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Der erste Verdacht

Der erste Verdacht

Titel: Der erste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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hatte das Haus bezahlt? Sanna oder Kjell Bengtsson Ceder? Obwohl Ceder nicht Ludwigs leiblicher Vater war, hatte er die Vaterschaft anerkannt oder sie zumindest nie offiziell in Frage gestellt. Erbte Sanna alles, oder hatten sie Gütertrennung vereinbart gehabt? Um was für Summen konnte es sich handeln? Irene war klar, dass es nicht leicht sein würde, auf all diese Fragen eine Antwort zu erhalten. Vielleicht spielten sie für die Ermittlung auch gar keine Rolle. Sanna hatte ein Alibi, und nichts deutete darauf hin, dass sie etwas mit dem Mord an ihrem Mann zu tun hatte.
     
    Åhlén kam gleichzeitig mit Irene – was hieß, etwas verspätet – zur Morgenbesprechung. Sie nutzte die Gelegenheit, um den Schlüssel zum Haus von Sanna Kaegler-Ceder, den sie am Vorabend von ihm ausgeliehen hatte, zurückzugeben. Der Mann von der Spurensicherung hielt ihr die Tür auf und ließ ihr den Vortritt. Kommissar Andersson stand vor seinen Leuten und zeigte Dias auf einer Leinwand. Die Leinwand konnte man wie ein Rollo in der Decke verschwinden lassen. Normalerweise war das sehr praktisch, aber heute setzte diese Konstruktion den Nerven des Kommissars gehörig zu. Die Arretierung war kaputt und setzte immer aus. Und dann verschwand das weiße Tuch immer leise rasselnd nach oben.
    Gewohnheitsmäßig steuerte Irene auf einen der Stühle zu, auf denen Tommy und sie zu sitzen pflegten, überlegte es sich dann aber anders, als ihr aufging, dass sie so zwischen dem Rotkäppchen Kajsa und Birgitta Moberg-Rauhala gesessen hätte. Stattdessen ließ sie sich auf den Stuhl neben Fredrik Stridh fallen. Er war so in das Bild auf der Leinwand vertieft, dass er gar nicht zu merken schien, wie sie sich setzte.
    »… beide Leichen lagen in der Küche. Sie waren vollständig bekleidet. Nichts deutet darauf hin, dass sie gefoltert oder misshandelt wurden, ehe man sie erschoss. Wie hier auf dem Foto zu sehen ist …«
    Der Kommissar unterbrach sich, als die Spitze seines Zeigestocks auf die Betonwand statt auf die nachgiebige Leinwand traf.
    »Jetzt ist das Ding schon wieder oben! Kann nicht jemand mal dieses verdammte Rollo reparieren?«, fauchte er wütend.
    »Ich kümmere mich drum, wenn du mit deinem Referat fertig bist«, versprach Tommy.
    »Kannst du das nicht gleich machen?«, fragte der Kommissar und atmete tief durch, um seinen Puls unter Kontrolle zu bringen.
    Nächsten Sommer würde er in Pension gehen. Er war bereits sechzig und arbeitete mit Sondergenehmigung weiter. Irene machte sich ständig Sorgen um seine Gesundheit, da sie wusste, dass er an Asthma und Bluthochdruck litt. Sein Übergewicht war an sich noch kein Leiden, verschlimmerte aber die Krankheiten, an denen er bereits litt.
    »Dazu brauche ich eine Leiter. Es dauert, eine zu holen«, erklärte Tommy geduldig.
    »Die Leinwand ist doch scheißegal. Du kannst die Bilder auch an die Wand werfen«, mischte sich Jonny Blom ein.
    Ausnahmsweise war Irene mit Jonny einer Meinung. Das kam nicht oft vor. Seit sie gemeinsam in einem Fall ermittelt hatten, bei dem mehrere zerstückelte Leichen in Göteborg und Kopenhagen aufgefunden worden waren, war ihr Verhältnis etwas getrübt gewesen. In den letzten Monaten hatte sich das etwas gebessert. Gewisse Dinge deuteten darauf hin, dass Jonny wirklich bemüht war, seinen Alkoholkonsum einzuschränken. Gerüchteweise hieß es, seine geplagte Ehefrau hätte ihm ein Ultimatum gestellt: Familie oder Flasche. An dem Gerücht schien was dran zu sein. Nicht dass darüber offen gesprochen würde, aber Jonny hatte in letzter Zeit montags nicht mehr gar so oft gefehlt und war auch nicht mehr vollkommen verkatert zur Arbeit gekommen. Er hatte einiges zu verlieren, denn er hatte die meisten Kinder von allen hier im Dezernat, vier Stück. Nur Åhlén hatte mehr, sieben, aber er arbeitete auch bei der Spurensicherung.
    Murrend versuchte Andersson, das Bild an der Wand scharf zu bekommen. Die beiden Männer lagen auf einem frisch abgeschliffenen Holzboden. In einer Ecke des Bilds war ein Stück eines Herdes zu sehen sowie der Sockel einer Küchenzeile. Einer der beiden lag mit zwei Einschusslöchern über der Nasenwurzel auf dem Rücken und starrte blicklos in die Kamera. Der andere lag auf dem Bauch. Es hatte den Anschein, als sei er kopfüber gestürzt. Jemand hatte ihm in den Hinterkopf geschossen. Das Blut war auf den Hemdkragen gelaufen und von dort weiter auf den Fußboden unter seinem Kopf. Beide wirkten recht jung. Andersson wandte sich an Jonny

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