Der erste Verdacht
Nähe erscheint«, sagte Tommy.
»Und gleichzeitig hat Sanna ihr Haus mit dem Teuersten ausstatten dürfen, ohne dass jemand die Kosten in Frage gestellt hätte. Ist das nicht merkwürdig?«, meinte Irene.
»Doch, schon. Aber vielleicht hat Kjell Ceder ja auch genau das getan. Es in Frage gestellt, meine ich. Wir wissen, dass sie sich an dem Samstag, bevor er erschossen wurde, getroffen haben. Vielleicht haben sie bei diesem Mittagessen über die Kosten für das Haus und die Lage seiner Aktiengesellschaft gesprochen«, schlug Tommy vor.
»Aber das Personal des Restaurants hat ausgesagt, dass sie sich nicht gestritten haben«, wandte Birgitta ein.
»Natürlich nicht. Schließlich war es ja Ceders eigenes Lokal. Das Personal hat vielleicht Angst, die Arbeit zu verlieren. Wer erbt das Imperium von Ceder? Sanna, wer sonst?«
Birgitta schüttelte den Kopf. Sie war anderer Meinung.
»Ich habe mich mit dem Personal unterhalten. Der Sicherheitschef Michael Fuller sah die beiden im Speisesaal. Er sagt, sie hätten sich nicht gestritten. Sowohl der Oberkellner als auch die Bedienung, die ihren Tisch betreute, sowie ein weiterer Kellner haben Ähnliches ausgesagt. Ich glaube, ich hätte gemerkt, wenn ihre Aussagen nicht gestimmt hätten.«
»Das schließt nicht aus, dass sie sich aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage der Aktiengesellschaft über das Haus unterhalten haben könnten. Vielleicht war der Streit über das nicht vorhandene Geld bereits abgeschlossen. Vielleicht ging es jetzt nur noch darum zu retten, was noch zu retten war«, beharrte Tommy.
Andersson schnaubte lautstark, um seine Verärgerung kundzutun.
»Hört schon auf zu spekulieren und fragt diese Madame doch selbst! Es ist verdammt noch mal an der Zeit, dass sie die Karten auf den Tisch legt«, sagte er barsch.
»Sie ist eine harte Nuss«, erwiderte Tommy mit einer resignierten Grimasse.
»Du hast mit ihr geredet. Lass bloß nicht locker! Sie weiß sicher mehr, als sie uns erzählt hat«, entschied der Kommissar.
Er wandte sich an Birgitta.
»Was hast du über Philip Bergman in Erfahrung gebracht?«, fragte er.
»Ich habe mit seinen Eltern gesprochen. Sie sind vor Trauer vollkommen gebrochen. Es war also nicht leicht, ein Gespräch mit ihnen zu führen. Philip war ihr einziges Kind. Immerhin habe ich herausgefunden, dass Philip viele Jahre im Ausland gelebt hat. Erst in London und danach bald zwei Jahre in Paris. Auf die Frage, warum er nach Paris gezogen sei, habe ich keine richtige Antwort erhalten. Sie äußerten sich recht vage, angeblich aufgrund von ›Geschäften, Finanzberatung und ähnlichen Aufträgen‹. Sie sind sehr stolz auf Philip und sein Geschick als Geschäftsmann.«
»Geschäftsmann? Der hat doch wohl nur Geschäfte mit dem Geld anderer Leute gemacht und zugesehen, dass es verschwand!«, unterbrach Andersson.
»Da hast du nicht Unrecht. Die Frage ist, warum er sich so urplötzlich mit Joachim Rothstaahl zusammengetan hat. Rein instinktiv habe ich das Gefühl, dass die zwei etwas planten, was nicht ganz sauber war.«
»Hast du zu Hause bei Bergmans Eltern was gefunden?«
»Nein. Sein Zimmer ist genauso, wie er es damals verlassen hat. Ich durfte mir das Wenige, das sich noch darin befindet, ansehen. Laut Aussage des Vaters hat Philip an besagtem Montagnachmittag eine große Umhängetasche gepackt und gesagt, er wolle über Nacht wegbleiben. Er hat noch darum gebeten, sich das Auto des Vaters ausleihen zu dürfen, und erzählt, dass er zu Joachim nach Hause fahren wolle. Davon, dass sie noch eine andere Person treffen würden, sei nicht die Rede gewesen. Im Zimmer fanden sich weder ein Computer noch irgendwelche Papiere. Nicht der geringste Anhaltspunkt. Laut seinen Eltern hatte er für den Mittwoch ein Flugticket zurück nach Paris gebucht. Dort liegt wahrscheinlich alles, was einigermaßen interessant sein könnte.«
»Paris!«, schnaubte Andersson.
Birgitta ignorierte ihn und fuhr fort: »Philip verfügte über keinerlei Vermögen in Schweden. Er war immer noch schwedischer Staatsbürger. Vor Jahren hatte er mal mit dem Gerichtsvollzieher zu tun, als er die Raten für sein Auto nicht mehr bezahlte. Das war kurz vor seinem Umzug nach London.«
»Was machen seine Eltern?«, fragte Irene.
»Der Vater war Optiker und die Mutter Krankenschwester. Sie wohnen in Tuve in einem Reihenhaus. Dort ist Philip aufgewachsen.«
»Entschuldige, dass ich unterbreche, aber Sannas Mutter ist nach der Scheidung ebenfalls dorthin
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