Der erste Verdacht
nie welche besessen und gedenke auch nicht, mir welche zuzulegen!«, konterte der Kommissar.
»Wenn man sieht, wie die Sache ausgegangen ist, war das sehr klug. Für uns, die von dem neuen Rentensystem betroffen sind, sieht es schon schlechter aus. Wir hatten keine Wahl. Unsere Reserve fürs Alter ist damit futsch. Die Fonds, die für die Sicherung unseres Lebensabends sorgen sollten, investierten in Internet- und Telekomaktien. Das Geld verschwand ganz einfach im Nichts. Einiges wurde auch von den alten Rentenfonds unterschlagen. Brüder und Schwestern, das werden magere Jahre im Alter.«
»Hast du vor, Politiker zu werden?«, fragte Jonny boshaft.
»Nein, aber glaubt mir, man hat uns um unsere Pension betrogen.«
»Hör schon auf, wegen deiner Pension zu jammern, und fang an, für deinen Lohn zu arbeiten«, meinte Jonny.
Andersson wirkte verärgert und nickte zustimmend.
»Okay. Der Doppelmord in Långedrag. Ich habe einige Bilder des Hauses und der Umgebung«, sagte Svante.
Er schaltete den Projektor ein und drehte sich um, um die Dias zu kommentieren. Da die Leinwand immer noch nicht repariert war, warf er die Bilder direkt an die Wand.
»Das Grundstück liegt abgelegen in der Nähe des Käringbergs. Es handelt sich um ein umgebautes Sommerhaus. Drei Zimmer und Küche, insgesamt fünfundachtzig Quadratmeter, voll unterkellert. Der Carport ist neueren Datums.«
Das Haus war aus Holz und schien erst kürzlich hellgrau angestrichen worden zu sein. Türen und Fensterrahmen waren dunkelblau. Es wirkte nicht besonders groß oder ungewöhnlich, aber als Svante die Bilder vom Grundstück zeigte, änderte Irene ihre Meinung. Es handelte sich um ein großes Hanggrundstück mit naturbelassenem Bewuchs und kilometerweitem Meerblick.
Noch nie hatte sie bei einer Ermittlung so viele Häuser gesehen, die so nah am Meer lagen. Die Erklärung war einfach: Ein Meerblick kostete Unsummen.
»Ab Montagabend und die nächsten anderthalb Tage regnete es recht heftig. Die Leichen wurden erst am Mittwoch gefunden, und da waren die meisten Spuren im Freien bereits weggespült. Wir haben uns alle Mühe gegeben, Spuren von einem dritten Fahrzeug zu finden. Ohne Erfolg. Auf dem mit Kies befestigten Parkplatz vor dem Haus waren nur die Reifenspuren von zwei Autos zu finden.«
Tommy hob die Hand.
»Gab es keine Spuren von dem Auto, mit dem Rothstaahls Vater gekommen ist?«, wollte er wissen.
»Nein. Er ist Fahrrad gefahren. Die Eltern wohnen nur knapp einen Kilometer entfernt. Joachim hat das Haus vor einigen Jahren nach dem Tod seines Großvaters übernommen. Laut seinem Vater hat er es renovieren lassen und wollte es ausbauen, wenn er nach Schweden zurückkehren würde«, antwortete Jonny.
»Wo wohnte er jetzt?«, wollte Tommy wissen.
»In Paris.«
Sowohl Irene als auch Tommy reagierten, aber Irene war schneller.
»Joachim Rothstaahl und Philip Bergman wohnen, ich meine wohnten, also beide in Paris«, konstatierte sie.
»Ja.«
»Warum mussten sie sich dann in Göteborg treffen?«
Auf diese Frage wusste Jonny keine Antwort. Er zuckte mit den Achseln.
Der Mann von der Spurensicherung zeigte das nächste Bild, die Nahaufnahme einer Türklinke.
»Das ist die Haustür. Rothstaahls Vater fand sie am Mittwoch unverschlossen vor. Nichts deutet darauf hin, dass jemand das Schloss aufgebrochen hat. Die Terrassentür war abgeschlossen. Sie lässt sich nur von innen öffnen.«
Es folgte eine Fotoserie aus dem Inneren des Hauses. Svante Malm verweilte bei den Küchenbildern.
»In einer Tüte waren drei Flaschen Rotwein, eine Tüte Brötchen und zwei Baguettes lagen auf dem Tisch. Im Kühlschrank waren ein Paket Roastbeef und eine große Packung fertiger Kartoffelsalat. Es gab auch ein Stück eben erst gekauften Cheddarkäse, ein Päckchen streichfähige Butter, vier Dosen Bier, eine ungeöffnete Milchtüte und einen Karton mit sechs Eiern.«
»Wirkt so, als hätten sie es sich gemütlich machen wollen. Waren sie schwul?«, fragte Jonny.
Malm zuckte mit den Achseln.
»Dieser Rothstaahl wollte doch mit seiner Freundin zusammenziehen. Da kann er doch wohl nicht … so gewesen sein!«, fauchte Andersson.
»Sag das nicht«, murmelte Irene, aber so leise, dass nur Tommy sie hören konnte.
»Wir haben natürlich so viele Haare und Fasern wie möglich sichergestellt. Aber ich bin pessimistisch, denn das Haus war sehr schmutzig. Bisher gibt es nichts, was wir als eine heiße Spur bezeichnen könnten. Nichts, was auch nur an das
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