werden sie sich ordentlich in die Hosen scheißen. Mal sehen, vielleicht verpfeift ihn ja dann einer. Und Sie sollten sich auch mal die Überwachungsvideos vom Bahnhof und vom Busbahnhof vornehmen. Und schicken Sie ein paar Uniformierte hin, die sollen die Fahrer befragen … Ach ja, und wenn Sie das erledigt haben, können Sie auch gleich diesen Zwischenbericht über Jason Fettes fertigmachen. Den ganzen Tag rumhocken und Däumchen drehen ist ja auch irgendwie nix, oder?«
    Als Logan endlich damit fertig war, Steels Arbeit für sie zu erledigen, saß schon die erste von Sean Morrisons »kleinen Freunden« mit ihrem Vater in Vernehmungsraum 2. Ein unangenehmer Geruch nach alten Socken und abgestandenem Kaffee, versetzt mit einem säuerlichen Knoblauchunterton, hing in der Luft und sickerte langsam in die Poren der Anwesenden. DI Steel hing lässig auf einem billigen Plastikstuhl und starrte das kleine Mädchen an, das ihr gegenübersaß. Natalie Lenox, acht Jahre alt; langes, dunkelbraunes Haar; blasses Gesicht; sämtliche Fingernägel bis auf winzige Stummel abgekaut; das pausbäckige Gesicht zu einer trotzigen Fratze verzogen. Ihr Vater war eine größere Ausgabe von ihr selbst, nur ohne die Haare. Er blickte finster vor sich hin, als Logan den Rollwagen mit Fernseher und Videorekorder hereinschob und die Geräte anschloss. »Ich will, dass mein Anwalt dabei ist.«
    Steel seufzte. »Das haben

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