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Der erste Verdacht

Der erste Verdacht

Titel: Der erste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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erfolgreicher Internet- Unternehmer zu werden.
    Sanna war äußerst trendbewusst und hatte einen Sinn für neue Strömungen. Sie hatte bei Zazza erfolgreich im Marketing und im PR-Bereich gearbeitet. Sie konnte, wenn nötig, ebenfalls sehr charmant sein, besaß aber eine zurückhaltendere Art als Philip. Es kam fast nie vor, dass sie sich irgendeiner von Philips Ideen widersetzte. Sie ergänzten sich und standen einander immer bei.
    Thomas Bonetti passte eigentlich nicht in ihre Gesellschaft. Er gehörte definitiv nicht zu den ›beautiful people‹ und würde das auch nie tun. Die Modebranche interessierte ihn nicht im Geringsten, und er kannte sich auf diesem Gebiet auch nicht aus. Aber er hatte Erfahrungen im Ausland gesammelt und verfügte durch Leute, die er in seinen Londoner Jahren kennen gelernt hatte, über Kontakte zu internationalen Großbanken.
    Zusammen wollten sie ein siegreiches Trio werden. Sie wollten als Erste in Europa mit dem Internet-Handel beginnen. Der ›first mover advantage‹ sei wichtig, schärfte Thomas Bonetti seinen neuen Geschäftspartnern wiederholt ein.
    Im März hatten sie sich für den Vertrieb exklusiver Mode und Accessoires entschieden. Kaufte man einen Armani-Anzug, sollte man auch die passenden Schuhe und Socken, Schlipse und Hemden, Manschettenknöpfe, After-Shaves, Parfüms, Armbanduhren, Siegelringe usw. erstehen können.
    ›Wir bieten unseren Kunden einen komplett neuen Lebensstil innerhalb einer Minute! Perfekt für den gehetzten Menschen von heute!‹, rief Philip begeistert auf der ersten (und einzigen) Einführungsveranstaltung für die ph.com-Angestellten.
     
    Ende April 1998 fuhren die drei nach London. Sie wohnten im exklusiven Hotel Hilton. Eigentlich fand Sanna es zu teuer, aber sowohl Thomas als auch Philip hielten eine solide Fassade für wichtig. Alle drei waren sich einig, dass das Unternehmen nicht schwedisch, sondern weltumspannend sein sollte. Natürlich wollten sie an das richtig große Risikokapital herankommen. Daher war es naheliegend, das Geld im Ausland zu beschaffen. Sie waren nach London gefahren, um die ersten Verhandlungen mit verschiedenen internationalen Firmen zu führen, die ihrem Projekt Glaubwürdigkeit verleihen sollten. Schon vor ihrer Reise hatten sie Termine mit den angesehensten Rechtsanwaltskanzleien und Wirtschaftsprüfern vereinbart. Mit angesehenen Partnern würde es leichter sein, die Kontakte zu den finanziellen Ratgebern zu knüpfen, die die Verbindung zu den Investmentbanken herstellen konnten.
    Recht bald erkannten sie, dass sie mit einer amerikanischen Investmentbank am besten beraten sein würden. Schließlich lag ihr größter Markt in den USA. Um bei den großen Modehäusern Vertrauen zu wecken, benötigten sie das Image eines globalen Unternehmens mit guten Kontakten zu Beratern an der Wall Street. Deswegen war es nur natürlich, dass sie von Anfang an versuchten, H.P. Johnson’s für den Auftrag zu interessieren. Sie umwarben die Mitarbeiter der Europa-Niederlassung der amerikanischen Investmentbank regelrecht. Als sie ihre Geschäftsidee vorstellten, sagte Philip selbstsicher: ›Wir rechnen mit einem Kapitalbedarf von fast hundert Millionen Dollar.‹
    Die Banker rechneten mit einer Provision von sieben Prozent, also einem Verdienst von sieben Millionen Dollar für die Bank. Natürlich war H.P. Johnson’s interessiert!
    H.P. Johnson’s war eine alte, renommierte Handelsbank, und ph.com öffnete ihr ein Tor zum Internet-Sektor. Mehrere ihrer Konkurrenten hatten sich bereits auf dieses Gebiet vorgewagt, und die Chefs der Bank beschlossen, den Kampf mit ihnen aufzunehmen.
    Zu Beginn des Herbstes 1998 willigte H.P. Johnson’s ein, sich für das Milliardenprojekt zu verbürgen. Sie wurden die offiziellen Berater von ph.com.
    Nichts deutet darauf hin, dass die Bank je den Hintergrund der drei Schweden kontrollierte. Über den Grund dafür lassen sich nur Mutmaßungen anstellen. Vielleicht wollte man das Projekt nicht in Frage stellen, da es H.P. Johnson’s ermöglichte, in den lukrativen Internetmarkt einzusteigen.
    Im Herbst 1998 kam das Projekt richtig in Schwung. Die drei verpflichteten eine der international bekanntesten Anwaltskanzleien, Andersen & Andersen & Schoultze, als ihre juristischen Ratgeber.
    Das Führungstrio von ph.com hielt die Zeit für gekommen, Kapital für das Projekt einzuwerben. Bisher hatten sie alles mit eigenem Geld finanziert. In einem Investitionsmemorandum hielten sie fest, dass sie

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