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Der erste Verdacht

Der erste Verdacht

Titel: Der erste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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lebendigen und sympathischen jungen Mannes, der da von der Wand auf Irene herabblickte. Daneben hing das Bild des Tatortes. Joachim war darauf fast nicht wiederzuerkennen.
    »Zazza- und Escada-Boutiquen«, erklärte Birgitta.
    »Oh. Dann ist klar, dass sie reich sind. Das sind große Ketten«, sagte Irene.
    Selbst sie hatte das eine oder andere Kleidungsstück bei Escada gekauft. Die Kleider der Zazza-Kette passten mehr zu ihren Töchtern.
    »Und ich meinerseits habe das Leben und die finanziellen Verhältnisse von Joachim Rothstaahl überprüft«, sagte Jonny Blom.
    Er verstummte, um sich zu versichern, dass ihm die volle Aufmerksamkeit gebührte.
    »Nach dem Desaster in London kam Joachim nach Hause. Erst war er fast ein halbes Jahr arbeitslos und ergatterte dann einen Job bei einer Bank hier in der Stadt. Wenn man sich seine Finanzen ansieht, wirkt alles recht normal. Die ganze Zeit wohnte er mietfrei in seinem Haus. Vor fast zwei Jahren trat er eine neue Stelle bei einer ausländischen Bank an und zog nach Paris.«
    »Einer französischen Bank?«, warf Irene ein.
    »Nein. Einer amerikanischen. H.P. Johnson’s heißt sie und … was ist denn jetzt schon wieder?«
    Jonny hatte den Faden verloren, als er Irenes wilden, stieren Blick bemerkte.
    »H.P. Johnson’s! Bei dieser Bank ist Edward Fenton Europachef!«, rief sie.
    »Und?«, fragte Jonny ausdruckslos.
    »H.P. Johnson’s ist eine Investmentbank. Alle, Kjell Bengtsson Ceder, Sanna Kaegler, Philip Bergman und Joachim Rothstaahl, hatten etwas mit dieser Bank zu tun. Vielleicht Thomas Bonetti auch, als er in London war. Das wissen wir nicht, das lässt sich aber herausfinden«, sagte Irene eifrig.
    »Was für ein Unterschied besteht zwischen einer Investmentbank und einer normalen Bank?«, wollte der Kommissar wissen.
    Kajsa Birgersdotter räusperte sich nervös.
    »Eine Investmentbank verwaltet Risikokapital und platziert es dort, wo es ihrer Meinung nach die größten Renditen abwirft. Zum Teil sind dann enorme Gewinne die Folge! Beispielsweise verwalteten Risikokapitalgesellschaften in den USA im Jahre 1990 dreieinhalb Milliarden Dollar. Zu Beginn des neuen Jahrtausends waren es schon einhundertundvier Millarden«, sagte sie.
    »Und wo kommt dieses risikobereite Kapital her?«, wollte Andersson verärgert wissen.
    Kajsa antwortete nicht sofort, sondern dachte nach.
    »Es handelt sich hierbei um Geld, das gerade nicht gebraucht wird. Man spielt damit, denn man geht große Risiken ein. Wie gewonnen, so zerronnen, so in der Art«, sagte sie schließlich.
    »Habt ihr noch mehr über Rothstaahl herausgefunden?«, fragte Andersson.
    »Nein. Er hat schließlich die letzten beiden Jahre in Frankreich gelebt. Genau wie sein Freund Bergman. Vielleicht würde es ja doch etwas bringen hinzufahren …«, antwortete Jonny.
    »Fangt ihr schon wieder an?«, unterbrach ihn der Kommissar. Zornesröte stieg ihm ins Gesicht, und Irene hörte, wie es beunruhigend in seiner Luftröhre zu pfeifen begann. Er saß lange da und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. Niemand im Zimmer brach das Schweigen. Mit einem wütenden Blick auf Birgitta sagte er schließlich: »Wenn jetzt jemand … kann jemand Französisch?« Nur Kajsa Birgersdotter hob die Hand.
    »Ach so. So ist das«, stellte der Kommissar fest.
    »Aber die Franzosen können Englisch«, wandte Birgitta ein.
    »Längst nicht alle«, erwiderte Andersson im Brustton der Überzeugung.
    Irene war überzeugt, dass er nie einen Fuß auf französischen Boden gesetzt hatte.
    »Okay, Kajsa. Kannst du uns schnell noch vortragen, was du über dieses Computerunternehmen und Bergman und Kaegler in Erfahrung gebracht hast?«, fragte er dann.
    Kajsa stand auf und wandte sich an die Kollegen. Sie hob den Blick nicht von ihren Papieren und begann, laut vorzulesen:
    »Sanna und Philip gingen seit dem achten Schuljahr in dieselbe Klasse und waren mehrere Jahre lang unzertrennlich. Sie scheinen auch ein Paar gewesen zu sein, aber niemand weiß es genau. Beide besuchten das Wirtschaftsgymnasium. Direkt nach dem Abitur studierten sie an der Handelshochschule, was ihnen aber recht bald zum Hals heraushing. Sie liehen sich Geld bei der Bank und kauften sich in eine Boutiquenkette ein. Sowohl Philip als auch Sanna waren sehr modebewusst. Gemeinsam gelang es ihnen, innerhalb weniger Jahre den Umsatz beträchtlich zu steigern. Die Boutiquenkette hieß …«
    Sie machte eine Pause und sah ihre Zuhörer an. Ihre Stimme zitterte vor verhaltener

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